Côte d'Azur und Provence

Côte d’Azur und Provence – Teil III

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St-Mandrier-sur-Mer ist ein schönes Dörfchen auf der gleichnamigen Halbinsel. Über eine kleine, gewundene Straße fahren wir bei herrlichem Sonnenschein – und heute sogar ohne Sturm und Wind – in den beliebten Ferienort. Der Hafen nimmt fast drei Viertel des Stadtgebietes ein und ist eng verbunden mit der Militärbasis von Toulon auf dem gegenüberliegenden Festland.

Wir genießen den Bummel um das riesige Hafenbecken in herrlicher Frühlingsluft.

St-Mandrier-sur-Mer
St-Mandrier-sur-Mer
St-Mandrier-sur-Mer

Entlang der Küste fahren wir anschließend nach Bandol. Wir müssen ziemlich lange im Ort herumkurven, um einen der spärlichen Parkplätze zu ergattern. Aufgrund einer Baustelle gibt es auch noch Dauerstau. Bandol ist einer der größten und ältesten Badeorte an der Küste. Uns gefällt es hier sofort. Neben noblen Villen mit gepflegten Gärten werden die Straßen und Gassen von pastellfarbenen Häusern mit schmiedeeisernen Balkonen gesäumt. An der endlos langen Uferpromenade drängen sich unzählige Restaurants und Bistros aneinander. Dazwischen stehen Palmen und Schirmpinien. Wie die Fußgängerzone im Zentrum so lädt auch die Promenade zum Flanieren ein. Das Städtchen hat viel Flair und Charme, ohne allzu touristisch auf uns zu wirken.

Von Bandol aus finden Bootstouren entlang der Küste bis nach Cassis und Marseille statt, immer den Calanques, einer eindrucksvollen Steilküste aus Kalkgestein, entlang. Aber leider erst ab Mai. Schade!

Nichts erinnert heute noch daran, dass in Bandol einst ein begeisterter und passionierter Entdecker lebte. Im Alter von 16 Jahren erfand Louis Lumière hier die Fotoplatte. 1895 baute er den ersten Kinematograph und 1903 reproduzierte er einen Regenbogen auf einer lichtempfindlichen Fotoplatte: die Geburt des ersten Farbfotos!

Im Touristenbüro fragen wir nach einem Wohnmobilstellplatz, entweder direkt im Ort oder in der Gegend. Doch man begegnet uns nur mit einem müden Lächeln. Also befragen wir die sehr nützliche Promobil-APP, die einen Stellplatz in Gémenos, eine halbe Autostunde von Bandol entfernt, kennt. Für drei Wohnmobile soll mitten im Ort neben der Kirche Platz sein. Und tatsächlich: Von den drei Plätzchen ist einer für uns frei. Aber auch nur deshalb, weil ein anderes Wohnmobil die Einfahrt zum Platz übersieht*. Glück gehabt! Und der Platz liegt auch noch genau neben dem örtlichen Boulodrome. Très bien!

* Das andere Wohnmobil findet auf den angrenzenden PKW-Parkplätzen auch noch ein Plätzchen.

Bandol
Bandol
Bandol

Am nächsten Tag erwartet uns leider regnerisches Wetter. Nachts hat es angefangen zu nieseln, der Himmel ist trüb und grau. Wir lassen es daher gemütlich angehen und fahren gegen Mittag mit dem kostenlosen (!) Bus bis nach Aubagne, einem Vorort von Marseille. Bis ins Zentrum von Marseille wollen wir in den vollen, öffentlichen Verkehrsmitteln aufgrund der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus lieber nicht fahren.

Aubagne ist ein sehr trister Ort, was sicher auch der Regenstimmung geschuldet ist. Alles wirkt schon ein bisschen „Maghreb“. Gleichwohl essen wir in einem libanesischen Restaurant eine vorzügliche Tajine mit Lamm. Als Dessert bestellen wir uns Profiteroles, also mit Crème gefüllte Bällchen (bei uns als Windbeutel bekannt). Als die serviert werden, sind sie knallhart gefroren. Ich reklamiere und werde aufgeklärt, dass diese Bällchen hier mit Vanilleeis gefüllt sind und deshalb natürlich kalt und hart sind!

Aubagne

Marseille durch- und umfahren hätten wir uns spannender vorgestellt. Zwar ist am Freitagvormittag wenig Verkehr und alles geht ganz entspannt und ohne Stau. Dass unser Navi in jedem der vielen Tunnels die Satellitenverbindung verliert, ist allerdings lästig. So sind wir besonders auf gute Routenführung angewiesen, damit wir unser heutiges Ziel Martigues problemlos erreichen. Unterwegs gehen wir noch in einem großen Einkaufszentrum unsere Vorräte auffüllen. Auf dem Parkplatz patrouillieren Sicherheitskräfte vor einer eingeschlagenen Autoscheibe. Hier sind also nicht nur Wohnmobile das Ziel von Aufbrüchen.

Wenige Kilometer hinter dem Großraum Marseille erreichen wir den Hafen von Martigues: Carro. Hier gibt es einen großen Wohnmobilstellplatz mit Blick aufs Meer. Herrlich! Und auch kulinarisch hat das Dörfchen einiges zu bieten.

Direkt an der Küste weht ein sehr kräftiger Wind. Das ist ideal für Windsurfer. Tatsächlich haben sich einige in die bestimmt eiskalten Fluten gewagt. Und für das Mittelmeer gibt es heute einen erstaunlich hohen Wellengang. Fast so stark wie am Atlantik türmt sich das Wasser. Perfekte Fotomotive!

