Côte d’Azur
Der Wetterbericht für Freiburg im Breisgau sagt für die nächsten Tage Temperaturen um 0 Grad, Regen, leichten Schnee und Graupelschauer voraus. Von Frühling also noch keine Spur. An der Côte d’Azur hingegen verspricht der Wetterbericht frühlingshafte Temperaturen und viel Sonnenschein. Also auf geht’s…
Unser Plan ist, dass ich mit meiner Frau 2 Wochen an die Côte d’Azur fahre, wir besuchen die Mimosenstraße, dann bringe ich meine Frau in Avignon zum Zug (von dort fährt ein TGV direkt nach Mulhouse und dann mit dem Bus nach Freiburg).. Sie muss leider noch arbeiten gehen. Ich möchte noch ein paar Tage in der Provence verbringen und den Frühling genießen.
Aber es kam ganz anders!
Für die Anreise wählen wir die Route durch die Schweiz, das Tessin (also durch den Gotthardtunnel) nach Italien und dann entlang der Riviera nach Frankreich. Von Freiburg aus ist dies der kürzeste Weg und auch der günstigste, da die Schweizer Autobahnvignette und die italienische Autobahnmaut deutlich günstiger sind als die Autobahngebühren in Frankreich. In Santo Stefano al Mare finden wir noch auf italienischer Seite einen schönen Übernachtungsplatz und ein paar Meter weiter eine kleine Pizzeria mit 872 verschiedenen Pizzen! Ich wäre verhungert, wenn ich die ganze Karte gelesen hätte. Wahnsinn!
Mehr als 300 Tage im Jahr scheint in Menton die Sonne! Die Stadt ist so perfekt in die Ausläufer der Seealpen eingebettet, dass der Mistral sie kaum erreicht. Deshalb ist Menton den ganzen Winter über der wärmste Ort an der Côte d’Azur. Man sagt, dass es in Menton nur alle zehn Jahre schneit oder nachts friert.
Menton hat das bezauberndes Flair der Côte d’Azur. Seien es die hellen, freundlichen Fassaden der Häuser in der Altstadt oder die vielen Autos mit italienischen Kennzeichen. In den Restaurants und Cafés herrscht ein Stimmengewirr von Italienern, die nach dem Wegfall der innereuropäischen Grenzen einen Tagesausflug nach Menton machen oder hier sogar eine neue Heimat gefunden haben. Und es gibt einen wunderbaren italienischen Cappuccino (leider ist Frankreich nicht gerade für seine Kaffeekultur bekannt).
Und doch spürt man bei einem Spaziergang durch die Altstadt, dass man sich in Frankreich befindet. Aus den Bäckereien und Konditoreien duftet es nach frisch gebackenem Baguette, viele kleine Geschäfte laden zum Stöbern und Kaufen ein.
Ganz oben – von der Kirche aus – bietet sich ein atemberaubendes Panorama auf die Seealpen und das azurblaue Wasser des Mittelmeers. Doch zunächst gilt es, den steilen Aufstieg in die Altstadt zu bewältigen.
Die Côte d’Azur ist kein einfaches Reiseziel für Wohnmobilisten. Offizielle Stellplätze sind rar und freies Übernachten ist wegen der bergigen Gegend schwierig. Und meist auch nicht erlaubt!
Wir haben in Villeneuve Loubet auf einem Campingplatz (La Vieille Ferme) zwischen Nizza und Cannes einen Stellplatz reserviert, was Anfang März allerdings nicht nötig gewesen wäre. Vorsichtshalber, denn als wir vor einigen Jahren zum Karneval in Nizza waren, war dieser Platz ausgebucht. Von hier aus sind es 200 Meter bis zur Bushaltestelle nach Cannes oder Nizza. Bis zum Bahnhof ist es ungefähr ein Kilometer. Also auch zu Fuß kein Problem. Perfekt!
Wir suchen in unserer Moovit-App nach einem Bus nach Antibes, laufen zur Bushaltestelle … und warten und warten und warten. Kein Bus weit und breit, es hätten schon mehrere fahren sollen. Als endlich einer kommt, müssen wir ihn per Handzeichen anhalten.
