Rückblick 2020

4.9
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Als wir im Januar den Jahreswechsel in Südfrankreich verbrachten, konnte noch niemand das Ausmaß der sich abzeichnenden weltweiten Pandemie mit dem Covid-19-Virus erahnen. Es gab zwar vereinzelte Meldungen aus China, aber das war weit, weit weg.

Um Sonne und Wärme zu tanken, machten wir uns gleich nach den Weihnachtsfeiertagen auf den Weg nach Südfrankreich in die Provence. Und tatsächlich hatten wir durchgehend sonnige Tage und zumindest im Vergleich zu Süddeutschland deutlich wärmere Temperaturen. Und Silvester wollten wir auch einmal in Frankreich erleben. Etwas überrascht waren wir allerdings, dass die Franzosen den Jahreswechsel im Gegensatz zu uns nicht “auf der Straße” feiern. Dass es kein privates Feuerwerk gibt, wussten wir, aber dass der Silvesterabend so “sang- und klanglos” abläuft, hat uns doch überrascht. Jedenfalls standen wir um Mitternacht allein auf dem Dorfplatz von Aigues-Mortes, tranken unseren mitgebrachten Piccolo und wunderten uns über unsere lieben Nachbarn.

Aigues-Mortes (leere Straßen an Silvester um Mitternacht)

In diesem Jahr waren wir zum 2. Mal über Weihnachten/Neujahr in Südfrankreich. Und auch diese Reisezeit hat ihren ganz besonderen Reiz. Zumindest wenn man keinen Touristenrummel braucht und auch in Kauf nimmt, dass das eine oder andere Restaurant geschlossen hat. Dafür gibt es herrlich einsame Übernachtungsplätze und völlig stressfreie Stadtbesichtigungen. In Restaurants sollte man vorsichtshalber reservieren, denn in Südfrankreich stehen die meisten Sitzplätze auf der Straße und die Lokale selbst sind manchmal winzig klein.

Arles am Neujahrsmorgen
Arles am Neujahrsmorgen
Avignon

Einer der Höhepunkte dieser Reise war die Fahrt auf den Mont Ventoux. Zwar nicht ganz bis zum Gipfel (im Winter ist die Zufahrt gesperrt), dafür aber mit einer fantastischen Fernsicht.

Blick vom Mont Ventoux

Bereits Mitte Februar haben wir uns wieder auf den Weg nach Südfrankreich gemacht. Wir wollen die Côte d’Azur von Menton in Richtung Provence bereisen. Und vor allem den Karneval in Nizza erleben.

Leider begann diese Reise mit einem großen Missgeschick. Auf der Anreise über die Schweiz und den Lago Maggiore fuhr ich an einer Engstelle den rechten Außenspiegel ab und bei der Begutachtung des Schadens beim Anhalten auch noch den hinteren Heckleuchtenträger. Aufgrund unserer nur rudimentären Italienischkenntnisse kauften wir die Ersatzteile später in Frankreich. Der bestellte Außenspiegel passte jedoch zunächst nicht und wir mussten lange auf das richtige Ersatzteil warten.

In Nizza haben wir einen fantastischen Karneval erlebt. Jedes Jahr zieht er Hunderttausende von französischen und internationalen Zuschauern an. Und das Spektakel ist unvergleichlich!

Und dann holt uns die Corona-Pandemie doch noch ein. Alle folgenden Veranstaltungen werden wegen Ansteckungsgefahr abgesagt. Sowohl der Karneval in Nizza als auch das Fest der Zitrone in Menton.

Doch noch wird die Pandemie nicht ernst genommen. Niemand trägt im Alltag einen Mundschutz, die öffentlichen Verkehrsmittel sind überfüllt, Abstandsregeln gibt es nicht. Erst später wird sich herausstellen, dass die Côte d’Azur im Frühjahr einer der größten Hotspots (neben dem Elsass) in Frankreich war. Und wir sind mittendrin … und haben rückblickend großes Glück! Es gab so gut wie keine Warnungen an die Bevölkerung. Das öffentliche Leben ging seinen gewohnten Gang. Man sprach über das Virus, aber niemand traf Vorsichtsmaßnahmen, die Cafés und Restaurants sind bis auf den letzten Platz gefüllt.

Und wie bei uns in Deutschland gab es bald kein Toilettenpapier, keine Einweghandschuhe, kein Mehl, keinen Zucker zu kaufen!

Carnaval Nice
Nice

Bis kurz hinter Marseille führt uns diese Tour immer an der Côte d’Azur entlang nach Westen. Da nur wenige Touristen unterwegs waren, konnten die Küstenstraßen teilweise ohne Stau befahren werden. Wohnmobilfreundlich ist die Gegend allerdings nicht. Fast alle Parkplätze sind für Wohnmobile gesperrt, meist mit Höhenbegrenzung. Freie Stellplätze sind wegen der bergigen Gegend rar, offizielle Stellplätze meist teuer. Und die Campingplätze sind um diese Jahreszeit meist geschlossen.

