Rund um Deutschland – Rheinland Pfalz und Saarland

4.8
(40)

Meine Umrundung der Bundesrepublik Deutschland nähert sich langsam ihrem vorläufigen Ende. Ich bin im Südwesten angekommen. Die beiden Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland werden sich entlang der Grenzen zu Belgien, Luxemburg und Frankreich abwechseln. Ein Stück durch die Eifel hindurch, der Mosel entlang und durch die Pfalz wird mich meine Reise führen.

Auf schmalen, gewundenen Sträßchen fahre ich dem nächsten Bundesland entgegen. Ein Hinweisschild am Straßenrand begrüßt mich freundlich in Rheinland-Pfalz. Vorbei an schmucken Dörfchen erreiche ich Prüm, eine kleine hübsche Stadt in der Westeifel. Die herausragenden Bauwerke sind die um 1730 erbaute Barockkirche und die Klosteranlage. Sogar staatlich anerkannter Luftkurort darf man sich hier nennen. Außer dem Kloster gibt es allerdings nicht viel anzuschauen. Einige hübsche Cafés und Restaurants laden aber zum Verweilen ein.

Prüm

Ganz anders in Trier. Hier herrscht kulturelles Überangebot. Moderne Architektur, viel Barock und natürlich “die Römer” gibt es hier zu bestaunen. Von den Sehenswürdigkeiten wurden acht von der UNESCO als Welterbe ausgezeichnet. Keine Überraschung, ist Trier doch eine der ältesten Städte Deutschlands.

Gegründet wurde Trier von Kaiser Augustus im Jahr 16 v. Chr. Dies ist durch den Bau der ersten römischen Moselbrücke dokumentiert. Die Bedeutung der Stadt im römischen Reich wuchs schnell. Das schlug sich in der Errichtung einer Stadtbefestigung, eines Amphitheaters sowie einiger Thermen nieder. Im 3. Jahrhundert stieg Trier zur Provinzhauptstadt auf. Zeitweise residierten verschiedene römische Kaiser hier, insbesondere Konstantin der Große, der die Stadt zur Hauptstadt des Weströmischen Reiches machte. In seiner antiken Blütezeit hatte Trier rund 80.000 Einwohner und war damit die größte Stadt nördlich der Alpen.

Wer Trier ausgiebig besichtigen möchte, muss viel Zeit mitbringen! Trotz der Größe der Stadt sind die meisten Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß zu erreichen. Und es macht Spaß, immer wieder neue Ausblicke und Eindrücke zu entdecken.

Trier
Trier
Trier
Trier

In Saarburg geht es weit beschaulicher zu, obwohl der Ort fest in touristischer Hand ist. Hauptattraktion ist ein Wasserfall, der als einzigartiges Naturschauspiel mitten in der Stadt 20 Meter über Felskaskaden in die Tiefe stürzt und die Mühlräder im Talkessel antreibt. Wer Muße mitbringt, wird schnell verzaubert von den verwinkelten Gassen, den Häuserzeilen um den Leukbach, die auf mächtigen Eichenpfählen ruhen, und der malerischen Altstadt mit den bunten Fischer- und Schiffergebäuden.

Saarburg
Saarburg

Schon im angrenzenden Bundesland Saarland liegt Mettlach. Obwohl Mettlach ein überschaubarer Ort ist, ist die Stadt international bekannt. Denn in Mettlach finden sich zwei der größten Highlights im Saarland: zunächst das Weltunternehmen Villeroy & Boch*, dessen hochklassige Produkte bis in die entferntesten Ecken der Erde zu finden sind. Und dann natürlich eines der Wahrzeichen des Saarlandes: die Saarschleife. Einen prächtigen Blick darauf hat man vom Aussichtspunkt „Cloef“, der über den Ort Orscholz zu erreichen ist. Alternativ lässt sich dieses Naturereignis auch vom Wasser aus erkunden. Von Saarburg oder Mettlach ausgehend können Schiffsrundfahrten auf der Saar gebucht werden, die ausgedehnteren führen bis zur Saarschleife.

