Côte d’Azur und Provence – Teil II
Heute steht ein Ausflug nach Menton auf dem Programm. Vorbei an Monte Carlo fahren wir mit Bus und Bahn immer an der Küste entlang bis zur Grenzstadt zwischen Frankreich und Italien. Menton hat ein ausgesprochen mildes Klima. Der Mont-Agel schützt den Badeort vor den kalten Nordwinden.
„Perle Frankreichs“ steht am Ortseingang, als wir nach gemütlicher Fahrt am späten Vormittag eintreffen. Warum, wird auf den ersten Blick klar: Dicht an dicht reihen sich hübsche Häuser mit bunten Haustüren und Fensterläden in der sehenswerten Altstadt. Mediterranes Flair wohin man schaut.
In Menton spielt die Zitrone eine große Rolle. Hier gibt es alles, was man aus der Frucht herstellen kann: Limonade, Kekse, Parfum, Seife. Jedes Jahr findet parallel zum Karneval in Nizza das Zitronenfest, die “Fête du Citron“, statt. Wochenlang gibt es auch hier festliche und ausgelassene Umzüge. 145 Tonnen Zitronenfrüchte werden zu riesigen, bis zu 10 Meter hohen Figuren arrangiert. Wir sind beeindruckt!
Wir schlendern durch die engen Gassen der Altstadt und genießen den herrlichen Frühlingstag. Eine bunte Mischung aus französischer und italienischer Lebensart prägt den Ort. Unseren Plan, heute noch Monte Carlo zu besuchen, geben wir schnell auf. Lieber schlendern wir noch ein wenig durch die hübschen Gassen und Treppen.





Wir wachen auf, weil ein Sturm um das Wohnmobil tobt und es trotz ausgefahrener Stützen ziemlich ins Schwanken bringt. Der Wetterbericht hatte gestern eine Sturmwarnung angekündigt und tatsächlich pfeift der Wind jetzt durch alle Ritzen. Keine guten Voraussetzungen für unser heutiges Ziel: Gourdon, ein kleines Dorf in den Bergen. Wegen seiner exponierten Lage wird der Ort auch „Adlerhorst“ genannt. Je höher wir kommen, desto heftiger pfeift der Sturm. Die starken Böen machen das Fahren auf den kleinen Straßen sehr unangenehm – und wir haben noch nicht einmal ein Drittel der Strecke zurückgelegt. Wir befürchten, dass der Sturm immer heftiger wird, je höher wir die Berge erklimmen. Also beschließen wir kurzerhand, zurück ans Meer und nach Ste-Maxime zu fahren.
In Ste-Maxime finden wir schnell den örtlichen Stellplatz. Ein einziger Platz ist noch frei, direkt unter einem alten Baum, der unter dem Sturm ächzt. Ob er dem Wind standhält? Wir wollen es nicht darauf ankommen lassen. Also alles wieder einpacken und weiter nach Gassin, wo wir am Ortseingang auf einem einsamen Parkplatz einen schönen Übernachtungsplatz finden.

Nach einer sehr ruhigen Nacht auf dem Parkplatz vor dem Dorf gehen wir hinauf ins Städtchen, um Kaffee und Croissants zu frühstücken. Aber alle Bistros und Restaurants sind geschlossen. Der Ort ist wie ausgestorben. Keine Menschenseele begegnet uns auf unserem Rundgang. Herrlich! Im Sommer muss hier die Hölle los sein, denn von Saint-Tropez sind es nur 10 Autominuten bis hierher.

Das Wetter ist heute etwas trüb, wir wollen faulenzen. Ab und zu regnet es sogar ein wenig. Wir fahren zurück nach Ste-Maxime auf den Stellplatz. Diesmal bekommen wir einen schönen Platz, der nicht unter Bäumen liegt. Und das ist auch gut so! In der Nacht fegt ein orkanartiger Sturm über die Côte d’Azur. Das Wohnmobil schaukelt und wackelt – wir können keine Sekunde schlafen! Am Morgen lassen die Böen nach. Der Sturm ist wie weggeblasen und die Sonne lacht vom Himmel.
Nach Saint-Tropez fahren wir die Küstenstraße entlang. Zum Parken finden wir am alten Hafen einen großen Parkplatz für Reisebusse. Die Schranke geht nicht auf. Erst als wir den Rufknopf drücken, kommt das Parkticket. Jetzt können wir die Stadt erkunden.
Der Ruf von Saint-Tropez steht für Luxus, pompöse Yachten oder teure Sportwagen. Doch das ist ein überholtes Klischee. Aber auch ohne den internationalen Jetset gefällt uns Saint-Tropez sehr gut. Kleine, enge Gassen, hübsche Geschäfte und die elegante Hafenpromenade machen das Städtchen sehenswert.
Da uns der Schlafplatz in Gassin so gut gefallen hat, fahren wir am Abend die wenigen Kilometer zurück und stehen wieder mutterseelenallein inmitten der Pinien vor dem Dorf.