Parkplätze sind in den engen Gassen von Antibes Mangelware. Am besten erkundet man die schöne Stadt zu Fuß, denn alle Sehenswürdigkeiten liegen dicht beieinander. Vom Château Grimaldi zum Bauernmarkt oder zum Picasso-Museum sind es nur ein paar Schritte. Wir schlendern über die Plätze und durch die engen Gassen, bestaunen die Auslagen in den Geschäften und riskieren einen Blick in dunkle Hinterhöfe. Und wir setzen uns gerne in eines der vielen Cafés, Bistros oder Restaurants und genießen einen Café, einen Pastis oder ein Glas Wein.
Die sehenswerte malerische Altstadt von Antibes ist von einer Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert umgeben. Innerhalb dieser Mauern, im Zentrum von Antibes, stoßen wir überall auf historische Schätze, wie z.B. die Kathedrale Notre-Dame-de-la-Platea.
Ein weiteres Highlight von Antibes ist der riesige Yachthafen Port Vauban. Hier liegen die beeindruckenden Yachten der “Schönen und Reichen”. Deshalb wird er von den Einheimischen auch gerne “Hafen der Milliardäre” genannt.
Zurück zum Campingplatz wollen wir wieder mit dem Bus fahren. Die APP mit den Fahrplänen und Linien der öffentlichen Verkehrsmittel ist in sich widersprüchlich, wann und wo der nächste Bus fährt. Und wieder … warten und warten. Kein Bus in Sicht. Also erst mal in die nächste Bar, denn bei einem Espresso lässt es sich leichter überlegen, was wir tun sollen. Ich frage die Bedienung, ob wieder gestreikt wird und tatsächlich, die staatlichen Busunternehmen streiken wegen der geplanten Erhöhung des Rentenalters (auf 64 Jahre). So bleibt uns nichts anderes übrig, als mit einem BOLT-Fahrer (das ist in Frankreich neben Uber die deutlich günstigere Variante mit Privatautos gegenüber dem klassischen Taxi) zurückzufahren. Kaum 4 Minuten nach der Bestellung per APP ist Herr Mohamed auch schon da und bringt uns sicher zum Campingplatz zurück. Super!
Nizza wartet auf uns. Wir sind gespannt, ob der Bus heute noch fährt. Und tatsächlich, er kommt pünktlich und bringt uns zur Tram und damit direkt ins Zentrum der Hauptstadt der Côte d’Azur.
Sonne, 20°C, was will man mehr vom Wetter Anfang März? Und so soll es auch die nächsten Tage bleiben! Herrlich.
Die geschützte Lage Nizzas durch die Seealpen zog schon früh wohlhabende Menschen aus ganz Europa an. Hier am Mittelmeer konnten sie dem Winter und der Kälte entfliehen. Wir schlendern durch die Altstadt „Vieille Ville“, bummeln durch die charmanten Gassen und Hinterhöfe und bewundern die schönen Plätze und Boulevards. Auf dem Marktplatz „Cours Saleya“ ist heute Trödelmarkt (immer montags). An Hunderten von Ständen bieten Händler ihre zum Teil sehr wertvollen Waren an. Sammler von Antiquitäten und „Nippes“ werden hier sicher fündig.
In einem kleinen Bistro am Marktplatz essen wir stilecht einen leckeren „Salade Niçoise“, sitzen in der Sonne, trinken Kaffee und genießen. Es geht uns gut …
Die Rückfahrt gestaltet sich genauso schwierig wie gestern von Antibes. Die Tram fährt zwar bis zur Bushaltestelle, aber dann ist Schluss. Kein Bus weit und breit. Wohl oder übel müssen wir wieder mit “Bolt” zurückfahren. Herr Ahmet übernimmt das gerne gegen ein entsprechendes Entgelt.
Meine Frau checkt abends vorsichtshalber den reservierten Zug nach Mulhouse. Die Verbindung ist ersatzlos gestrichen! Generalstreik. Was tun? Schnell einen Flug suchen. Auf dem Smartphone sehen wir, wie die Flugpreise minütlich in astronomische Höhen steigen.
Und so bleibt mir nichts anderes übrig, als mit ihr zurück nach Freiburg zu fahren. Aber zuerst wollen wir unsere Reise auf der Mimosenstraße beginnen.
Diese führt uns entlang der Küste bis nach Bormes-les-Mimosas. Und dann ist es Zeit, nach Hause zu fahren. Zurück an die Côte d’Azur. In Italien übernachten wir wieder in Santo Stefano al Mare, besuchen noch einmal die Pizzeria mit den 872 Variationen und fahren durchs Tessin und den Gotthardtunnel zurück nach Freiburg. Und so bin ich leider viel schneller wieder zu Hause als gedacht. Schade!