* Das Unternehmen ist nach seinen beiden Gründern François Boch und Nicolas Villeroy benannt und befindet sich nach über 270 Jahren immer noch größtenteils im Besitz der Familien von Boch-Galhau und Villeroy de Galhau.

Abtei Mettlach – Verwaltungsgebäude von Villeroy & Boch
Abtei Mettlach – Rest der ehemaligen Klosterkirche
Saarschleife

Der Wohnmobilplatz in Mettlach ist derzeit leider eine Großbaustelle. Deshalb fahre ich die kurze Strecke zurück nach Saarburg auf den schönen Stellplatz am Saarufer. Hier kann ich auch meine leere Gasflasche gegen eine volle eintauschen, denn der Kühlschrank braucht bei den sommerlichen Temperaturen ziemlich viel “Stoff”.

Am nächsten Morgen mache ich mich auf nach Saarlouis, eine sehr angenehme und unaufgeregte Kleinstadt. Zahllose Kneipen und Lokale (für jeden Geschmack ist etwas dabei, viele vom Typ “Studentenkneipe”) laden zum Einkehren ein. Ich finde es sehr schön, mich vom Stadtbummel hier auszuruhen und meine Mitmenschen zu beobachten. Erstaunlich wie unterschiedlich die einzelnen Zeitgenossen doch sein können!

Der Höhepunkt meines Besuchs in Ensdorf, dem Nachbarort von Saarlouis, ist das Saarpolygon. Eine fantastische Architektur auf einer Abraumhalde des Bergbaus und ein Denkmal zur Erinnerung an den im Juni 2012 endgültig beendeten Steinkohlebergbau. Die Bergehalde bietet einen wunderbaren Blick über das ganze Saartal und die angrenzenden Mittelgebirge. Die Halde ist aus dem Abraum des örtlichen Bergbaus entstanden und zum Teil schon begrünt worden. Mittlerweile wird sie auch als Startplatz für Gleitschirmflieger benutzt. Festes Schuhwerk ist für das Betreten der Berghalde empfehlenswert. Eine gute dreiviertel Stunde ist für die Wanderung einzuplanen. Der Weg bis zum Mittelplateau der Halde verläuft mit kleinen Anstiegen, die problemlos zu bewältigen sind. Allerdings ist der Auf- und Abstieg vom Mittelplateau bis zum “Gipfel” der Halde nicht ohne und deshalb für ältere oder gehbehinderte Menschen sowie Familien mit Kleinkindern beziehungsweise Kinderwagen nicht geeignet.

Saarpolygon

Ein weiteres Industriedenkmal befindet sich wenige Kilometer weiter Saar aufwärts in Völklingen. Sogar zum Weltkulturerbe der UNESCO hat es die Völklinger Hütte gebracht. Sie ist weltweit das einzige Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung das vollständig erhalten ist, und es zählt zu den ungewöhnlichsten Weltkulturerbestätten der UNESCO. Die Völkinger Hütte bildet ein außergewöhnliches Beispiel für eine Roheisenproduktionsstätte, wie sie in ebenjener Zeit vorherrschend war. Viele technische Neuerungen wurden hier entwickelt oder erstmals industriell verwendet. Teilweise sind diese noch bis heute weltweit im Einsatz. Der Komplex umfasst Anlagen für alle Stadien der Roheisenproduktion, von der Handhabung der Rohmaterialien und der Anlagen, zur Kohle- und Eisenerzaufbereitung, bis zur Eisenproduktion in den Hochöfen.

Ich marschiere stundenlang durch die außerordentlich interessante Anlage. Wer möchte, kann einen bis zu 7.000 Meter langen Rundgang machen. Für die Strecke in luftiger Höhe sollte man schwindelfrei sein. Sicherheitshalber muss dann auch ein Schutzhelm getragen werden.