Gegen Abend frischt der Wind noch weiter auf. Die herausgegebene Unwetterwarnung sagt starke Orkanböen voraus. Die Wohnmobile auf dem kaum windgeschützten Stellplatz rücken näher zusammen. Neben uns quetscht sich ein riesiger Wohnklotz auf Rädern, in dessen Windschatten wir aber prima geschützt stehen!

Carro
Carro
Carro
Carro
Carro

Pünktlich in der Nacht von Freitag auf Samstag schaltet die Gasanlage auf die Reserveflasche um. Die französische Flasche hat bei uns also genau eine Woche gehalten. Im wenige Kilometer entfernten Martigues finden wir schnell einen Supermarkt mit angeschlossener Tankstelle, die auch Flaschengas verkauft. Mal sehen, wie lange es diese Mal reicht!

Martigues ist eine Stadt des Wassers und wird in Südfrankreich auch das „Venedig der Provence“ genannt.

Der Ort liegt auf einem schmalen Landstreifen zwischen den Wasserflächen Golfe du Fos und Étang de Berre. Ein Kanal zwischen diesem Strandsee und dem Mittelmeer teilt Martigues in zwei Areale auf. Inmitten dieses Kanals, zwischen dem Canal de Gallifet im Süden und dem Canal de Baussengue mit seinem großen Jachthafen, befindet sich auf einer kleinen Insel das charmante Quartier de l’Île. Dort entdecken wir eine kleine Wasserfläche, die unglaublich malerisch ist. Vor den Fassaden der schmalen, hohen Häuser tummeln sich bunt bemalte, hölzerne Fischerboote, die sachte auf und ab wippen und sich im dunklen Wasser spiegeln.

Wir genießen die Frühlingssonne, wenngleich es eisig unter unsere Jacken zieht, denn der Sturm von heute Nacht hat sich immer noch nicht gelegt. Der Wind ist richtig kalt. Gegen Abend wird er sogar stärker und schaukelt unser Wohnmobil die ganze Nacht hin- und her.

In Istres gibt es einen schönen Stellplatz direkt am Wasser. Wir machen von dort aus einen kleinen Rundgang in Richtung Stadtzentrum. Doch nach einigen 100 Metern brechen wir unseren Spaziergang wieder ab, weil wir kaum gegen den Sturm ankommen.

Martigues
Martigues
Martigues
Martigues

Wir beginnen heute die Rückreise nach Hause, lassen den Tag aber langsam angehen. Wir trödeln ein bisschen herum, bis wir gegen Mittag nach Istres ins Zentrum marschieren. Dort wollen wir noch einmal Essen gehen. Aber so sehr wir auch suchen (TripAdvisor hilft uns dabei), die ausgewählten Brasserien und Restaurants haben durchweg geschlossen. Am Sonntagmittag! Dann eben nicht. Vielleicht finden wir ja unterwegs noch etwas. Doch leider kommen wir in Sisteron, unserem Etappenziel, an, ohne etwas Passendes gefunden zu haben. Sehr schade!

Istres

Für eine Nacht ist der Stellplatz am Bahnhof in Sisteron sehr gut geeignet. Er ist überraschend ruhig, obwohl er nahe dem Zentrum liegt. Und noch besser: Schräg gegenüber gibt es eine Bäckerei mit frischen Croissants zum Frühstück.

Der anschließende, morgendliche Bummel führt uns in einen sehr liebenswerten, charmanten Ort, der von einer imposanten Zitadelle überragt wird und direkt an der Route Napoleon liegt. In der malerischen Altstadt finden wir bei unserem Rundgang ein schönes Architekturerbe. Die romanische Kathedrale Notre-Dame-des-Pommiers, die Festungstürme, die mit alten Fassaden gesäumten Gassen und die schönen Plätze mit den schmuckvollen Brunnen machen den provenzalischen Charme der Stadt aus. Sisteron nennt sich nicht zu Unrecht „Porte de la Provence“. 

Sisteron

In Garde Colombe kommen wir an einem kleinen Restaurant vorbei. Davor auf dem Parkplatz stehen einige Handwerkerfahrzeuge. Da gibt es bestimmt ein feines Mittagsmenü. Also schnell gewendet, und wir werden mit einer sehr leckeren „Plat du jour“ verwöhnt.

Weiter Richtung Grenoble müssen wir über einige kleinere Pässe fahren. Und wir nähern uns der angekündigten Schlechtwetter- und Kaltfront. Eine schwarze Wolkenwand steht am Horizont. Das Thermometer fällt in kaum einer Stunde von 12 auf 0 Grad. Es beginnt zu regnen, der Regen geht über in Schneeregen, und mit dem Anstieg zum ersten Pass fallen dicke Schneeflocken. Autos die uns entgegenkommen, haben eine Schneehaube auf dem Dach. Wir sind zum ersten Mal richtig froh, Winterreifen aufgezogen zu haben. Die Strasse ist auf der Passhöhe zugeschneit und der Schneepflug wartet am Straßenrand auf seinen Einsatz.

Weiter Richtung Norden entspannt sich die Wetterlage, es wird wieder wärmer und der Schneefall geht in Regen über. Ein richtiges „Sauwetter“. In Aix-les-Bains übernachten wir noch einmal und fahren dann über Genf und Lausanne zurück nach Staufen im Breisgau.

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