Côte d’Azur und Provence – Teil III

4.8
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St-Mandrier-sur-Mer ist ein hübsche Hafenstadt auf der gleichnamigen Halbinsel. Über eine kleine Serpentinenstraße erreichen wir bei strahlendem Sonnenschein – und heute sogar ohne Sturm und Wind – den beliebten Badeort. Der Hafen nimmt einen großen Teil der Stadt ein, da er zum Militärstützpunkt Toulon auf dem gegenüberliegenden Festland gehört. Wir genießen den Spaziergang um das riesige Hafenbecken in herrlicher Frühlingsluft.

St-Mandrier-sur-Mer
St-Mandrier-sur-Mer
St-Mandrier-sur-Mer

Entlang der Küste fahren wir nach Bandol. Wir müssen eine ganze Weile um den Ort herumfahren, um einen der wenigen Parkplätze zu finden. Wegen einer Baustelle gibt es immer wieder Staus. Bandol ist einer der größten und ältesten Badeorte an der Küste. Uns gefällt es hier auf Anhieb. Neben eleganten Villen mit gepflegten Gärten säumen bunte Häuser mit hübschen Balkonen die Straßen und Gassen. An der endlosen Strandpromenade reihen sich unzählige Restaurants und Bistros aneinander. Dazwischen Palmen und Schirmkiefern. Wie die Fußgängerzone im Zentrum lädt die Promenade zum Flanieren ein. Das Städtchen hat viel Flair und Charme, ohne auf uns allzu touristisch zu wirken.

Von Bandol aus werden Bootsfahrten entlang der Küste bis nach Cassis und Marseille angeboten, immer entlang der Calanques, einer beeindruckenden Steilküste aus Kalkstein. Leider erst ab Mai. Schade!

Heute erinnert nichts mehr daran, dass in Bandol einst ein leidenschaftlicher Entdecker lebte. Im Alter von 16 Jahren erfand Louis Lumière hier die Fotoplatte. 1895 baute er den ersten Kinematographen und 1903 bannte er einen Regenbogen auf eine Fotoplatte: das ersten Farbfoto der Geschichte war entstanden!

Im Tourismusbüro fragen wir nach einem Wohnmobilstellplatz, entweder direkt im Ort oder in der Umgebung. Aber man lächelt uns nur müde an. Also befragen wir die nützliche Promobil-APP, die einen Stellplatz in Gémenos kennt, eine halbe Autostunde von Bandol entfernt. Mitten im Dorf neben der Kirche soll Platz für drei Wohnmobile sein. Und tatsächlich: Von den drei Plätzen ist einer für uns frei. Allerdings nur, weil ein anderes Wohnmobil die Einfahrt zum Platz verpasst hat. Glück gehabt! (Das andere Wohnmobil findet auf den angrenzenden PKW-Parkplätzen auch noch ein Plätzchen). Und der Platz liegt auch noch direkt neben dem örtlichen Boulodrome. Très bien!

Bandol
Bandol
Bandol

Am nächsten Tag erwartet uns leider wieder regnerisches Wetter. In der Nacht hat es angefangen zu nieseln, der Himmel ist trüb und grau. So lassen wir es gemütlich angehen und fahren gegen Mittag mit dem kostenlosen (!) Bus nach Aubagne, einem Vorort von Marseille. Bis ins Zentrum von Marseille wollen wir wegen der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus lieber nicht mit den überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln fahren.

Aubagne ist ein sehr trister Ort, was sicher auch am Regen liegt. Alles wirkt schon ein wenig „Maghreb“. Gleichwohl essen wir in einem libanesischen Restaurant eine leckere Tajine mit Lamm. Zum Nachtisch bestellen wir Profiteroles, mit Creme gefüllte Bällchen (bei uns als Windbeutel bekannt). Als sie serviert werden, sind sie hart gefroren. Ich reklamiere und bekomme erklärt, dass diese Bällchen hier mit Vanilleeis gefüllt und deshalb natürlich kalt und hart sind!

Aubagne

Die Fahrt durch und um Marseille hatten wir uns spannender vorgestellt. Zwar ist am Freitagmorgen wenig Verkehr und alles geht entspannt und ohne Stau. Ärgerlich ist allerdings, dass unser Navi in jedem der vielen Tunnel die Satellitenverbindung verliert. Jetzt wären wir besonders auf eine gute Routenführung angewiesen, um unser heutiges Ziel Martigues sicher zu erreichen. Unterwegs decken wir uns in einem großen Einkaufszentrum mit Proviant ein. Auf dem Parkplatz patrouillieren Sicherheitskräfte vor einer eingeschlagenen Autoscheibe. Nicht nur Wohnmobile sind hier das Ziel von Einbrüchen.

