Frankreich von Ost nach West – Teil I

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Fahrt von der östlichsten bis zur westlichsten Gemeinde in Frankreich

Nach unserer Fahrt von der nördlichsten zur südlichsten Gemeinde in Frankreich unternehmen wir als nächstes eine Reise von der westlichsten Gemeinde unseres Nachbarlandes bis zur östlichsten Gemeinde Frankreichs. Der Startpunkt ist Lauterbourg im Elsass. Das Ziel ist Lampaul-Plouarzel im äußersten Westen der Bretagne.

Lauterbourg ist die am weitesten östlich gelegene Gemeinde auf dem französischen Festland und liegt direkt an der deutschen Grenze in der Nähe von Karlsruhe. An der Mündung der Lauter (von diesem Flüsschen hat der Ort seinen Namen) in den Rhein, befindet sich der östlichste Punkt des französischen Festlandes.

Es ist gar nicht so einfach, von Deutschland nach Lauterbourg zu kommen. Das Städtchen liegt abseits der Brücken über den Rhein. Nur bei Karlsruhe bzw. Rastatt kann dieser überquert werden. Eine kleine Fähre zwischen Au am Rhein und Lauterbourg hat ihren Dienst leider eingestellt. Zu Zeiten regelmäßiger Grenzkontrollen zwischen Frankreich und Deutschland, waren die Orte Lauterbourg auf französischer und Neulauterburg auf deutscher Seite, noch ein wichtiger Übergang ins jeweilige Nachbarland.

Heute ist Lauterbourg ein hübsches Städtchen mit gut 2.000 Einwohnern. Zu den nach dem 2. Weltkrieg (Lauterbourg war mehrfach heftig umkämpft) wieder restaurierten Gebäuden gehört die eindrucksvolle Kirche.

Lauterbourg

Von Lauterbourg aus ist es ein Katzensprung nach Wissembourg. Auch dieser Stadt ist der Elsässer Charme eigen. Wir finden schnell einen Parkplatz, was mit dem Wohnmobil mitunter sehr langwierig sein kann. Da wir um die Mittagszeit ankommen, bietet es sich an hier Mittag zu essen. Es findet sich schnell ein hübsches Lokal mit den typischen Elsässer Gerichten. Meistens sehr gehaltvoll, aber lecker …

Wissembourg
Wissembourg
Wissembourg

Auf Nebenstraßen fahren wir durch eine herrlich grüne Sommerlandschaft nach Hunspach. Dieser schmucke Ort gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs (Les Plus Beaux Villages de France). Viele wunderschöne, sehr gepflegte Fachwerkhäuser gibt es hier zu bestaunen. Und es sind wirklich beachtlich viele, die in einem ausgezeichneten Zustand anzutreffen sind. Wir finden es sehr bemerkenswert, dass der ganze Ort daran Interesse zu haben scheint, ein schönes Ortsbild zu bewahren. Und alles ohne Andenkenläden und Kitsch! Gerade einmal zwei Gaststätten gibt es im Ort. Beide haben heute leider schon geschlossen.

Hunspach
Hunspach
Hunspach

In Hagenau finden wir im Zentrum in einem Bücherladen einen Automaten der Telefonfirma „Free“. Man kann an diesem Automaten SIM-Karten kaufen. Für € 30.- bekommen wir für 30 Tage 100 (!) GB Datenvolumen ins Internet. Ohne Abo. Im Wohnmobil haben wir einen kleinen Router, der mit dieser Karte und über WLAN alle unsere Geräte ins Internet bringt. Perfekt.

Der neu angelegte Übernachtungsplatz von Hagenau ist einladend, wir wollen hier eine Nacht bleiben. Er liegt zwar sehr einsam bei den Sportstätten, aber wir sind ungestört und haben es ruhig.

