Donau – Von der Quelle bis nach Passau
Die Donau ist ein seltsamer Fluss. Zumindest am seinem Anfang. “Brigach und Breg bringen die Donau”, haben wir alle einmal im Erdkundeunterricht gelernt. Jedes Kind kennt diesen Spruch. In Donaueschingen scheint es anders zu sein, denn die Brigach fließt gut hundert Meter unterhalb der offiziellen Donauquelle und vereinigt sich erst hinter Donaueschingen mit der Breg. Trotzdem steht mitten in Donaueschingen die eingefasste “Donauquelle”. Und bei Immendingen wird es noch merkwürdiger. Dort verschwindet die Donau plötzlich und taucht an der Achquelle wieder auf – und fließt von dort Richtung Bodensee und über den Rhein in die Nordsee! Aber die Donau soll doch ins Schwarze Meer fließen? Sehr merkwürdig!
Die Donau ist der zweitlängste Strom Europas. Auf ihrer mehr als 2.800 Kilometer langen Reise zum Schwarzen Meer durchfließt sie zehn Länder, so viel wie kein anderer Fluss weltweit.
In Donaueschingen ist die offizielle Quelle der Donau, hier ist Kilometer 2840,7 des Flusses, und nach 2840,7 Kilometern mündet die Donau in das Schwarze Meer. Die Donau zählt als einziger Strom die Flusskilometer nicht von der Quelle zur Mündung sondern umgekehrt. Am Schwarzen Meer ist also Fluss Kilometer Null!
Das Quellbecken liegt im Schlosspark und dem Fürstlich Fürstenbergischen Schloss. Was hier aus der Erde sprudelt, ist Regenwasser aus dem Schwarzwald. Das Quellwasser nimmt als Donaubach unterirdisch seinen Weg durch den Schlosspark und mündet 100 Meter weiter beim Donautempel in die Brigach. Diese vereinigt sich nach einigen hundert Metern mit der Breg – die Donau ist geboren!
Kurz nach dem schmucken Städtchen Immendingen sehen wir die nächste Kuriosität der Donau. Sie verschwindet einfach im Flussbett. Die “Donauversinkung” oder “Donauversickerung” findet gut 300 Meter hinter Immendingen statt. Wir stehen in einem fast ausgetrockneten Flussbett und suchen nach dem Wasser, das eben noch Richtung Schwarzes Meer floss. Doch außer ein paar Pfützen finden wir nur Steine. Schuld daran sind die kalkhaltigen Gesteinsschichten aus der Jurazeit. Ein Teil des Wassers versickert das ganze Jahr über. Und in den trockenen Sommermonaten verschwindet die Donau ganz.
Das Donauwasser versickert durch riesige “Gumpen” und tritt im zwölf Kilometer entfernten und 183 Höhenmeter tiefer gelegenen Aachtopf, der größten Quelle Deutschlands, wieder zu Tage. Von hier aus fließt es in die Einzugsgebiete von Bodensee und Rhein und nicht – wie der Rest der Donau – ins Schwarze Meer.
Diese Aussage ist nur teilweise richtig. Wenn ungefähr 300 m hinter Immendingen nur noch wenig Donauwasser fließt, wird dieses abgezweigt und über einen ca. 1,5 km langen Bergstollen in die Donau geleitet. So ist also meist doch noch ursprüngliches Donauwasser vorhanden.
Auf der Höhe zwischen Fridingen und Beuron im “Naturpark Obere Donau” fahren wir auf kurvenreichen Sträßchen durch herrliche Laub- und Mischwälder. Hier oben, auf 765 m Höhe, befindet sich ein Aussichtspunkt, der Knopfmacher-Felsen, mit einem herrlichen Blick über das Donautal in Richtung Kloster Beuron und dem gegenüberliegenden Schloss Bronnen, das atemberaubend auf einem steil abfallenden Felsen liegt.
Vom Parkplatz des Aussichtspunktes gelangen wir nach knapp 100 Metern an die Abbruchkante des Donautals zum Knopfmacherfelsen. Im Jahre 1823 soll ein junger Knopfmacher mit seinem Pferd gestürzt und zu Tode gekommen sein. So erhielt der Aussichtspunkt seinen Namen!
