Jahresrückblick

Rückblick 2020

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Als wir im Januar den Jahreswechsel in Südfrankreich verbrachten, konnte noch niemand das Ausmaß der sich abzeichnenden weltweiten Pandemie mit dem Covid-19-Virus absehen. Vereinzelte Meldungen aus China gab es bereits, aber das war alles weit, weit weg.

Wir waren direkt nach den Weihnachtsfeiertagen nach Südfrankreich Richtung Provence aufgebrochen, um ein bisschen Sonne und Wärme zu tanken. Und tatsächlich hatte wir durchgehend Sonnentage und, zumindest gegenüber Süddeutschland, erheblich wärmere Temperaturen. Und wir wollten Silvester auch mal in Frankreich erleben. Allerdings waren wir schon ein wenig überrascht dass die Franzosen, im Gegensatz zu uns, den Jahreswechsel nicht “auf der Straße” feiern. Dass es kein privates Feuerwerk gibt wussten wir, aber dass der Silvesterabend so “sang- und klanglos” verläuft hat uns denn doch überrascht. Jedenfalls standen wir um Mitternacht mutterseelenallein in Aigues-Mortes auf dem Dorfplatz, tranken unseren mitgebrachten Piccolo und wunderten uns über unsere lieben Nachbarn.

Aigues-Mortes (leere Straßen an Silvester um Mitternacht)

Wir waren dieses Jahr zum 2. Mal um Weihnachten/Neujahr in Südfrankreich. Und auch diese Reisezeit hat ihren ganz besonderen Reiz. Zumindest wenn man keinen Touristentrubel braucht und auch in Kauf nimmt, dass das eine oder andere Restaurant geschlossen hat. Dafür gibt es wunderbar einsame Übernachtungsplätze und vollkommen stressfreie Stadtbesichtigungen. In Restaurants sollte man vorsichtshalber reservieren, denn in Südfrankreich sind die meisten Sitzplätze auf der Straße, die Lokale selbst sind manchmal klitzeklein.

Arles am Neujahrsmorgen
Arles am Neujahrsmorgen
Avignon

Einer der Höhepunkte dieser Reise war die Fahrt auf den Mont Ventoux. Zwar nicht ganz bis zum Gipfel (die Zufahrt ist im Winter gesperrt) aber dafür mich phantastischer Fernsicht.

Zum Reisebericht …

Blick vom Mont Ventoux

Schon Mitte Februar machten wir uns erneut auf den Weg nach Südfrankreich. Wir wollen die Côte d’Azur, ausgehend von Menton Richtung Provence bereisen. Und vor allem den Karneval in Nizza erleben.

Leider begann diese Reise mit einem großen Missgeschick. Auf der Anreise via Schweiz und Lago Maggiore, fuhr ich an einer Engstelle den rechten Außenspiegel ab, beim Begutachten des Schadens beim Anhalten noch den hinteren Heckleuchtenträger. Wegen unserer nur rudimentären italienischen Sprachkenntnisse kauften wir die Ersatzteile aber später in Frankreich. Aber der bestellte Außenspiegel passte erstmal nicht und wir mussten lange auf das richtige Ersatzteil warten.

In Nizza erlebten wir einen phantastischen Karneval. Jedes Jahr zieht er Hunderttausende von französischen und internationalen Zuschauern an. Und das Spektakel ist unvergleichlich!

Und hier holt uns die Corona-Pandemie dann doch ein. Alle folgenden Veranstaltungen werden wegen der Ansteckungsgefahr abgesagt. Sowohl die in Nizza als auch das Zitronenfest in Menton.

Aber so richtig ernst wird die Pandemie immer noch nicht genommen. Niemand trägt eine Alltagsmaske, die öffentlichen Verkehrsmittel sind voll, Abstandsregeln gibt es nicht. Erst später wird sich herausstellen dass die Côte d’Azur im Frühjahr einer der größten Hotspots (neben dem Elsass) in Frankreich war. Und wir sind mittendrin … und haben im Rückblick riesen großes Glück! Warnungen an die Bevölkerung gab es fast keine. Das öffentliche Leben geht wie immer seinen Gang. Es wurde zwar über den Virus gesprochen, aber niemand trug Vorsorge. Keine Abstandsregeln, Cafés und Restaurants voll bis auf den letzten Platz. Heute unvorstellbar.

Und wie bei uns in Deutschland gab es in den Supermärkten auch bald kein Toilettenpapier, Einmalhandschuhe, Mehl, Zucker etc. zu kaufen!

Carnaval Nice
Nice

Bis kurz hinter Marseille führt uns diese Tour immer an der Côte d’Azur entlang nach Westen. Da nur wenige Touristen unterwegs waren, konnten die Küstenstraßen auch mal ohne Stau befahren werden. Wohnmobil freundlich ist die Gegend aber trotzdem nicht. Fast alle Parkplätze sind für Wohnmobile verboten, meist mit Höhenbeschränkungen versehen. Freie Stellplätze sind wegen der bergigen Gegend rar, offizielle Stellplätze sind überwiegend teuer. Und Campingplätze (die wir nur im absoluten Notfall aufsuchen) haben um diese Jahreszeit meistens geschlossen.

