Rund um Deutschland – Vom Vogtland nach Brandenburg

4.7
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Der Übergang vom Freistaat Bayern in den Freistaat Sachsen ist fließend. Wäre da nicht ein Schild, das an die ehemalige innerdeutsche Grenze erinnert, wäre ich an diesem historischen Ort achtlos vorbeigefahren. Von den weitläufigen Grenzanlagen ist nichts mehr zu sehen. Alles ist eins geworden. Gut so! Und so fahre ich direkt vom fränkischen ins sächsische Vogtland.

Rund um die von vielen kleinen Bächen gespeiste Weiße Elster erstreckt sich die traditionsreiche Stadt Bad Elster. Ringsum erheben sich Berge mit dichten, dunklen Wäldern bis zu einer Höhe von 650 Metern.

Mir gefällt Bad Elster sofort. Ein sehr hübscher kleiner Ort, in dem sich alles um den Kurbetrieb dreht. Hier hat sich im 19. Jahrhundert die “Upper Class” aufgehalten. Viele Hotelanlagen und Pensionen strahlen noch das Flair der Gründerzeit aus. Im historischen Kurpark lässt es sich herrlich flanieren und im Kurpark-Café einen Logenplatz einnehmen.

Bad Elster
Bad Elster
Bad Elster
Bad Elster – Marienquelle

Nicht ganz so schön wie das benachbarte Bad Elster ist Bad Brambach, das ebenfalls zu den “Sächsischen Staatsbädern” gehört. Ich fahre die wenigen Kilometer nach Bad Brambach, ganz in die Nähe der tschechischen Grenze, aber der Ort erscheint mir unscheinbarer und weit weniger attraktiv als Bad Elster. Auch hier gibt es einen schönen Kurpark, aber das besondere Flair von Bad Elster fehlt.

Also fahre ich zurück und finde etwas außerhalb einen schönen Übernachtungsplatz am Schwimmbad und am Museum “Kleines Vogtland”, das vogtländische Sehenswürdigkeiten “en miniature” zeigt.

Am nächsten Morgen herrscht Weltuntergangsstimmung. Es regnet in Strömen, der Himmel ist schwarz. Ich lasse es erst einmal ruhig angehen. Wieder ein Regentag im Wohnmobil? Ich beschließe, nach Plauen zu fahren. Dort gibt es im Zentrum einen großen Parkplatz, auf dem ich abwarten kann, wie sich das Wetter entwickelt. Doch es regnet weiter. Erst am frühen Nachmittag hört es auf, dass der Regen auf das Dach des Wohnmobils trommelt. Also nichts wie los … stadtfertig machen, Kamera nicht vergessen und los geht’s. Doch kaum bin ich losgestürmt, regnet es wieder! Es reicht kaum für ein paar Fotos – klatschnass komme ich ins Wohnmobil zurück. Mist!

Plauen ist aber auch bei Regenwetter sehenswert. Die Stadt ist unbestritten die Metropole des Vogtlandes, die ihre Wurzeln in der jahrhundertealten Tradition der Textilherstellung hat. Von hier aus wurde die Plauener Spitze” weltberühmt. Plauen wirbt deshalb auch mit dem Slogan “echt Spitze”.

Der Großparkplatz bietet sich dazu an, dort die Nacht zu verbringen. Es ist nachts erstaunlich ruhig, ich muss nicht mehr fahren und kann mich heute noch mit der notwendigen “Hausarbeit” beschäftigen. Denn auch 8m2 müssen in Schuss gehalten werden!

Plauen
Plauen
Plauen
Plauen

Die Sonne lacht, die Vögel zwitschern um die Wette – und das schon um halb fünf. Hier wird es viel früher hell als bei uns im Badischen. Und auch meine Laune ist nach dem langen Regentag sofort besser. Ich fahre zum Ent- und Versorgen nochmal zurück nach Bad Brambach. Mit VE’s ist die Gegend nicht gut ausgestattet. Dafür werden mir für 1x Toilette leeren und 20 Liter Frischwasser tanken 5 Euro abgeknöpft. So geht Marktwirtschaft!

Mein Weg führt mich weiter entlang der tschechischen Grenze, zunächst auf der “Deutschen Alleenstraße”, dann auf der “Silberstraße”.

In Klingenthal mache ich einen kurzen Stopp um mir das Vogtland Stadion und die Skisprungschanzen anzusehen. Wie mutig muss man sein, um sich hier auf der Sprungschanze in die Tiefe zu stürzen!