Auf schmalen Serpentinen geht es steil hinunter ins Donautal zum Kloster und zur Erzabtei Beuron. An dieser besonders abgelegenen Stelle des Donautals liegt das beeindruckende Benediktinerkloster und die Erzabtei St. Martin.
Spätestens wenn die Tagestouristen und Wanderer wieder abgereist sind und nur noch die wenigen Wohnmobile auf dem Parkplatz über Nacht bleiben, liegt eine wunderbare Ruhe über dem Donautal und dem Kloster.
Nach einer ruhigen Nacht auf dem Stellplatz in Sichtweite des Klosters fahren wir am frühen Morgen nach Sigmaringen. Nebel liegt über der Donau, an manchen Stellen blitzt die Sonne durch das Nebelgrau. Eine wunderbare Stille liegt über dem Tal. Wunderschön!
Auf der in diesem Abschnitt des Donautals sehr schmalen Straße mit einigen Tunneldurchfahrten und Engstellen erreichen wir das schöne Städtchen Sigmaringen. Das Stadtbild wird durch das hoch über der Donau thronende Schloss geprägt. Zu Füßen des Schlosses liegt die malerische Altstadt, in deren Gassen man wunderbar bummeln, einkaufen und genießen kann.
Zwischen dem Bussen, dem “Heiligen Berg” Oberschwabens und der Schwäbischen Alb, inmitten einer Bilderbuchlandschaft mit Wiesen und Feldern, liegt das Städtchen Riedlingen. Nach einer knappen Stunde Fahrt entlang der Donau erreichen wir den liebenswerten Ort. Hinter Sigmaringen weitet sich das enge Donautal, die Felslandschaft des oberen Donautals weicht Feldern und Streuobstwiesen.
Die Altstadt von Riedlingen steht komplett unter Denkmalschutz. Türme und Tore, Bürgerhäuser, Fachwerkgiebel, schöne Plätze und enge Gassen prägen das Bild der Donaustadt. Dem Charme der Fachwerkstadt kann man sich nicht entziehen, ein Bummel durch das Städtchen ist abwechslungsreich und sehr kurzweilig.
Im wenige Kilometer entfernten Donaustädtchen Munderkingen machen wir nur einen kurzen Fotostopp, der Bummel durch den Ort führt uns leider nicht zum erhofften Gasthaus mit einem leckeren Mittagessen. Und so geht es bald weiter, donauabwärts nach Ehingen.
Ehingen ist die Donaustadt an der Nahtstelle zwischen Oberschwaben und der Schwäbischen Alb. Schöne Fachwerkhäuser prägen das Stadtbild. Viel zu entdecken gibt es für uns in Ehingen leider nicht, aber der Wochenmarkt auf dem Marktplatz lädt zum Bummeln und Genießen ein. Und wir finden auch das erhoffte schwäbische Gasthaus mit typisch oberschwäbischer Küche (Maultaschen, Zwiebelrostbraten oder Linsen mit Spätzle und Saitenwürstchen).
Der Wohnmobilstellplatz in Ehingen ist total überfüllt, das schöne Spätsommerwetter lädt zum Reisen ein. Diese überfüllten Plätze gefallen uns gar nicht, aber in Oberdischingen finden wir auf dem Schulparkplatz ein schönes ruhiges Plätzchen für die Nacht. Und von hier ist es auch nicht mehr weit in die Universitätsstadt Ulm.
Der höchste Kirchturm der Welt, ein wunderschönes Stadtbild – das ist Ulm an der Donau. Und nicht nur das Ulmer Münster macht den Reiz dieser sehenswerten Stadt aus.
Wir finden einen Parkplatz direkt an der Donau und sind schon auf dem Uferweg, der uns ins malerische Fischer- und Gerberviertel führt. Altes Fachwerk, kleine Gassen und hübsche Ausblicke machen diesen Stadtteil Ulms so liebenswert.
Heute ist Sonntagvormittag, wir sind “früh dran” und so können wir in Ruhe und fast allein diese Pracht bewundern. Als wir am Nachmittag wiederkommen, sind die Gassen voller Menschen. Es hat sich wieder einmal bewahrheitet: Frühmorgens sind Stadtrundgänge am schönsten!
