Côte d'Azur und Provence,  Languedoc - Provence,  Route Nationale 7

Straße der Mimosen

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Ende Januar bis Mitte März ist es wieder soweit. Frost und Schnee haben weite Teile Europas noch fest im Griff, aber an der mediterranen, südfranzösischen Küste erwacht die Natur und ein berauschender Blütenduft überzieht das gesamte Departement Var und Alpes-Maritimes. In dieser Zeit blühen die zarten gelben Mimosen, die mit ihrem Leuchten die Landschaft frühlingshaft verzaubern.

An der “Route du Mimosa” verwandeln die leuchtend gelben Blüten der Mimosen die Landschaften in ein Farbenmeer. Büsche und Bäume mit den flauschigen gelben Blüten bilden einen fantastischen Kontrast zum azurblauen Himmel, den schneebedeckten Gipfeln der Alpen und dem azurblauen Meer.

Und nach diesen Blüten ist eine wunderbare Ferienstrasse benannt: “Die Straße der Mimosen”.

Karte Mimosenstrasse
Karte Mimosenstrasse

Die reizvolle Mimosenstraße führt auf 130 km von Bormes-les-Mimosas über Le Rayol-Canadel-sur-Mer, Sainte-Maxime und Saint-Raphaël nach Mandelieu-la-Napoule und weiter über Tanneron und Pégomas bis zur Parfümstadt Grasse. Der Geruch von Mimosen ist allgegenwärtig und die Wälder sind golden!

Mimosen

Ein bisschen Botanik: Die Mimose gehört zur Gattung der Akazien. Die unterschiedlichen Arten werden für die unterschiedlichsten Zwecke verwendet: Schnittblume, Zierpflanze oder Steingarten, Abwehrhecke oder Windschutz. Sie wird hauptsächlich in Südaustralien, Südafrika und Frankreich angebaut.

Mimosen

Begünstigt durch ein sehr mildes Klima und außergewöhnliches Licht wachsen Pflanzen und Blumen an der Côte d’Azur in Hülle und Fülle. Sogar im Winter hält die Region eine Überraschung bereit, eine üppige Blüte aus Gold und Licht. Von der Corniche des Maures bis zum Massif du Tanneron über das Estérel sind Hänge, Hügel und Gärten mit flauschigen Blüten bedeckt. Der “Route du Mimosa” zu folgen bedeutet ein Erlebnis von Farben und Düften zu erfahren.

Wegweiser

Wir starten unsere Reise entlang der Mimosenstraße in Grasse, befahren also die Route “umgekehrt” von Grasse nach Bormes-les-Mimosas.

Grasse erwartet uns versteckt auf den Höhen des Hinterlandes von Cannes. Welthauptstadt des Parfüms – mythische Düfte wurden dort geboren (z.B. “Chanel No.5”). Wir lassen das Wohnmobil in Mouans-Sartoux stehen und fahren mit dem Bus die Serpentinenstraße hinauf nach Grasse. Im kleinen, an steilen Hängen liegenden Ort wäre es es sowieso nahezu aussichtslos, einen Parkplatz zu ergattern.

Grasse ist bekannt als die Stadt der Parfumeure. Das Klima begünstigt hier einen enormen Blütenreichtum. Mimosen, Lavendel und Rosen gedeihen im Überfluss, so dass in Grasse die florierende Parfumindustrie ihren Mittelpunkt hat.