Einige Kilometer hinter dem Ballungsraum Marseille erreichen wir den Hafen von Martigues: Carro. Hier gibt es einen großen Wohnmobilstellplatz mit Blick aufs Meer. Herrlich! Und auch kulinarisch hat der Ort einiges zu bieten.

Direkt an der Küste weht ein sehr starker Wind. Ideal für Windsurfer. Tatsächlich haben sich schon einige in die sicher eiskalten Fluten gewagt. Und für das Mittelmeer ist der Wellengang heute erstaunlich hoch. Fast so stark wie am Atlantik türmt sich das Wasser. Perfekte Fotomotive!

Gegen Abend nimmt der Wind weiter zu. Die Unwetterwarnung kündigt schwere Sturmböen an. Die Wohnmobile auf dem kaum windgeschützten Stellplatz rücken zusammen. Neben uns quetscht sich ein riesiger Liner, in dessen Windschatten wir aber gut geschützt stehen!

Carro
Carro
Carro
Carro
Carro

Pünktlich in der Nacht schaltet die Gasanlage auf die Reserveflasche um. Die französische Flasche hat bei uns also genau eine Woche gehalten. Im wenige Kilometer entfernten Martigues finden wir schnell einen Supermarkt mit Tankstelle, der auch Flaschengas verkauft. Mal sehen, wie lange es diesmal reicht!

Martigues wird in Südfrankreich auch das „Venedig der Provence“ genannt. Der Ort liegt auf einem schmalen Landstreifen zwischen dem Golfe du Fos und dem Étang de Berre. Dazwischen liegt auf einer kleinen Insel das charmante Quartier de l’Île.

Wir genießen die Frühlingssonne, auch wenn es unter unseren Jacken eiskalt ist, denn der Sturm der letzten Nacht hat sich noch nicht gelegt. Der Wind ist “saukalt”. Gegen Abend nimmt er sogar noch zu und schaukelt unser Wohnmobil die ganze Nacht hin und her.

In Istres gibt es einen schönen Stellplatz direkt am Wasser. Von dort aus machen wir einen kleinen Spaziergang in Richtung Stadtzentrum. Doch nach wenigen hundert Metern brechen wir den Spaziergang wieder ab, da wir dem Sturm kaum standhalten können.

Martigues
Martigues
Martigues
Martigues

Wir treten heute die Heimreise an, lassen den Tag aber langsam angehen. Wir trödeln ein wenig, bis wir gegen Mittag ins Zentrum von Istres fahren. Dort wollen wir noch einmal essen gehen. Doch so sehr wir auch suchen, die Brasserien und Restaurants haben alle geschlossen. Am Sonntagmittag!

Istres

Für eine Nacht ist der Stellplatz am Bahnhof von Sisteron sehr gut geeignet. Trotz seiner Nähe zum Zentrum ist es erstaunlich ruhig. Und noch besser: Gegenüber gibt es eine Bäckerei mit frischen Croissants zum Frühstück.

Der anschließende morgendliche Bummel führt uns in ein charmantes Städtchen, das von einer imposanten Zitadelle überragt wird und direkt an der Route Napoleon liegt. Sisteron nennt sich zu Recht „Porte de la Provence“.

Sisteron

In Garde Colombe kommen wir an einem kleinen Restaurant vorbei. Davor stehen auf dem Parkplatz einige Handwerkerfahrzeuge. Hier gibt es bestimmt ein leckeres Mittagsmenü. Also schnell umgedreht und wir werden mit einer leckeren „Plat du jour“ verwöhnt.

Auf dem Weg nach Grenoble müssen wir einige kleine Pässe überqueren. Und wir nähern uns der angekündigten Kalt- und Schlechtwetterfront. Am Horizont türmt sich eine schwarze Wolkenwand auf. Das Thermometer fällt in weniger als einer Stunde von 12 auf 0 Grad. Es beginnt zu regnen, der Regen geht in Schneeregen über, und beim Aufstieg zum ersten Pass fallen dicke Schneeflocken. Autos, die uns entgegenkommen, haben Schneehauben auf dem Dach. Zum ersten Mal sind wir froh, Winterreifen aufgezogen zu haben. Auf der Passhöhe ist die Straße zugeschneit und der Schneepflug wartet am Straßenrand auf seinen Einsatz.

Weiter nach Norden entspannt sich die Wetterlage, es wird wieder wärmer und der Schneefall geht in Regen über. Ein richtiges „Sauwetter“. Wir übernachten noch einmal in Aix-les-Bains und fahren dann über Genf und Lausanne nach Hause.

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