Le Levandou
Grasse
Schneetreiben vor Sisteron

Auf der Heimfahrt nach Staufen im Breisgau erwischt uns die angekündigte Schlechtwetterfront mit Schnee und Glatteis. Aber wir haben Winterreifen aufgezogen, und so kommen wir gut, aber doch mit mulmigem Gefühl über die Berge nach Grenoble und nach Genf. Und wieder gesund (!) nach Hause.

Zum Reisebericht …

Und dann kam die Coronazeit. Lockdown und Reiseverbot. Und wir merkten wieder einmal, wie wichtig uns das Reisen mit dem Wohnmobil ist, dass es ein richtiges Zuhause ist, das zumindest ich (meine Frau ist leider noch nicht im Ruhestand) von März bis November (mit Zustimmung meiner Frau!) bewohne und damit reisen darf.

Die geplanten Reisen in unser geliebtes Frankreich fallen also aus. Ich hätte es auch als unangebracht, fast unanständig empfunden, in diesen Zeiten ins Ausland zu fahren!

Und dann kam eine alte Idee wieder ins Bewusstsein. Ich umrunde die Bundesrepublik an den Außengrenzen. Und zwar gegen den Uhrzeigersinn. Ende Mai begann ich diese Tour!

Der Start war in Bad Säckingen, nahe dem Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Schweiz. Ein Stück den noch jungen Rhein entlang, dann über den Hegau bis zum Bodensee. Das ist alles noch bekanntes Terrain, denn hier verbringen wir so manches Wochenende.

Ab Lindau beginnt die “Deutsche Alpenstrasse” eine der schönsten und beeindruckendsten Abschnitte dieser Reise. Aber es regnet ununterbrochen, die Wetterprognosen für die nächsten Tage, ja Wochen sind deprimierend. Da macht es keinen Sinn, in die Alpen zu fahren. Ich lasse also diesen Abschnitt aus, steige im Vogtland wieder in meine Rundreise ein, und hole den Abschnitt Alpenstrasse im Herbst nach. Und da wird mich meine Frau begleiten können, da sie Urlaub hat.

Isarwinkel
Schloss Neuschwanstein
Königsee
Passau

Entlang der tschechischen, dann der polnischen Grenze komme ich über Sachsen und Brandenburg nach Mecklenburg-Vorpommern. Dieser Reiseabschnitt war deswegen besonders interessant, weil ich zu DDR-Zeiten schon häufig in dieser Gegend war und mir die Unterschiede zu damals immer wieder auffallen. Highlights waren natürlich Dresden und das Elbsandsteingebirge. Und die Einsamkeit mancher Landstriche (wenn man das denn mag).

Bastei

Und dann erreichte ich die Ost- und später die Nordsee. Neben dem Alpen die beeindruckendsten Reiseabschnitte. Und auch die anstrengendsten, denn es war inzwischen Hochsommer als ich dort eintraf. Zusammen mit vielen, vielen Urlaubern die wie ich ihre Ferien in Deutschland verbrachten. Es waren manchmal einfach zu viel Wohnmobile unterwegs!

Die Hersteller produzieren wie verrückt, die Leute kaufen oder mieten wie die Verrückten, und die Infrastruktur ist dem überhaupt nicht mehr angemessen. Ich kann schon verstehen, dass manche Gemeinden und Gegenden die “Notbremse” vor der Invasion ziehen.

Überhaupt nicht verstehen kann ich den Egoismus und die Rücksichtslosigkeit (oder vielleicht ist es auch nur Gedankenlosigkeit) mancher Wohnmobilisten. Ich habe kein Verständnis für ausgefahrene Markisen auf nicht parzellierten Stellplätzen, wenn offensichtlich ist, dass für alle zu wenig Platz ist. Und auch kein Verständnis für blockierte Stellplätze, wenn man mal eben einen Tagesausflug machen will. Diese Wohnmobilkollegen wären auf einem Campingplatz sicher besser aufgehoben!

Rügen
Heiligendamm
Prerow

Entlang der Ost- und Nordseeküste ging die Fahrt weiter nach Schleswig-Holstein und nach Niedersachsen. Herrliche Landschaften, Wattenmeer, klarer Blick und … Hitze.

Hier erlebte ich die heißesten Tage des Sommers. Und dann wird das Reisen mit dem Wohnmobil sehr, sehr anstrengend. Ich habe manche Rundfahrt gemacht, nur um die Klimaanlage des PEUGEOT zu nutzen. Stadtbesichtigungen machte ich nur sehr früh morgens (aber dafür ohne andere Menschen und mit herrlichem Fotolicht).

Cuxhaven
Greetsiel
St-Peter-Ording
Pilsum

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Ich war im Emsland angekommen, als die Meldungen über die Zahl der mit Covid-19 Infizierten wieder beängstigender wurden. Als ich im Saarland angekommen war, wurden schon darüber diskutiert, Beschränkungen für die Bevölkerung einzuführen. In Kandel (Rheinland-Pfalz) habe ich die Rundreise abgebrochen. Das kurze Stück entlang des Rheins von Karlsruhe bis nach Basel kann ich von zuhause aus problemlos nachholen.

Was gibt es für ein Fazit? Es waren im Winter wunderbare Reisen nach Südfrankreich, und die Umrundung von Deutschland war wunderschön und empfehlenswert. Und trotzdem vermisse ich mein geliebtes Frankreich!

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