Rund um Deutschland – Von Baden nach Bayern
Ich beginne meine mehrmonatige Reise im äußersten Südwesten Deutschlands. Mein Ziel ist es, die Bundesrepublik entlang der Grenzen zu unseren Nachbarländern zu umrunden – und zwar gegen den Uhrzeigersinn. Über Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein geht es zunächst in den äußersten Norden und über Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland wieder zurück nach Baden-Württemberg. Ich freue mich auf die abwechslungsreiche Landschaft und die wechselnden Regionen: von den Alpen an die Ost- und Nordsee und zurück an Rhein und Mosel. Diese Reise habe ich mir schon lange vorgenommen. Durch die allgemeinen Reisebeschränkungen wegen der COVID-19-Epidemie und die damit verbundenen Einschränkungen bei Auslandsreisen kann ich sie jetzt verwirklichen.
Bad Säckingen am Hochrhein ist bekannt als “Trompeterstadt” nach dem Roman des Dichters Joseph Victor von Scheel. Die schöne Stadt liegt am Fuße des Hotzenwaldes, dem südlichsten Teil des Schwarzwaldes. Die längste gedeckte Holzbrücke Europas führt über den Rhein ins schweizerische Stein. Mir fällt sofort auf, dass die Brücke kaum benutzt wird. Die Einschränkungen beim Grenzübertritt durch das Coronavirus machen sich bemerkbar. Auffallend ist auch, dass viel weniger Schweizer zum Einkaufen in das für sie günstigere Deutschland kommen. Das hat für mich aber den Vorteil, dass ich in aller Ruhe durch die wirklich sehr schöne Innenstadt bummeln kann.
Ohne Probleme bekomme ich einen Platz im Café und eine Liste, in die sich alle Gäste eintragen müssen. Hygieneverordnung. Im hochtechnisierten Deutschland muss jeder einen Zettel ausfüllen, im Nachbarland nutzt man das Smartphone!
Der angekündigte Wetterumschwung kam in der vergangenen Nacht. Ein heftiges Gewitter mit Starkregen ging über Bad Säckingen nieder. Weltuntergangsstimmung. Heute Morgen ist es stürmisch, kalt und regnerisch. Erst gegen Mittag mache ich mich auf den Weg ins nahe Waldshut. Hier trifft der Schwarzwald auf den Rhein. Die Schweiz liegt auf der anderen Seite des Flusses.
Die Kaiserstraße in Waldshut ist eine beliebte Einkaufsstraße mit schönen Geschäften, Cafés und Restaurants. In Waldshut fällt mir noch mehr als in Bad Säckingen auf, dass hier ein wunderbares „Alemannisch“ gesprochen wird. Ein Dialekt, der schon sehr an das „Schwyzerdütsch“ auf der anderen Rheinseite erinnert. Aber mit diesem Dialekt können sich die Bewohner der Gegend „Hochrhein-Schweiz“, die Elsässer und die Badener wunderbar verständigen. Zumindest die Älteren, die den Dialekt noch beherrschen.
Am Rhein entlang geht es weiter Richtung Osten. Doch schon bald werde ich an der Grenze zur Schweiz gestoppt: Weiterfahrt verboten! Der Schweizer Grenzbeamte macht mir sehr freundlich, aber unmissverständlich klar, dass ich hier umkehren und die Schweiz umfahren muss. Grenzsperre wegen der COVID-19-Epidemie! Es sei denn, ich hätte einen guten Grund, in die Schweiz einzureisen. Also kurz auf Schweizer Gebiet gewendet und weiter über Blumberg und den schönen Hegau an den Bodensee nach Überlingen.
Der sonst so gut besuchte Platz in Überlingen ist fast leer. Trotz Pfingstferien! Vielleicht liegt es daran, dass der Parkplatz nicht ganz billig ist. Dafür kann ich mit dem Parkticket kostenlos den Shuttlebus in die Altstadt benutzen.
Überlingen ist für mich eine der schönsten Städte am Bodensee. Das Bild der Altstadt wird vom Münster St. Nikolaus geprägt. Und heute, am Samstag, ist rund um das Münster Wochen- und Bauernmarkt. Herrlich frisches Obst und Gemüse aus der Bodenseeregion werden angeboten. Ich schlendere durch die verwinkelten Gassen der Altstadt, spaziere an der Uferpromenade entlang und gönne mir zum Mittagessen einen fangfrischen Bodenseefisch.
Von Überlingen aus können Schiffsausflüge in alle Bereiche des Bodensees (z.B. zur Insel Mainau) unternommen werden. Entweder mit den Ausflugsschiffen oder mit den Kursschiffen auf dem Bodensee. Fahrkarten und Fahrpläne sind direkt an der Schiffsanlegestelle an der Uferpromenade erhältlich.
Auf dem Weg von Überlingen nach Meersburg liegt hoch über dem Bodensee die barocke Klosterkirche Birnau. Ich bin an der “Oberschwäbischen Barockstraße” angekommen. Die Basilika Birnau zählt zu den bedeutendsten barocken Wallfahrtskirchen der Region. Rund um das Kloster kann man schöne Spaziergänge durch die Weinberge machen.
Von Birnau nach Meersburg ist es nur noch ein kurzes Stück. Da es absolut aussichtslos ist, einen Parkplatz zu finden (selbst mit dem Auto ist es in den Sommermonaten meistens unmöglich), fahre ich direkt auf einen der drei (!) Wohnmobilstellplätze der Stadt. Zu Fuß ist man von dort aus in gut zehn Minuten in der Altstadt. Zwei der drei Plätze sind gut besucht (hier gibt es auch jeweils ein VE), auf dem dritten stehe ich völlig allein und ungestört.
