Entlang dem Main
Von der Mündung bis zur Quelle
Auf 527 Kilometern bahnt sich der Main seinen Weg von Kulmbach über Würzburg und Frankfurt bis zur Mündung in den Rhein. Über den Main-Donau-Kanal ist er sogar mit dem Meer verbunden. Bei Kulmbach vereinigen sich seine beiden Quellflüsse, der Weiße Main und der Rote Main. Er ist der einzige schiffbare Fluss Deutschlands, der nicht nach Norden, sondern von Osten nach Westen fließt. Nur die Donau fließt nach Osten.
Früher galt der Main als Grenze zwischen Nord- und Süddeutschland, als Mainlinie oder auch als “Weißwurstäquator”, weil südlich des Mains die Weißwurst verbreitet ist.
Aus strategischen Gründen starten wir an der Mündung und nicht an der Quelle des Mains, denn ich werde meine Reise entlang der Deutschen Ferienstraße direkt im Anschluss, also in Berchtesgaden, beginnen. Meine Frau hat ein paar Tage Urlaub und so können wir den Abschnitt entlang des Mains gemeinsam genießen. Am liebsten fahre ich immer von der Mündung bis zur Quelle, weil die Landschaft zur Quelle hin erfahrungsgemäß meist schöner und interessanter wird.
Gegenüber von Mainz mündet der Main in den Rhein. Und hier beginnt unsere Tour. Die malerische Mainzer Altstadt lädt bei herrlichem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen zum Bummeln und Flanieren ein. Aufgrund der stark rückläufigen Corona-Inzidenz sind sogar die Straßencafés geöffnet, zumindest für diejenigen, die eine vollständige Impfung oder einen negativen Schnelltest vorweisen können. Es ist schön zu sehen, dass nach der langen Schließung langsam wieder Normalität einkehrt.
Durch das stark industriell geprägte Gebiet entlang des Mains zwischen Mainz und Frankfurt geht es weiter von Rheinland-Pfalz nach Hessen zum bedeutenden Finanzplatz und Sitz der Europäischen Zentralbank – Frankfurt.
Am heutigen Feiertag (Fronleichnam) ist es recht einfach, mit dem Wohnmobil einen Parkplatz in der Innenstadt zu finden. Und das direkt am Eisernen Steg, der direkten Verbindung zwischen Mainufer und Römerberg in der historischen Altstadt. Die nach dem Krieg wieder aufgebauten Fachwerkhäuser machen den Platz zu einem der schönsten Plätze Deutschlands und zu einer der Sehenswürdigkeiten Frankfurts.
Direkt am Eisernen Steg ist ein kleines Testzentrum aufgebaut, in dem ich schnell und unkompliziert einen Covid-Schnelltest machen kann. Kurz die persönlichen Daten in eine APP eingegeben, mit dem daraus generierten Barcode zur Teststelle, ordentlich Spucke in ein Gläschen und nach 15 Minuten erhalte ich eine E-Mail mit dem Testergebnis: Negativ! So einfach und bürgernah kann es sein! Und mit dem negativen Testergebnis können wir uns nach fast einem halben Jahr wieder in ein Straßencafé setzen und das bunte Treiben um uns herum genießen! Wunderbar.
Wir wollen das industriell geprägte Umland Frankfurts schnell hinter uns lassen und fahren deshalb ohne Zwischenstopp nach Seligenstadt, einem verträumten und hübschen Städtchen. Seligenstadt besitzt viele historische Gebäude und Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die Stadt liegt auch an der Strecke der Deutschen Fachwerkstraße.
Das Städtchen hat einen kleinen, aber feinen Stellplatz am Schwimmbad und nach einer stürmischen Nacht mit Starkregen und heftigem Gewitter machen wir uns am Morgen auf den Weg den Ort zu besichtigen. Und da mein 24-Stunden-Covid-Test gerade noch gültig ist, bleiben wir auch gleich bis zum Mittagessen in einem kleinen Brauhaus direkt am Marktplatz.
Über Mainaschaff und vorbei an Aschaffenburg landen wir in Großwallstadt. Hier stehen wir auf einer großen Wiese direkt am Main und finden einen wunderbar idyllischen Platz, um hier zu übernachten.
