Côte d’Azur

4.9
(60)

Der Wetterbericht für Freiburg im Breisgau sagt für die nächsten Tage Temperaturen um 0 Grad, Regen, leichten Schnee und Graupelschauer voraus. Von Frühling also noch keine Spur. An der Côte d’Azur hingegen verspricht der Wetterbericht frühlingshafte Temperaturen und viel Sonnenschein. Also auf geht’s…

Unser Plan ist, dass ich mit meiner Frau 2 Wochen an der Côte d’Azur entlang fahre, die Mimosenstraße besuche und meine Frau in Avignon zum Zug bringe (von dort fährt ein TGV direkt nach Mulhouse). Sie muss leider noch arbeiten gehen. Ich will noch einige Tage in der Provence verbringen, um den Frühling zu genießen.

Doch es kam ganz anders!

Für die Anreise wählen wir die Route durch die Schweiz, das Tessin (also durch den Gotthardtunnel) nach Italien und dann entlang der Riviera nach Frankreich. Von Freiburg aus ist dies der kürzeste Weg und auch der günstigste, da die Schweizer Autobahnvignette und die italienische Autobahnmaut deutlich günstiger sind als die Autobahngebühren in Frankreich. In Santo Stefano al Mare finden wir noch auf italienischer Seite einen schönen Übernachtungsplatz, ein paar Meter weiter eine kleine Pizzeria mit 872 verschiedenen Pizzen. Ich wäre verhungert, hätte ich die ganze Karte durchgelesen. Wahnsinn!

Wenn man von Osten, von Italien her nach Menton kommt, sieht die Stadt ungemein französisch aus. Als ich auf meiner Reise entlang der Route Nationale 7 (Link) von Westen nach Menton kam, erschien mir die Stadt ungemein italienisch!

Die Stadt Menton zeichnet sich durch ein sehr mildes Klima mit über 300 Sonnentagen im Jahr aus. Halbkreisförmig in die Ausläufer der Seealpen eingebettet und vom Mistralwind geschützt, ist Menton auch im Winter der wärmste Ort an der Côte d’Azur. Es gibt kaum Frost und nur sehr selten Schnee (etwa alle 10 Jahre).

Menton
Menton
Menton
Menton

Und wohin man auch geht, wohin man auch schaut, das mediterrane Flair ist überall zu spüren. Sei es durch die pastellfarbenen Häuserfassaden, die vielen Autos mit italienischen Kennzeichen, das italienische Stimmengewirr in den Cafés und Restaurants oder die vielen Italiener, die seit der Einführung des Euro und dem Wegfall der Grenzkontrollen hier an der Grenze eine zweite Heimat gefunden haben. Und es gibt hier einen wunderbaren italienischen Cappuccino (leider ist Frankreich nicht gerade für seine Kaffeekultur bekannt).

Doch wer durch die für Autos gesperrte Haupteinkaufsstraße schlendert, fühlt sich eher in ein älteres Frankreich zurückversetzt. Aus den Bäckereien und Patisserien duftet es nach frisch gebackenem Brot oder süßen Leckereien und viele kleine Geschäfte laden zum Stöbern und Entdecken ein.

Und überall bieten sich atemberaubende Panoramen, denn rund um Menton reichen die Berge bis ans Meer.

Menton
Menton
Menton
Menton
Menton
Menton
Menton
Menton

Die Côte d’Azur ist kein einfaches Reiseziel für Wohnmobilisten. Offizielle Stellplätze sind rar und freies Übernachten ist wegen der bergigen Gegend schwierig. Und meist auch nicht erlaubt!

Wir haben in Villeneuve Loubet auf einem Campingplatz (La Vieille Ferme) zwischen Nizza und Cannes einen Stellplatz reserviert, was Anfang März nicht nötig gewesen wäre. Sicherheitshalber, denn als wir vor einigen Jahren zum Karneval in Nizza waren, war dieser Platz praktisch ausgebucht. Von hier aus sind es 200 Meter bis zur Bushaltestelle nach Cannes oder Nizza. Bis zum Bahnhof ist es ungefähr ein Kilometer. Geht also auch noch zu Fuß. Perfekt!

Wir suchen in unserer Nahverkehrs-App (Moovit) einen Bus nach Antibes, laufen zur Bushaltestelle … und warten und warten und warten. Kein Bus weit und breit, mehrere hätten schon fahren müssen. Als endlich einer kommt, müssen wir ihn per Handzeichen aufhalten, er wäre doch glatt an uns vorbeigefahren.

Parkplätze wären in Antibes Mangelware und die Altstadt mit ihren engen Gassen lässt sich ohnehin viel besser zu Fuß erkunden. Hier liegt alles dicht beieinander. Und so ist es nur ein Katzensprung vom Markt zum Château Grimaldi mit dem Picasso-Museum. Danach schlendern wir gemütlich durch die engen Gassen und über die Plätze, werfen einen Blick in die Hinterhöfe oder in die Geschäfte mit ihren verlockenden Auslagen. Gerne nehmen wir in einem der Cafés, Bistros oder Restaurants Platz und genießen einen Café au lait, einen Pastis oder ein Glas Wein.