In Schwarzenberg, der “Perle des Erzgebirges”, sehe ich schon von weitem das Schloss und die Kirche St. Georg. Am Fuße der Kirche befindet sich ein großer Parkplatz, von dem aus ein Schrägaufzug nach oben führt. Perfekt! Der historische Kern von Schwarzenberg ist die Altstadt mit dem Markt. Auf dem Weg dorthin strömt mir der Duft einer Kaffeerösterei entgegen. Schnell helfe ich der Besitzerin, einen Tisch im Freien aufzustellen, und schon werde ich mit einem leckeren Cappuccino und einem noch besseren Kuchen verwöhnt.

Schwarzenberg ist bekannt für seinen sehr schönen Weihnachtsmarkt. In einem stillgelegten Tunnel findet eine Eisenbahnausstellung statt. Auch im Winter soll es hier schön sein. Und Schnee soll es immer geben.

Bis zum Ende der DDR entwickelte sich die Stadt zum wichtigsten Produktionsstandort für Waschmaschinen in Osteuropa. Auch die im Westen beliebten Privileg-Waschmaschinen kamen von hier.

Schwarzenberg
Schwarzenberg
Schwarzenberg

Nicht mehr weit und ich bin in Annaberg-Buchholz angekommen. Der neue Wohnmobilstellplatz ist schnell gefunden und als erstes helfe ich einem Wohnmobilkollegen sein Fahrzeug mit frischem Wasser zu betanken. Er fährt es schon seit August letzten Jahres, aber einen eigenen Wasserschlauch hat er immer noch nicht! Und dann fängt es wieder an zu regnen. Und das schlechte Wetter hält sich so hartnäckig, dass ich noch einen weiteren Tag auf die Sonne warten muss. Ich bitte den örtlichen Pizzaservice, mich mit Essen zu versorgen. Und die akzeptieren sogar mein Autokennzeichen als Lieferadresse!

Über Serpentinen geht es weiter nach Marienberg. Die Gegend ist karg, vieles sieht noch aus wie zu DDR-Zeiten (ich war sehr oft in der DDR und habe damals schon viel gesehen). Der Straßenbelag auf den Nebenstraßen ist teilweise noch originales Kopfsteinpflaster. Da wird das Wohnmobil ganz schön durchgeschüttelt (und ich auch)!

Marienberg ist eine hübsche, aber unspektakuläre Kleinstadt (sogar Kreisstadt). Die Stadt hat einen zentralen, quadratischen Marktplatz, der zusammen mit dem rechtwinkligen Straßensystem dem Idealbild der Renaissance sehr nahe kommt.

Marienberg

Auf Nebenstraßen geht es weiter nach Pirna. Zuerst schaue ich mir den hiesigen Stellplatz an – und finde ihn ehrlich gesagt unterirdisch schlecht. Auf einem mit Betonplatten ausgelegten Hof stehen die Fahrzeuge wie Heringe in der Dose. Die Sächsische Schweiz ist eben ein Touristenmagnet. Dass ein paar schöne alte Bäume drum herum stehen, macht den Platz auch nicht attraktiver. Also umgedreht und direkt ins Zentrum von Pirna gefahren. Und ich finde mit meinem Gefährt sogar recht schnell einen Parkplatz in Zentrumsnähe.

Eingebettet in das Elbtal zwischen Dresden und dem Elbsandsteingebirge liegt Pirna. Hauptanziehungspunkt ist der Markt mit seinen Gassen. Die reizvolle historische Altstadt mit ihren schönen Bürgerhäusern zeugt von einer ehemals blühenden Handelsstadt. Von Kriegsschäden und Stadtbränden weitgehend verschont, hat die Altstadt ihre Silhouette bewahrt.

Ich mache einen schönen Stadtbummel und esse am Elbufer in einem netten Restaurant mit Terrasse zu Mittag. Auf der anderen Elbseite sehe ich einige Wohnmobile stehen. Noch ein weiterer Stellplatz! Der ist zwar auch ziemlich voll, aber schön mit Blick auf die Elbe und die Altstadt.

Pirna
Pirna
Pirna
Pirna – Elbbrücke
Pirna

Heute weckt mich ausnahmsweise der Wecker. Schnell noch vor dem Morgengrauen aufstehen, Katzenwäsche, eine Tasse Kaffee und dann die paar Kilometer in die Sächsische Schweiz zur Bastei. Von Pirna, dem “Tor zur Sächsischen Schweiz”, ist es eine knappe halbe Stunde. Niemand ist um diese Zeit unterwegs. Ein wunderschönes Licht umgibt die bizarre Felslandschaft der Bastei. Tolle Fotomotive, wie ich sie mir zu dieser Tageszeit vorgestellt habe. Das frühe Aufstehen hat sich auf jeden Fall gelohnt!