Seit Jahrhunderten prägt es das Ulmer Stadtbild – das Ulmer Münster. Seine Berühmtheit verdankt es vor allem seinem Turm, mit 162 Metern der höchste Kirchturm der Welt. Das Ulmer Münster ist die größte protestantische Kirche Deutschlands. Über 200 Jahre wurde am Ulmer Münster gebaut. 1890 war alles fertig.
Eine Ulmer Besonderheit sind die Grabenhäusle. Sie liegen abseits der Touristenpfade und sind für viele noch ein Geheimtipp. Sie wurden für die Stadtsoldaten auf die alte Stadtmauer gebaut. Die schmucken Häuschen sind einen Abstecher wert.
Die Ulmer sind stolz darauf, Geburtsstadt des weltberühmten Physikers Albert Einstein zu sein. Am Einsteinbrunnen streckt er den Besuchern die Zunge heraus.
Unsere Reise führt uns weiter donauabwärts nach Günzburg, einem hübschen Städtchen, das schon deutlich bayerische Züge trägt. Herzstück der Stadt ist der Marktplatz. Aber auch die Frauenkirche und die hübschen Gassen der Altstadt laden zum Flanieren ein. Der Stadtturm kann bestiegen werden. Oben angekommen bietet sich ein herrlicher Rundblick, bei klarer Sicht bis zu den Alpen.
Wer mit Kindern unterwegs ist (oder jung geblieben ist), hat es von Günzburg aus nicht weit ins LEGOLAND®.
Wir kommen nach Bayerisch-Schwaben und erreichen Dillingen, das wegen seiner vielen Kirchtürme auch das “schwäbische Rom” genannt wird. Dillingen war über Jahrhunderte eine bedeutende Universitätsstadt und Residenz der Augsburger Fürstbischöfe.
Am Zusammenfluss von Wörnitz und Donau erreichen wir nach kurzer Fahrt Donauwörth, eine Station der “Straße der Romanik” von Würzburg nach Füssen. Aus einer kleinen Siedlung entstanden, bietet Donauwörth eine Fülle von Sehenswürdigkeiten.
Neuburg an der Donau hat uns überrascht und begeistert. Als ehemalige Residenzstadt birgt Neuburg einen Schatz an Sehenswürdigkeiten. Die Altstadt mit ihren vielen kleinen Gassen lädt zum Verweilen und Staunen ein.
Ingolstadt ist geprägt von der historischen Altstadt und der Festungsanlage. In wenigen Gehminuten erreichen wir vom Parkplatz aus eine der großen Fußgängerzonen und das Neue Schloss, das eher an eine Burg als an ein Schlösschen erinnert. Das Schloss liegt direkt an der Donau und von der Fußgängerbrücke über den Fluss hat man einen schönen Blick auf das Gebäude.
Wir bummeln lange durch die Fußgängerzone. Eine Fußgängerzone wie in vielen anderen Städten auch. Wer eine kennt, kennt alle. Und doch gibt es hier einen Unterschied – alteingesessene Metzgereien mit herrlich frischen Leberkässemmeln mit süßem Senf. Fantastisch!
Das Kloster Weltenburg liegt am Eingang des Donaudurchbruchs weiter flussabwärts. Die von den Gebrüdern Asam in den Jahren 1716-1739 erbaute und ausgestattete Abteikirche zählt zu den bedeutendsten Bauwerken des europäischen Barock.
Die meisten der Besucher kommen aber zum Kloster Weltenburg wegen der weithin bekannten Klosterschenke, der ältesten Klosterbrauerei der Welt. Obwohl es ein ganz normaler Donnerstag ist, ist die Schlange der Wartenden zum Biergarten sehr lang. Nicht desto trotz – das Mittagessen in der Klosterschenke ist köstlich.
Hinter Kehlheim durchbricht die Donau voller Wucht den Kalkstein des Jura. Mit einem kleinen Fahrgastschiff geht es von Kelheim aus zum Kloster Weltenburg. Erst vom Wasser aus erschließt sich die einzigartige Landschaft der bis zu 40 Meter hohen Felsen in ihrer ganzen Schönheit.