In Obernburg gibt es heute die Möglichkeit, an einer mobilen Teststation des Landkreises einen Covid-Schnelltest durchführen zu lassen. Diesen Test brauche ich noch, um die gastronomischen Angebote uneingeschränkt nutzen zu können. Der Bus kommt pünktlich auf dem Parkplatz vor einem Möbelhaus an, die Formalitäten sind etwas umständlicher als in Frankfurt und dann habe ich auch schon das Teststäbchen in der Nase. Herrlich! Und kurze Zeit später das Ergebnis auf dem Smartphone: Negativ! Einem wirklich leckeren Mittagessen in einem gutbürgerlichen Gasthaus steht also nichts mehr im Wege.
In Miltenberg entdecken wir neben dem ältesten fürstlichen Gasthof Deutschlands, dem “Gasthaus zum Riesen”, das berühmte “Schnatterloch”, ein Ensemble von Marktbrunnen und Fachwerkhäusern als Kleinod eines romantischen Stadtpanoramas.
Immer weiter, so nah wie möglich am Main entlang, geht unsere Fahrt flussaufwärts. Von Miltenberg sind es nur noch wenige Kilometer bis Wertheim, einem schmucken Städtchen auf der baden-württembergischen (genauer: badischen) Mainseite, direkt am Zusammenfluss von Main und Tauber. Das mittelalterliche Wertheim lädt zum Bummeln und Staunen ein.
Bekannt ist Wertheim auch durch das Designer-Outlet-Shopping-Center „Wertheim Village”, das in einem ganz eigenen Baustil errichtet wurde. Die Erwin Hymer World (heute GÜMA-Wertheim) in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wertheim Village präsentiert sich als Europas größtes Freizeit- und Caravaningcenter.
Vorbei an den hübschen Städtchen Marktheidenfeld und Lohr erreichen wir Gemünden am Zusammenfluss von Main und Fränkischer Saale. Wunderschönes Fachwerk, schmucke Fassaden und Gassen und doch sehen sie alle irgendwie gleich aus.
Auf dem Weg nach Würzburg machen wir Halt im historischen Karlstadt. Hoch über dem gegenüberliegenden Mainufer erhebt sich imposant die Ruine der Karlsburg mit herrlichem Blick auf die Altstadt von Karlstadt.
Der Besuch einer Großstadt mit dem Wohnmobil ist wegen der Parkplatzsituation nicht immer einfach. Wenn möglich, fahren wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln von etwas außerhalb in die Stadt. In Würzburg liegt der Wohnmobilstellplatz aber so zentrumsnah, dass wir den Platz unter der Friedensbrücke anfahren und von dort in gut 20 Minuten zu Fuß in der Innenstadt sind.
Wir schlendern über die alte Mainbrücke mit herrlichem Blick auf die Festung Marienberg, genießen die “Original Fränkischen Bratwürste” im Brückenwirtshaus und lassen uns durch die Straßen und Gassen der Fußgängerzone treiben. Heute kann man wegen Corona zum ersten Mal in Bayern ohne Voranmeldung einkaufen gehen, die Lokale haben alle geöffnet und entsprechend viele Menschen sind in der Fußgängerzone unterwegs. Jeder hat offensichtlich Nachholbedarf.
Der Parkplatz unter der Friedensbrücke liegt zwar strategisch günstig für die Stadtbesichtigung, ist uns aber zum Übernachten zu laut. Am Main entlang fahren wir nach Ochsenfurt und finden neben dem Volksfestplatz direkt am Main einen schönen Übernachtungsplatz.
Die historische Altstadt von Ochsenfurt ist von einer fast vollständigen Stadtbefestigung umgeben. Eine Besonderheit der reizvollen Altstadt ist die Alte Mainbrücke. Sie gilt als die zweitälteste Steinbrücke Deutschlands (nach Regensburg). Allerdings ist sie so gut saniert, dass man ihr ihr Alter kaum ansieht.
Kitzingen wäre die nächste Stadt am Main … wenn wir nicht beschlossen hätten, die Stadt nicht zu besuchen, weil die Corona-Werte extrem viel höher sind als in den benachbarten Städten und Landkreisen. Aber wir halten für einen kurzen Fotostopp am Mainufer und haben wirklich unbeschreibliches Glück, einen fantastischen Gewitterhimmel zu erleben.