Bastei
Bastei
Bastei
Bastei

Nachdem ich alles besichtigt habe, fahre ich zurück nach Pirna, denn ich habe noch einiges zu erledigen. Das heißt: Bankgeschäfte (ich ziehe Geld am Automaten) und Büroarbeit (ich muss einen Umschlag für einen Autoschlüssel, den ich versehentlich von zu Hause mitgenommen habe, kaufen, frankieren und zur Post bringen). Das alles ist so anstrengend, dass ich zwischendurch eine Pause in einem Straßencafé machen muss und dort bis zum Mittagessen bleibe.

Nach diesen anstrengenden Aktivitäten kann ich mich nur noch dazu aufraffen, die wenigen Kilometer nach Dresden zu fahren. Auf einem der dortigen Stellplätze ist ausreichend Platz, was mich sehr überrascht. Der Platz in Pirna war gestern Abend voll.

Vom Stellplatz aus sind es gute zehn Minuten zu Fuß ins Zentrum von Dresden und zur Frauenkirche. Ich verbringe zwei Tage in dieser wunderschönen Stadt. Dresden ist schön, aber mir persönlich “zu barock”. Es erschlägt mich regelrecht. Trotzdem immer wieder gerne.

Dresden
Dresden
Dresden
Dresden
Dresden

Meine Tour führt mich weiter entlang der tschechischen Grenze nach Osten. Ich komme in die Oberlausitz nach Bautzen, der “Stadt der Türme”. Der historische Stadtkern liegt auf einem Felsmassiv hoch über der Spree.

Bautzen
Bautzen
Bautzen
Bautzen

Im Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Polen liegt im äußersten Südosten die sächsische Stadt Zittau. Die Stadt liegt an den Flüssen Mandau und Neiße. Die Bezeichnung „Dreiländereck” ist hier wörtlich zu nehmen, denn direkt an das Stadtgebiet schließt sich die Grenze zu Polen an und nur wenige Kilometer weiter südlich beginnt die Grenze zu Tschechien.

Zittau
Zittau
Zittau

Nächste Station ist Obercunnersdorf. Entlang des Dorfbaches schlendere ich an üppigen Bauerngärten vorbei und werfe einen Blick auf das schöne, liebevoll erhaltene Dorf. Heile Welt, wohin ich schaue!

Obercunnersdorf
Obercunnersdorf
Obercunnersdorf

Auf dem Rückweg nach Zittau will ich mir noch Löbau ansehen. Ein nettes Städtchen, eigentlich sogar eine Kreisstadt. Aber der Ort wirkt sehr verschlafen. Nur die schöne Kirche im Zentrum gefällt mir.

Löbau
Löbau

Ich habe den östlichsten Punkt meiner Reise erreicht und wende mich nun nach Norden (bis zur Ostsee) und komme nach Görlitz. Diese Stadt ist für mich der bisherige Höhepunkt meiner Deutschlandreise. Ich finde sie einfach wunderschön! An der alten Handelsstraße „via regia” gelegen, war Görlitz im Mittelalter ein einflussreiches Zentrum. Vor allem die Altstadt fasziniert mich. Stunde um Stunde streife ich um die Häuser und kann mich kaum sattsehen an der Stadt, die im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört wurde.

Und es gibt noch eine Besonderheit: Das nach dem Krieg geteilte Görlitz wurde 1998 zusammen mit seiner polnischen Schwesterstadt zur Europastadt Görlitz/Zgorzelec erklärt. Durch eine Brücke verbunden, kann man heute an einem Tag eine Stadt und zwei Kulturen erleben.

Görlitz mit Neiße
Görlitz
Görlitz
Görlitz
Görlitz
Görlitz

Gut eine Autostunde von Görlitz entfernt liegt das kleine Museumsdorf Erlichthof. Der Erlichthof ist die Rekonstruktion eines typischen Heidedorfes aus dem 19. Jahrhundert. Schrotholzhäuser waren die typischen Wohnbauten der nördlichen Oberlausitz. Einige davon sind im Museum zu sehen.

Das kleine Freilichtmuseum ist recht hübsch, es gibt ein kleines Café und eine kleine Gaststätte für das leibliche Wohl und für Wohnmobilisten einen tadellosen Übernachtungsplatz.

Erlichthof
Erlichthof

Noch ein kurzes Stück entlang der polnischen Grenze und ich bin am nördlichsten Punkt meiner Reise in Sachsen angekommen: Bad Muskau in Sachsen. Hier hat Fürst von Pickler-Muskau ein Schloss und einen Landschaftsgarten anlegen lassen. Ein riesiger Park, der sich auf beiden Seiten der Neiße in Deutschland und Polen erstreckt. Hier kann man stundenlang spazieren gehen.

Bad Muskau
Bad Muskau
Bad Muskau

Hier endet meine Rundreise durch Deutschland in Sachsen. Die nächste Etappe führt entlang der polnischen Grenze bis zur Ostsee.

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