Das Besondere an Kelheim ist seine privilegierte Lage zwischen Donau und Altmühl. Egal aus welcher Richtung man sich Kelheim nähert, immer fällt der Blick auf die Befreiungshalle hoch oben auf dem Berg.
Im Inneren bilden 34 Siegesgöttinnen aus weißem Marmor einen Kreis. Sie halten vergoldete Schilde, von denen man annimmt, dass sie aus eingeschmolzener Kanonenbronze bestehen.
Nach wenigen Kilometern flussabwärts erreichen wir Regensburg, die Hauptstadt der Oberpfalz und den nördlichsten Punkt der Donau. Bereits 2006 wurde die Altstadt mit Stadtamhof und ihren über 1000 denkmalgeschützten Gebäuden von der UNESCO zum Welterbe erklärt.
Die Donau ist ab Regensburg, wo sich der größte Schifffahrtshafen Bayerns befindet, durchgehend bis zum Schwarzen Meer schiffbar.
Da wir lange in Regensburg gelebt haben (meine Frau stammt von hier), ist es für uns ein “Nachhausekommen”! Schön!
Hoch über der Donau erhebt sich bei Donaustauf die Walhalla. Das Bauwerk ähnelt einem griechischen Tempel. Sie beherbergt eines der bedeutendsten deutschen Nationaldenkmäler des 19. Jahrhunderts und ist eine Gedenkstätte für verdiente deutschsprachige Männer und Frauen.
Bevor wir weiterfahren, wollen wir das Wohnmobil noch schnell ver- und entsorgen. Der Frischwassertank ist leer, der Grauwassertank voll. Als ich den Hahn zum Ablassen des Brauchwassers öffne, passiert nichts. Kein Wasser läuft heraus. Merkwürdig. Ist der Tank wirklich voll? Ich kippe einen Eimer Wasser in das Waschbecken im Bad, dann müsste doch unten wieder Wasser rauskommen. Nichts!
Also auf zum nächsten Wohnmobilhändler in der Nähe von Regensburg. Der hat aber keine Zeit nachzusehen, was da los ist. Der Händler in Straubing auch nicht.
Was macht man zuhause wenn sowas passiert? Wir fahren in den nächsten Baumarkt, kaufen eine Rohrreinigungsspirale, stochern uns im Abwassersystem nach vorne – und das Wasser kommt in einem breiten Schwall aus dem Abwasserrohr. Ohne irgend ein Anzeichen dafür, was das Rohr verlegt hat. Na Hauptsache es funktioniert wieder!
Straubing, die alte Herzogstadt an der Donau, wäre eigentlich ganz hübsch, wenn der schöne Stadtplatz nicht vom Verkehr so in Beschlag genommen wäre. Entspanntes bayerisches Lebensgefühl will hier einfach nicht aufkommen. Erst ein Spaziergang an die Donau und auf das der Altstadt gegenüberliegende Ufer zeigt ein wirklich schönes Bild der Stadt mit Blick auf die alte Burg und die vielen Türme der Stadt.
Für die gemütliche Einkehr danach bietet Straubing eine große und vielfältige Auswahl an Wirtshäusern, Cafés und Biergärten.
Mit Passau haben wir die letzte deutsche Stadt auf dem Weg der Donau zum Schwarzen Meer erreicht. Am Zusammenfluss von Inn (hier in Passau fast so mächtig wie die Donau), Ilz und Donau.
Stundenlang schlendern wir durch die engen Gassen der Altstadt und haben trotzdem das Gefühl, noch nicht alles gesehen zu haben. Die Fahrt (auch mit dem Wohnmobil gut machbar) hinauf zur Veste bietet einen einmaligen Blick über diese wunderschöne Stadt.
Die Donau fließt weiter nach Österreich und mündet nach vielen Kilometern ins Schwarze Meer. Für uns endet die Reise entlang dieses interessanten und abwechslungsreichen Flusses in Passau. Unsere Reise führte uns durch die verschiedensten Gegenden und Landschaften, alle schön und doch so unterschiedlich.