Meersburg hat eine herrliche Lage über dem Bodensee. Steile, enge Gassen führen hinunter zum See. Hoch über der Stadt thront die Meersburg. Sie ist das Wahrzeichen der Region.
Bei herrlichem Wetter genieße ich den Stadtbummel, auch wenn der Auf- und Abstieg von der Oberstadt zum Bodenseeufer ganz schön anstrengend ist.
Ich verlasse Meersburg und fahre in die erweiterte Bodenseeregion nach Oberschwaben. Eine Region mit grünen Hügeln, malerischen Dörfern und Städten. Zu den schönsten gehören für mich Ravensburg und Wangen (wobei Wangen schon im Allgäu liegt). Kulturell am interessantesten ist Weingarten mit seiner prächtigen Barockbasilika. In Oberschwaben liegt die Wiege aller Wohnmobile, denn die meisten Wohnmobile werden in der Region gebaut (Hymer, Detleffs, Carthago, …).
Ravensburg war im 14. und 15. Jahrhundert Sitz einer bedeutenden Handelsgesellschaft. Und Ravensburg ist die Stadt der Türme. Genau 17 gibt es in dieser schönen Stadt.
Der Regen vom Vortag hat sich verzogen und die Sonne lädt zu einem Bummel durch die historische Innenstadt mit ihren engen Gassen und Plätzen ein. Und im „Engel“, dem Traditionsgasthaus am Marienplatz, gibt es immer noch den legendären Schweinebraten.
Wer es lieber süß mag oder ein Dessert sucht, findet in der Unteren Bachgasse den Werksverkauf der Keksfabrik „Tekrum“.
Heute ist Ravensburg durch die „Ravensburger Spiele“ weltbekannt. Das Ravensburger Spieleland liegt wenige Kilometer außerhalb der Stadt.
In unmittelbarer Nachbarschaft zu Ravensburg liegt Weingarten. Und dort steht hoch oben auf dem Martinsberg die prächtige Barockbasilika. Die größte nördlich der Alpen! Die Basilika zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauwerken an der Oberschwäbischen Barockstraße.
Heute Nacht ist der angekündigte Wetterumschwung eingetreten. Für mindestens zwei Tage ist Dauerregen angesagt – und leider behält der Wetterbericht diesmal recht. Ich finde einen schönen Übernachtungsplatz in Weingarten beim Gymnasium und stelle mich auf zwei „Faulenzertage“ ein. Und tatsächlich: Tag und Nacht prasselt der Regen auf das Dach des Wohnmobils.
Ich beschließe, die Pause zu nutzen, um einige kleinere Reparaturen am Wohnmobil durchzuführen. Die Firma Hymer hat in Bad Waldsee einen kleinen Zubehörshop und alle Artikel aus dem Movera-Katalog können nach telefonischer Bestellung am nächsten Tag dort abgeholt werden. So habe ich an den Regentagen doch noch etwas Abwechslung und kann basteln.
Das lange Wochenende mit Brückentag (Fronleichnam) hat begonnen. Meine Frau, die leider noch nicht im Ruhestand ist, nutzt die freien Tage, um mich zu besuchen. Von Staufen im Breisgau ist es ja nicht so weit nach Oberschwaben. Und es ist schön, wieder zu zweit unterwegs zu sein!
Noch nieselt es leicht auf das Dach unseres Wohnmobils. Aber das schöne Wetter soll uns erst am späten Vormittag erreichen. Und so kommt es auch. Schon beim Frühstück klart der Himmel auf, Sonnenstrahlen durchbrechen die dünne Wolkendecke und am Nachmittag strahlt die Sonne wieder vom Himmel.
Wir nutzen das schöne Wetter für einen Ausflug an den Bodensee. Nur eine knappe halbe Stunde Autofahrt und wir sind von Weingarten nach Friedrichshafen gefahren. Das Stadtbild von Friedrichshafen ist leider nicht sehr historisch, da die Stadt im 2. Weltkrieg durch heftige Luftangriffe teilweise zerstört wurde. Sehenswert ist aber das Zeppelin Museum Friedrichshafen mit der weltweit größten Sammlung zur Geschichte der Luftschifffahrt.
Wir schlendern über die Uferpromenade von Friedrichshafen – eine der längsten am Bodensee. Das Wetter ist so schön geworden, dass wir sogar draußen essen können.
Der kleine Ort Eriskirch ist etwas bescheidener, umso interessanter ist das “Eriskircher Ried”, das größte Naturschutzgebiet am deutschen Bodenseeufer.
Weiter geht es nach Langenargen. Hier merken wir zum ersten Mal, dass Pfingstferien sind. Der Ort quillt über vor Touristen. Nach den langen Ausgehbeschränkungen drängt alles nach draußen. Wir finden tatsächlich noch einen Platz in einem schönen Straßencafé und genießen das „Schaulaufen“ der Urlauber.
Wir wollen noch einmal zu Hymer nach Bad Waldsee, um im Movera-Shop einzukaufen. Dort können wir auch gleich frisches Gas kaufen. Und eine neue Campingstuhlgarnitur gibt es auch noch!
Über Wangen im Allgäu fahren wir zurück an den Bodensee und erreichen unser erstes Ziel dieser Rundreise um Deutschland: Lindau am Bodensee!