Le Levandou
Grasse
Schneetreiben vor Sisteron

Auf der Rückfahrt erwischt uns die angekündigte Schlechtwetterfront mit Schnee und Glatteis. Aber wir haben Winterreifen aufgezogen und kommen gut, aber mit einem mulmigen Gefühl über die Berge nach Grenoble und Genf. Und wieder gesund (!) nach Hause.

Dann kam die Zeit der Corona Beschränkungen und der Reiseverbote. Und wir merkten wieder einmal, wie wichtig uns das Reisen mit dem Wohnmobil ist, dass es ein richtiges Zuhause ist, das zumindest ich (meine Frau muss leider noch arbeiten) von April bis November (mit Einverständnis meiner Frau!) bewohne und damit reisen darf.

Die geplanten Reisen in unser geliebtes Frankreich fallen also aus. Ich hätte es auch als unpassend empfunden, in diesen Zeiten ins Ausland zu fahren!

Und dann ist mir eine alte Idee wieder eingefallen. Ich umrunde die Bundesrepublik an ihren Außengrenzen. Gegen den Uhrzeigersinn. Ende Mai habe ich diese Tour begonnen!

Start war in Bad Säckingen, nahe dem Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Schweiz. Ein Stück am noch jungen Rhein entlang, dann durch den Hegau bis zum Bodensee. Alles noch bekanntes Terrain, denn hier verbringen wir so manches Wochenende.

Ab Lindau beginnt mit der “Deutschen Alpenstraße” einer der schönsten und eindrucksvollsten Abschnitte dieser Reise. Doch es regnet ununterbrochen, die Wetterprognosen für die nächsten Tage, ja Wochen sind deprimierend. Da macht es keinen Sinn, in die Alpen zu fahren. Also lasse ich diesen Abschnitt aus, fahre im Vogtland weiter und hole den Alpenstraßenabschnitt im Herbst nach. Und dann kann mich meine Frau begleiten, weil sie Urlaub hat.

Isarwinkel
Schloss Neuschwanstein
Königsee
Passau

Entlang der tschechischen und polnischen Grenze komme ich über Sachsen und Brandenburg nach Mecklenburg-Vorpommern. Dieser Teil der Reise war besonders interessant, da ich schon zu DDR-Zeiten oft in dieser Region war und mir die Unterschiede zu damals immer wieder auffallen. Höhepunkte waren natürlich Dresden und das Elbsandsteingebirge. Und die Einsamkeit mancher Landstriche, wenn man das denn mag.

Bastei

Und dann erreichte ich die Ost- und später die Nordsee. Neben dem Alpen die beeindruckendsten Reiseabschnitte. Und auch die anstrengendsten, denn es war inzwischen Hochsommer als ich dort eintraf. Zusammen mit vielen, vielen Urlaubern die wie ich ihre Ferien in Deutschland verbrachten. Manchmal waren einfach viel zu viele Wohnmobile unterwegs!

Die Hersteller produzieren wie verrückt, die Leute kaufen oder mieten wie verrückt und die Infrastruktur hält dem überhaupt nicht mehr stand. Ich kann verstehen, dass manche Gemeinden und Regionen die Notbremse ziehen.

Ich habe überhaupt kein Verständnis für den Egoismus und die Rücksichtslosigkeit (oder vielleicht auch nur Gedankenlosigkeit) mancher Wohnmobilisten. Ich habe kein Verständnis für ausgefahrene Vorzelte auf nicht parzellierten Stellplätzen, obwohl offensichtlich nicht genug Platz für alle vorhanden ist. Und auch kein Verständnis für blockierte Stellplätze, wenn man mal einen Tagesausflug machen will. Diese Wohnmobilkollegen wären auf einem Campingplatz sicher besser aufgehoben!

Rügen
Heiligendamm
Prerow

Entlang der Ost- und Nordseeküste ging es weiter nach Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Wunderschöne Landschaften, Wattenmeer, klare Sicht und … Hitze.

Hier habe ich die heißesten Tage des Sommers erlebt. Und dann wird das Reisen mit dem Wohnmobil sehr, sehr anstrengend. Manche Touren habe ich nur gemacht, um die Klimaanlage des Basisfahrzeugs zu nutzen. Stadtbesichtigungen habe ich nur ganz früh morgens gemacht (dafür aber ohne andere Leute und mit wunderbarem Fotolicht).

Cuxhaven
Greetsiel
St-Peter-Ording
Pilsum

Ich war im Emsland angekommen, als die Meldungen über die Zahl der Covid-19-Infizierten wieder eindringlicher wurden. Als ich im Saarland ankam, wurde bereits über Einschränkungen für die Bevölkerung diskutiert. In Kandel (Rheinland-Pfalz) brach ich die Tour ab. Das kurze Stück am Rhein entlang von Karlsruhe nach Basel kann ich problemlos von zu Hause aus nachholen.

Wie lautet das Fazit? Es waren wunderbare Reisen im Winter nach Südfrankreich und die Tour durch Deutschland war schön und empfehlenswert. Aber ich vermisse mein geliebtes Frankreich!

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