Rund um Deutschland – Brandenburg

4.9
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Das nächste Bundesland, das ich auf meiner Reise um die Bundesrepublik Deutschland entlang der Grenze erreiche, ist Brandenburg. Die Landesgrenze zu Polen ist etwa 250 Kilometer lang. Ich wechsle zwar das Bundesland, bleibe aber in der Lausitz.

Kurz vor Cottbus macht mich ein Hinweisschild auf einen Aussichtsturm über dem Braunkohletagebau aufmerksam. Also rechts geblinkt und abgebogen. Dieser Aussichtsturm in Merzdorf ist ein lohnendes Ziel für einen großartigen Rundblick. Aus 30 Metern Höhe kann ich mir ein eindrucksvolles Bild von den Dimensionen des Gesamtprojektes “Cottbuser Ostsee” machen. Aus dem ehemaligen Tagebau Cottbus-Nord entsteht nach 30 Jahren Kohleförderung ein See: der Cottbuser Ostsee.

Ich würde gerne eine Führung durch eine der Abbaustätten machen, aber laut Internetrecherche sind derzeit alle wegen der COVID-19-Epidemie für Besucher geschlossen.

Flutungsgebiet Cottbusser Ostsee
Braunkohlebagger bei Ostritz

Cottbus, nach Potsdam die zweitgrößte Stadt Brandenburgs, macht auf mich einen quirligen und lebendigen Eindruck, was sicher auch daran liegt, dass Cottbus eine Universitätsstadt ist und die vielen Studenten die Stadt positiv verjüngen. Es macht Spaß, durch die Innenstadt zu bummeln, schöne Geschäfte zu sehen und in einem der vielen Straßencafés zu sitzen.

Cottbus – Altmarkt
Cottbus – Altmarkt
Cottbus – Nikolaikirche
Cottbus – Nikolaikirche
Cottbus
Cottbus – Querstraße zum Altmarkt

Weniger als eine halbe Autostunde von Cottbus entfernt beginnt in westlicher Richtung der Spreewald. Die nächste Stadt von Cottbus ist Burg im Spreewald. Bisher bin ich auf meiner Reise von großen Touristenansammlungen weitgehend verschont geblieben. Doch hier trifft es mich mit voller Wucht. Das Städtchen quillt über vor Menschen. Alle zieht es zum kleinen Hafen, von wo aus die Kähne zu einer kleinen Rundfahrt durch die Spreeauen ablegen. An einen gemütlichen und entspannten Bummel durch den Ort ist nicht zu denken, abgesehen davon, dass ich wahrscheinlich sowieso keinen Parkplatz bekommen hätte. Alle Parkplätze sind für Wohnmobile gesperrt. Na gut, dann eben nicht! Meinen Plan, einen Abstecher nach Lübbenau ins Zentrum des Spreewaldes zu machen, verwerfe ich spontan. Das sind doch eher Ziele für den Herbst und nicht für die Sommerferien.

So fahre ich kurzerhand nach Cottbus zurück. Am Thermalbad hat die Stadt einen schönen Stellplatz eingerichtet und ich beschließe, hier zu bleiben.

Ich bin positiv überrascht von Eisenhüttenstadt. Erwartet hatte ich eine graue Industriewüste, vorgefunden habe ich eine sehr freundliche Stadt mit viel Grün.

Eine gut ausgebaute Bundesstraße führt mich nach Frankfurt/Oder. Zwei Länder und zwei Städte liegen sich an der mittleren Oder gegenüber. Die Stadt Frankfurt/Oder und das polnische Slubice sind nicht nur durch die Stadtbrücke eng miteinander verbunden.