Durch den Naturpark Nordvogesen geht die Fahrt am nächsten Morgen weiter Richtung Westen. Unterwegs entdecken wir ein kleines Häuschen mit Baguette-Automaten. Gesehen haben wir so etwas schon öfter, aber heute wollen wir das Backwerk einmal kosten. Riechen tut es schon mal herrlich nach frisch gebackenem Brot. Schnell einen Euro in den Geldschlitz geworfen, im Inneren des Häuschens rumpelt es ein bisschen, und tatsächlich kommt nach wenigen Augenblicken ein wunderbar duftendes Baguette aus dem Ausgabeschacht. Und … es schmeckt großartig! Den Bäcker in dem Knusperhäuschen haben wir leider nicht entdeckt.

Baguette-Automat
Baguette-Automat

Unser heutiges Tagesziel ist das Schiffshebewerk in Saint-Louis-Arzwiller am Canal de Marne au Rhin. Es handelt sich bei der imposanten Anlage um eine sogenannte Nassförderung. Kern ist ein auf Rollen gelagerter und mit Wasser gefüllter Trog, der durch Seile gehalten wird, und sich durch zwei Gegengewichte im Gleichgewicht befindet. Die Schiffe in der Wanne werden auf einer Schräge nach oben befördert. Und das sage und schreibe mit einem Höhenunterschied von 44 Metern. Bevor dieser Aufzug in Betrieb ging, mussten die Schiffe den Höhenunterschied auf einer Schleusentreppe mit 18 (!) Schleusen überwinden. Wir buchen eine kleine Rundfahrt auf einem Touristenboot, welches das Hebewerk nutzt. In nur 4 Minuten wird der imposante Höhenunterschied bewältigt. Neben dieser touristischen Funktion hat der Canal de Marne au Rhin auch noch eine wirtschaftliche Bedeutung. Er verbindet Paris mit dem Rhein.

Schiffshebewerk in Saint-Louis-Arzwiller

Unser nächstes Ziel ist der kleine Ort Saint-Quirin, ein Dorf mit dem Prädikat „Les Plus Beaux Villages de France“. Leider werden wir sehr enttäuscht. Etwas Besonderes können wir dem Dörfchen bei bestem Willen nicht abgewinnen. Wieso es zu den schönsten Dörfern Frankreichs zählt, wissen wir nicht. Aber so manches Mal ist diese Bewertung für uns vollkommen unverständlich. Schade um den Umweg!

Lunéville liegt für uns auf dem Weg und bietet sich für eine Übernachtung an. Der Stellplatz liegt einigermaßen zentral, ist aber an einer tagsüber stark befahrenen Straße recht laut.

Die Stadtbesichtigung am anderen Morgen führt uns zum Schloss von Lunéville, der ehemaligen Residenz des Herzogs von Lothringen. Dieses wurde nach einem schrecklichen Brand im Jahr 2003 restauriert und wird auch “lothringisches Versailles” genannt.

Lunéville
Lunéville

Es gibt Städte, in denen man sich sofort wohl fühlt. Und eben auch solche, wo genau das Gegenteil der Fall ist. Und leider passiert uns dies beim Besuch von Saint-Nicolas-de-Port. Die Stadt liegt am Ufer der Meurthe und ist geprägt von Industrie bis ins Zentrum. Alles wirkt auf uns sehr ungepflegt und schmuddelig. Völlig unerwartet trifft uns in diesem Industrieort der herrliche Anblick der spätgotischen Basilika.

Der Überlieferung zur Folge soll eine Reliquie des Heiligen Nikolaus in dieser Kirche aufbewahrt werden. Das hat Saint-Nicolas-de-Port schnell zum Pilgerziel werden lassen. Das Innere der Kirche ist schlicht und hell. Und das Hauptschiff verläuft nicht gerade sondern mit einem leichten Knick! Möglicherweise deshalb, weil die Kirche nach mehreren Bränden und der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg mehrfach repariert und neu errichtet wurde.