Antibes
Antibes

Besonders sehenswert ist die malerische Altstadt mit ihren engen, verwinkelten Gassen. Sie ist umgeben von einer Festungsmauer aus dem 16. Jahrhundert. Im Schutz dieser Festung stößt man im Zentrum von Antibes überall auf historische Schätze, wie z.B. die Kathedrale mit einem Altar aus dem Jahr 1515.

Antibes
Antibes
Antibes
Antibes
Antibes
Antibes
Antibes
Cap d'Antibes
Cap d’Antibes

Eine ganz andere Seite der Stadt ist der Hafen mit seinen riesigen, prächtigen Yachten. Das Aushängeschild unter den Häfen von Antibes ist der Port Vauban. Dieser See- und Yachthafen setzt durch seine außergewöhnliche Größe europaweit Maßstäbe. Da der Hafen vor allem von den “Schönen und Reichen” besucht wird, trägt er den Beinamen “Hafen der Milliardäre”.

Antibes
Antibes

Zurück zum Campingplatz wollen wir natürlich wieder mit dem Bus fahren. Die APP mit den Fahrplänen und Linien der öffentlichen Verkehrsmittel ist in sich widersprüchlich, wann und wo der nächste Bus fährt. Und wieder … warten und warten. Kein Bus in Sicht. Also erst mal in die nächste Bar, denn bei einem Espresso lässt es sich leichter überlegen, was wir tun sollen. Ich frage die Bedienung, ob wieder Streik sei, und tatsächlich, die staatlichen Busunternehmen streiken wegen der geplanten Erhöhung des Rentenalters (auf 64 Jahre). So bleibt uns nichts anderes übrig, als mit einem BOLT-Fahrer (das ist in Frankreich neben Uber die deutlich günstigere Variante zum klassischen Taxi) zurückzufahren. Kaum 4 Minuten nach der Bestellung per APP ist Herr Mohamed auch schon da und bringt uns sicher zum Campingplatz zurück. Super!

Nizza wartet auf uns. Wir sind gespannt, ob der Bus heute fährt. Und tatsächlich, er kommt pünktlich und bringt uns zur Tram und damit direkt ins Zentrum von Nizza.

Die Sonne scheint, 20°C, was wollen wir Anfang März mehr vom Wetter? Und so soll es auch die nächsten Tage bleiben! Herrlich.

Die geschützte Lage der Hafenstadt am Mittelmeer, die auch im Winter ein angenehm mildes Klima bietet, zog schon früh wohlhabende Menschen aus anderen europäischen Ländern an, die vor der Kälte und dem unwirtlichen Wetter in ihren Heimatländern flohen und den Winter an der Côte d’Azur verbrachten. Nizza ist eine mondäne, weltoffene Stadt mit Stil und Glamour. Wir schlendern durch die Altstadt „Vieille Ville“, bummeln durch die charmanten Gassen und Hinterhöfe und bewundern die wunderschönen Plätze und Boulevards. Auf dem Marktplatz „Cours Saleya“ ist heute Trödelmarkt (immer montags). An Hunderten von Ständen preisen Händler ihre zum Teil sehr wertvollen Waren an. Sammler von Antiquitäten und „Nippes“ werden hier sicher fündig.

In einem kleinen Bistro am Marktplatz essen wir stilecht einen leckeren „Salade Niçoise“, sitzen in der Sonne, trinken Kaffee und genießen. Wir haben es gut …

Nizza
Nizza
Nizza
Nizza
Nizza
Nizza - Theater
Nizza – Theater
Nizza - Cathédrale Saint-Nicolas
Nizza – Cathédrale Saint-Nicolas
Nizza
Nizza

Die Rückfahrt gestaltet sich genauso schwierig wie gestern von Antibes. Die Tram fährt zwar bis zur Bushaltestelle, aber dann ist Schluss. Kein Bus weit und breit. Wohl oder übel müssen wir wieder mit Bolt zurückfahren. Herr Ahmet übernimmt das gerne gegen ein entsprechendes Entgelt.

Meine Frau checkt abends vorsichtshalber den reservierten Zug nach Mulhouse. Die Verbindung wurde ersatzlos gestrichen! Generalstreik. Was tun? Noch schnell einen Flug suchen. Auf dem Smartphone sehen wir, wie die Flugpreise minütlich in astronomische Höhen steigen.

Und so bleibt mir nichts anderes übrig, als mit ihr zurück nach Freiburg zu fahren. Aber zuerst wollen wir unsere Reise auf der Mimosenstraße (Link) beginnen.

Diese führt uns bis nach Bormes-les-Mimosas. Und dann ist es höchste Zeit, nach Hause zu fahren. Zurück an der Côte d’Azur. In Italien übernachten wir wieder in Santo Stefano al Mare, besuchen noch einmal die Pizzeria mit den 872 Variationen und fahren durch das Tessin und den Gotthardtunnel zurück nach Freiburg. Und so bin ich leider viel schneller wieder zu Hause als gedacht. Schade!

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