Völklingen – Hütte
Völklingen – Hütte
Völklingen – Hütte – Glasfenster
Völklingen – Hütte

Die Übernachtung auf dem Wohnmobilparkplatz der Hütte ist dann allerdings der totale Rheinfall. Die ganze Nacht lassen einige Jugendliche ihre frisierten Mopeds und Autos aufheulen und benutzen den Großparkplatz als Renn- und Angeberstrecke. Saublöd!

Um von Völklingen nach Blieskastel zu fahren, wähle ich den landschaftlich schönen Weg über Frankreich. Endlich bin ich einmal wieder in meinem geliebten Frankreich, wenn auch nur einige Kilometer. Und ich fühle mich sofort wieder zuhause hier!

Blieskastel ist ein herrlich verschlafener Ort. Neben dem Kloster hoch oben am Berg ist die Stadt geprägt von schönen Barockhäusern. Das Wahrzeichen von Blieskastels ist der rund 5.000 Jahre alte Gollenstein, der zu den ältesten Kulturdenkmälern in Deutschland zählt. Mit circa sieben Metern Höhe ist er der größte Menhir Mitteleuropas.

Blieskastel

Von Blieskastel fahre ich quer durch das Saarland zurück nach Rheinland-Pfalz. Der Wohnmobilstellplatz in Bad Bergzabern ist geschlossen, einfach so. Das ist immer ärgerlich, wenn so etwas passiert. Ich mache einen kleinen Bummel durch das Städtchen an der südlichen Weinstraße. Typisch Pfalz steht auch hier der Wein im Fokus. Ansonsten ist Bad Bergzabern für mich ein weiterer der typischen Kurorte, die einfach aus der Mode gekommen sind. Die Zielgruppe für diese Art von Ferienort scheint es immer weniger zu geben.

In Dörrenbach ist ein Wohnmobilplatz am Sportplatz ausgeschrieben. Um dahin zu gelangen, muss ich auf einer einspurigen Straße zuerst durch den Ort fahren und dann noch durch den dichten Wald zum Sportplatz. Immer einspurig und furchtbar eng. Und natürlich kommen mir ständig andere Fahrzeuge entgegen. Es ist eine fürchterliche “Rangiererei” bis ich oben angekommen bin. Aber ich werde mit einem wunderbaren Blick über das Rheintal belohnt. Und mutterseelenalleine verbringe ich die Nacht, wo sich “Fuchs und Has‘” gute Nacht sagen. Ach ja, ein paar blökende Schafe gab’s auch noch.

Entlang der Südlichen Weinstraße erreiche ich nach einer ruhigen Nacht im “Nirgendwo'” Landau in der Pfalz. Ein wunderbarer Ort. Ich fühle mich in der Universitätsstadt sofort sehr wohl und genieße den ausgedehnten Bummel durch die quirlige Altstadt mit Flair – und Charme.

Landau in der Pfalz besitzt eine trotz Kriegszerstörungen recht gut erhaltene beziehungsweise wiederaufgebaute Altstadt mit vielen barocken und klassizistischen Gebäuden. Besonders sehenswert sind die Meerweibchen- und die Martin-Luther-Straße im Süden der Stadt sowie der Bereich zwischen Rathausplatz und Stadthausgasse im Norden.

Entlang der Landauer Ringstraßen stehen noch etliche Bauten des Historismus und des Jugendstils. Der Innenstadtring weist eine für die Größe der Stadt ungewöhnlich aufwändige und prächtige Bauweise auf. Wunderschön!

Landau
Landau
Landau
Landau

Die letzte Etappe dieses Reiseabschnitts rund um Deutschland ist Kandel in der Pfalz. Entlang tiefgrüner Weinberge fahre ich in das schmucke Städtchen, das sich überwiegend dem Weinanbau verschrieben hat. Trotz des ländlichen Charakters ist Kandel eine Einkaufsstadt mit einer Vielzahl an kleinen Boutiquen und Geschäften. Die Restaurants und Cafés laden zum Shoppen und Schlendern ein. Zeitgemäße, moderne Architektur und historische Fachwerkbauten verleihen Kandel seine besondere Ausstrahlung.

Kandel

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