Basilika Saint-Nicolas-de-Port
Basilika Saint-Nicolas-de-Port
Basilika Saint-Nicolas-de-Port
Basilika Saint-Nicolas-de-Port

Bis nach Toul ist es nicht mehr weit. Wir wollen auf dem dortigen Stellplatz übernachten. In der Nacht zieht ein kräftiges Gewitter über die Stadt und macht die Luft am Morgen herrlich frisch und kühl – das ist nach der Sommerhitze der letzten Tage sehr angenehm.

Toul ist eine typische französische Kleinstadt, charmant und lebendig, ohne Hektik, und von einer vollständig erhaltenen Festungsanlage von Vauban umgeben. Das herausragende Bauwerk der Stadt ist aber die Kathedrale Saint-Étienne, erbaut im Jahr 1496. Eine herrliche Fassade, bei welcher leider der Skulpturenschmuck – wie so oft bei französischen Kirchen – der Französischen Revolution zum Opfer fiel. Die Kathedrale hat eine bewegte Geschichte. Sie blieb von mehreren Feuern und 1999 von einem heftigen Orkan nicht verschont.

Durch einen kleinen, schmalen Durchgang gelangen wir zum wunderschönen Kreuzgang, einem der größten Frankreichs.

Toul – Cathédrale Saint-Étienne
Toul – Cathédrale Saint-Étienne
Toul – Cathédrale Saint-Étienne
Toul – Cathédrale Saint-Étienne

Nach der ausgiebigen und sehr interessanten Besichtigung von Toul fahren wir weiter nach Saint-Dizier. Die Fahrt ist ziemlich eintönig. Endlose Getreidefelder bis zum Horizont, schnurgerade Straßen. Die meisten Felder sind schon abgeerntet, es sind nur noch die Stoppel mit runden Strohballen übrig.

Saint-Dizier ist leider weder besonders interessant noch besonders sehenswert. Aus Lautsprechern – die in Frankreichs Innenstädten mittlerweile leider sehr häufig anzutreffen sind – werden die Passanten mit Musik beschallt. TripAdvisor ist der Meinung, dass wir hier besser nicht essen gehen sollten. Trotzdem finden wir eine kleine Pizzeria, in der wir etwas Leckeres zu Mittag bekommen.

In unmittelbarer Nähe von Saint-Dizier befindet sich der Lac-du-Der. Er ist mit knapp 48 km² der größte Stausee in Frankreich. Schwimmen, Kajakfahren, Wasserski, Jetski, Windsurfen, Angeln, Wandern, Radfahren und Inlineskaten – jeder kommt hier auf seine Kosten. Auch Müßiggänger kommen nicht zu kurz, der See verfügt über sechs Sandstrände zur Entspannung. Wir begnügen uns mit dem sehr schönen Übernachtungsplatz direkt am See.

Lac-du-Der
Lac-du-Der

Entlang des Lac-du-Der geht unsere Reise weiter Richtung Troyes, der historischen Hauptstadt der Champagne. Wieder durch eine kaum Aufsehen erregende Landschaft mit riesigen Getreidefeldern und kilometerlangen Straßen, wie mit dem Lineal gezeichnet. Um die Mittagszeit erreichen wir Troyes und finden einen zentrumsnahen Parkplatz. Anscheinend fahren immer noch viele Franzosen über Mittag nach Hause und die Verkehrslage entspannt sich deshalb in den Innenstädten. Viele Geschäfte, Kirchen, Museen und Büros sind zwischen 12 und 14 Uhr geschlossen.

Troyes hat eine sehr gut erhaltene und restaurierte Altstadt mit vielen typischen Fachwerkhäusern aus dem 16. Jahrhundert. Wir bummeln den ganzen Tag und genießen das Sommerwetter an diesem einladenden, charmanten Ort.

Troyes
Troyes
Troyes – Cathédrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul
Troyes – Cathédrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul

Etwas südwestlich von Troyes, also genau in unserer Reiserichtung, liegt der kleine Ort Aix-en-Orthe. Hier finden wir einen wunderschönen Übernachtungsplatz auf einer Wiese, umgeben von alten hohen Bäumen und einem kleinen plätschernden Bächlein. Herrlich.

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