Frankfurt/Oder wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges fast vollständig zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte nach dem Vorbild des sozialistischen Städtebaus. Und leider wirkt die Stadt auch heute noch ein wenig grau und nüchtern auf mich. Immer noch ein bisschen wie früher …

Frankfurt/Oder
Frankfurt/Oder
Frankfurt/Oder
Frankfurt/Oder – ehemaliges Schulgebäude (DDR)
Frankfurt/Oder – Blick über die Oder nach Polen

Ich will auf dem Campingplatz in Frankfurt/Oder übernachten. Als ich ankomme, ist das Tor verschlossen – niemand ist da. Auf einem Schild steht, dass in zwei Stunden (zwischen 15.30 und 18.00 Uhr) jemand kommt, um das Tor aufzuschließen. Darauf will ich nicht warten.

Also weiter an der Oder entlang und gut fünf Kilometer hinter Frankfurt (Oder) finde ich in Lebus einen wunderschönen Übernachtungsplatz direkt an der Oder. Perfekt!

Lebus
Lebus
Lebus

Um 6.30 Uhr werde ich unsanft aus dem Schlaf gerissen. Plötzlich ist ein Höllenlärm. Es sind zwei Herren von der Stadtverwaltung, die wohl der Meinung sind, dass der spärliche Rasen auf den Gehwegen mal wieder richtig entfernt werden muss. Und das tut Arbeiter eins mit einer Motorsense und Arbeiter zwei vollendet das zerstörerische Werk mit einem gasbetriebenen, feuerspeienden Unkrautbrenner. Ich bin jedenfalls hellwach! Zum Schluss werden die Reste der Mähaktion mit einem überdimensionalen Laubbläser verteilt. Alle Geräte des Bauhofs sind heute im Einsatz!

Vorbei am Schloss Neuhardenberg und durch riesige Buchenwälder, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, fahre ich über Eberswalde zum Kloster Chorin.

Neuhardenberg

Das Kloster Chorin ist wunderschön! Eingebettet in einen Park mit herrlichem Baumbestand, fernab von Verkehrslärm und Hektik. Ein wunderbarer Ort, um zur Besinnung zu kommen, die Ruhe zu genießen und Kraft zu tanken. Außer mir ist niemand da. Mutterseelenallein schlendere ich durch die Ruine und bin froh, den Abstecher hierher gemacht zu haben.

Kloster Chorin
Kloster Chorin
Kloster Chorin
Kloster Chorin

Schon auf der Fahrt zum Kloster Chorin sah ich das Hinweisschild zum Schiffshebewerk Niederfinow. Klingt interessant, also scharf rechts abgebogen und nach wenigen Kilometern bin ich in Niederfinow angekommen. Das Schiffshebewerk Niederfinow ist das älteste noch in Betrieb befindliche Schiffshebewerk Deutschlands. Es ist ein imposantes Bauwerk. In einem mit Wasser gefüllten Trog werden die Schiffe wie in einem Aufzug nach oben oder unten befördert.

Schiffshebewerk Niederfinow
Schiffshebewerk Niederfinow
Schiffshebewerk Niederfinow – Neubau

Direkt am Besucherparkplatz des Schiffshebewerks, der sich auch sehr gut zum Übernachten eignet, gibt es Kioske, an denen man kleine Speisen kaufen kann. Ich komme mir vor wie zu DDR-Zeiten. Alles original erhalten, wie im Film. Und auch die Mentalität der Kioskbeschäftigten ist authentisch. Ich sitze schon gute 20 Minuten, bis ich von der “äußerst charmanten” Bedienung überhaupt wahrgenommen werde. Aber zu spät! Ich bin schon auf dem Weg zur Konkurrenz nebenan!

Das letzte Stück durch Brandenburg führt mich nach Schwedt, einer Industriestadt direkt an der polnischen Grenze. Schon von weitem sehe ich die Schornsteine der riesigen Erdölraffinerie. Eine über 3.000 Kilometer lange Pipeline lieferte schon zu DDR-Zeiten Erdöl aus dem Ural nach Schwedt.

Die Stadt wirkt auf mich wenig einladend und so mache ich mich bald wieder auf den Weg. Die Ostsee ruft und mit ihr Mecklenburg-Vorpommern.

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