Die Gasflasche ist heute Nacht leer. Das passiert bei uns immer mitten in der Nacht! Aber die automatische Umschaltung auf die zweite volle Flasche funktioniert einwandfrei und es bleibt schön warm im Wohnmobil. An der nahe gelegenen Tankstelle bekommen wir am nächsten Tag schnell Ersatz, der Transport mit unserer neuen Sackkarre klappt tadellos. Perfekt!
Am Meer entlang geht es weiter nach Le Lavandou. In der Nähe von Le Lavandou befindet sich das Meeresschutzgebiet Sanctuaire Pélagos. Im Sommer kann man hier manchmal Meeressäuger beobachten. „Whale Watching“ wurde zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung. Heute wirkt der Ort wie ausgestorben. Wir können zwar in einem kleinen Bistro eine leckere Paella essen, aber Ende Februar ist die Küste kaum besucht.
Unser bisheriges Fazit: Die Côte d’Azur ist für uns kein bevorzugtes Reiseziel. Selbst im Winter sind alle Parkplätze mit Höhenbegrenzungen verbarrikadiert und am Straßenrand ist das Parken für Wohnmobile verboten. Offizielle Stellplätze gibt es nur wenige (und die sind auch jetzt im Winter teilweise überfüllt). Die Campingplätze sind – sobald Touristen kommen – unverschämt teuer und in den Wintermonaten geschlossen. Trotzdem genießen wir es, die hübschen Dörfer und Städtchen ohne die Touristenmassen des Sommers zu sehen und die Küstenstraße ohne die sommerlichen Staus zu befahren!


Regentropfen, die auf das Dach unseres Wohnmobils fallen, wecken uns. Wir können uns also Zeit lassen mit dem Frühstück und dem Wohnmobil ver-/entsorgen. Der wirklich teure Stellplatz (20 Euro im Winter) in Cavalaire-sur-Mer ist mittlerweile ein dreckiger Schlammplatz. Der VE ist unterirdisch schlecht. Alles ungepflegt und renovierungsbedürftig. Aber es ist eben der einzige Übernachtungsplatz weit und breit. In Le Lavandou finden wir schnell einen Parkplatz und entschädigen uns für den Frust mit einem herrlich frischen Croissant und dampfendem, heißen Kaffee.

Weniger als eine halbe Autostunde von Le Lavandou entfernt liegt das Städtchen Bormes-les-Mimosas. Schon im Februar blühen hier die Mimosen. Die Altstadt von Bormes-les-Mimosas zählt zu den “Schönsten Orten Frankreichs”.



Auf der Weiterfahrt nach Hyères sehen wir ein Hinweisschild zur Chartreuse de la Verne und machen spontan einen Abstecher. Auf immer engeren und kurvigeren Sträßchen kommen wir dem Kloster immer näher, bis 6 Kilometer vor dem Ziel die Straße so schmal wird, dass eine Durchfahrt für uns unmöglich wird und schließlich verboten ist. Schade! Zu Fuß ist es uns dann doch zu weit.
Dafür finden wir in Collebrieres einen wunderschönen Schlafplatz auf einer Wiese an einem plätschernden Bächlein. Wunderbar!

Der Morgen beginnt mit heftigem Regen und orkanartigem Sturm. Die angekündigte Gewitterfront hat uns erreicht. Leider sind die Wetteraussichten für den ganzen Tag nicht gut. Wir verlassen die Wiese, denn je länger es regnet, desto größer ist die Gefahr, uns im nassen Gras festzufahren.
In La Londe-les-Maures verbringen wir schließlich den Tag auf einem sicheren Stellplatz. Wir machen nur einen kleinen Spaziergang durch den eher unscheinbaren Ort.

Auch heute Nacht hat der Sturm um das Wohnmobil gewütet. Immerhin hat der Regen nachgelassen. Am Morgen scheint die Sonne durch die Fenster. Die Schlechtwetterfront scheint abgezogen zu sein. Der Morgen lädt dazu ein, die Umgebung zu erkunden.

So unscheinbar das Zentrum von La Londe-les-Maures ist, so schön sind der Jachthafen und die Strände. Alles sieht neu aus und ist sehr großzügig und schön angelegt. Sogar einige Bistros haben geöffnet, so dass wir eine leckeren „Plat du Jour“ essen können.
Leider müssen wir bei unserer Rückkehr zum Stellplatz feststellen, dass der Wasserhahn an der Versorgungsstation nicht funktioniert. Unsere Kreditkarte wird nicht akzeptiert. Die Karte eines hilfsbereiten Franzosen auch nicht. Da es in dieser Gegend kaum andere Stellplätze gibt, fahren wir bis nach Hyères, aber auch dort gibt es keine Ver- und Entsorgungsstation mehr. Also weiter in den verschiedenen Stellplatzführern gesucht, einige Kilometer gefahren, wieder kein Glück. Weit und breit kein Wasserhahn. Erst in St-Mandrier-sur-Mer können wir unseren leeren Wassertank wieder auffüllen. So erfolglos haben wir schon lange nicht mehr gesucht!
Der Übernachtungsplatz in St-Mandrier-sur-Mer liegt in einem ehemaligen Industriegebiet. Entsprechend trist sieht es aus, aber für eine Nacht muss es reichen. Und wir bekommen den letzten freien Platz!