Dettelbach, ein bedeutender Weinort im Fränkischen Weinland, ist einer jener romantischen Orte, die Mainfranken so reizvoll machen. In Dettelbach gibt es tatsächlich noch eine Fähre über den Main. Offensichtlich wird sie auch gebraucht, denn viele Schüler und Berufstätige nutzen sie (Kinder sogar kostenlos), um zur Schule oder zur Arbeit zu kommen.
Der Platz in Dettelbach liegt wunderschön am Main. Und wir erleben einen phantastischen Sonnenuntergang.
Bevor wir unsere Fahrt mainaufwärts in Richtung Bamberg fortsetzen, machen wir einen Abstecher zur Vogelsburg hoch über der Mainschleife bei Volkach. Die Vogelsburg ist ein ehemaliges Kloster. Heute ist hier ein Hotel mit Restaurant untergebracht. Der Blick auf den Main ist atemberaubend.
Eigentlich liegt Bamberg an der Regnitz und nicht am Main, aber verbunden durch den Main-Donau-Kanal haben wir die Stadt, die seit 1993 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, in unsere Reiseroute aufgenommen. Und es wäre schade, diese schöne Stadt nicht zu besuchen. Die Innenstadt Bambergs blieb vom Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont, nur wenige Gebäude erlitten größere Schäden, der Rest ist noch im Originalzustand und über 1000 Häuser stehen unter Denkmalschutz. Ein Großteil davon gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten zählen der Kaiserdom mit dem weltberühmten Bamberger Reiter und das alte Brückenrathaus inmitten der Regnitz.
Wir kurven ziemlich lange durch Bamberg, bis wir einsehen, dass wir keine Chance haben, einen Parkplatz zu finden. Also wenden wir und fahren wieder stadtauswärts auf den offiziellen Wohnmobilstellplatz. Der liegt zwar verkehrsgünstig, aber direkt an der Bundesstraße (also laut) und weit außerhalb der Stadt (also mit einem langen Fußweg verbunden). Aber in einer guten halben Stunde sind wir zu Fuß wieder in der Innenstadt.
Die lebendige Innenstadt mit ihren zahlreichen Cafés, vielen kleinen Fachgeschäften und nicht zuletzt den unzähligen Brauereigaststätten lädt zu einem ausgedehnten Stadtbummel ein. Die Bamberger Biertradition gründet sich auf 13 ortsansässige Brauereien und 60 weitere im Bamberger Umland.
Die ehemalige Benediktinerabtei Kloster Banz liegt weithin sichtbar auf dem Banzberg über dem Maintal in Oberfranken. Es ist heute im Besitz der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung und dient als Tagungsstätte. Die Straße führt steil hinauf auf den mächtigen Hügel, auf dem das imposante Kloster erbaut wurde. Im Sommer finden hier regelmäßig Konzerte statt, u.a. die Übertragung der BR-Sendung “Lieder an einem Sommerabend”.
Mainaufwärts ist Kulmbach schnell erreicht. Die Stadt am Zusammenfluss von Rotem und Weißem Main ist bekannt für ihre weltberühmten Biere, eine der imposantesten Burganlagen Deutschlands und nicht zuletzt als Heimatstadt von Thomas Gottschalk. Hoch über der Stadt thront die Plassenburg mit einem fantastischen Blick über die Stadt.
In Kulmbach verweilen wir nur kurz, gönnen uns ein deftiges fränkisches Mittagessen und machen uns bald wieder auf den Weg zum Zusammenfluss von Weißem und Rotem Main.
Bei Katschenberg im Landkreis Kulmbach vereinigen sich der Weiße und der Rote Main zum Main. Von hier bis zur Mündung in den Rhein sind es genau 472 Flusskilometer und 800 Höhenmeter. Davon liegen rund 400 Kilometer auf bayerischem Gebiet (überwiegend in Franken, daher der Name Mainfranken), 25 Kilometer in Baden-Württemberg und 40 Kilometer in Hessen.
Bei Kulmbach vereinigen sich die beiden Quellflüsse zum Main. Diese Stelle wird Mainursprung oder auch Mainzusammenfluss genannt.