Grasse
Grasse

Kleine Gässchen, Gebäude aus dem 17. und 18. Jahrhundert und elegante Stadtpalais aus dem 19. Jahrhundert prägen das Stadtbild von Grasse. Wegen der vielen atemberaubenden Aussichtspunkte wird Grasse auch „Balkon des Mittelmeers“ genannt. Das ganze Jahr über kann man in der toskanisch anmutenden Stadt Kunst- oder Parfümausstellungen besichtigen. Aus Grasse stammen zahlreiche berühmte Parfüms wie Rochas, Dior, Chanel … Im Mittelalter war Grasse noch auf das Gerberhandwerk spezialisiert, erst als gegen 1600 der Gerber Galimard die Idee hatte, Lederhandschuhe zu parfümieren, verlegte man sich hier auf die Destillation von Duftstoffen. Diese neue Mode hatte so großen Erfolg, dass die Parfümherstellung nach und nach das Gerbereigewerbe ablöste. Aufgrund des milden Klimas, die Sonne scheint 300 Tage im Jahr, konnten die Parfümhersteller ihre Rohstoffe gleich vor der Haustür anbauen. Die lokalen Pflanzen wie Lavendel, Myrte, Rosen, Orangenblüten, Mimosen und Jasmin wurden zu insgeheimen Schätzen der Stadt. Der gesamte Produktionsvorgang, vom Anbau der Pflanzen bis hin zur Destillation der Duftstoffe, geschieht in Grasse. Große Marken wie Chanel besitzen sogar ihre eigenen Rosen- und Jasminplantagen, die ausschließlich für ihre Parfümherstellung genutzt werden.

Grasse
Grasse

Durch Patrick Süskind wurden Grasse die höheren literarischen Weihen verliehen. Eine kurze Kostprobe aus seinem Roman „Das Parfüm“: [Grasse] „machte aus der Entfernung keinen besonders pompösen Eindruck. Da war kein mächtiger Dom, der die Häuser überragte, bloß ein kleiner Stumpen von Kirchturm, keine dominierende Feste, kein auffallend prächtiges Gebäude. Die Mauern schienen alles andere als trutzig, da und dort quollen die Häuser über ihre Begrenzung hinaus, vor allem zur unteren Ebene hin, und verliehen dem Weichbild ein etwas zerfleddertes Aussehen“.

Grasse
Grasse

Das sehr sehenswerte Museum für Parfümerie, ein weltweit einzigartiges Museum, ist Teil der Stadt Grasse. Das Internationale Parfümeriemuseum, eine öffentliche Einrichtung mit dem Namen „Musée de France“, ist der Parfümherstellung gewidmet und ermöglicht es, die Geschichte des Berufs der Parfumeure zu entdecken.

Das Wissen und Können der Stadt Grasse bei der Parfümherstellung ist von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet!

Das Städtchen Pégomas ist zwar nur einen Katzensprung von Grasse entfernt, aber die Straße dorthin gibt uns schon einen Vorgeschmack auf das, was auf uns bei der Fahrt in die anderen Dörfchen entlang der Mimosenstraße zukommt: Kleine gewundene Sträßchen, in Haarnadelkurven steil bergauf und bergab, größtenteils einspurig mit wenigen Ausweichmöglichkeiten. Für mich bedeutet es großen Fahrspaß, meine Frau bekommt Migräne! Die Gegend zwischen Grasse und Saint-Raphaël ist erstaunlich gebirgig und wild!

Pégomas liegt im Tal der Siagne, ist mit rund 8000 Einwohnern erstaunlich groß, aber im März noch tief im Winterschlaf. Das wird sich im Sommer bestimmt ändern, denn bis zum Meer sind es nur wenige Kilometer. Der kleine Campingplatz direkt an der Siagne hat noch geschlossen. Aber es gibt immerhin einen großen Supermarkt.

Mimosenwald bei Pégomas
Mimosenwald bei Pégomas

Das Dorf Tanneron liegt mitten im naturschönen Hinterland der Côte d’Azur. Und rund um Tanneron befindet sich der größte Mimosenwald an der Mimosenstraße, sowohl wild wachsend als auch kultiviert. Tanneron ist der Hauptort im nach ihm benannten, insgesamt sehr dünn besiedelten Tanneron-Massiv, das besonders für seine wilden und sehr schönen Mimosen bekannt ist. Tanneron ist kein typischer Touristenort und die meisten Einwohner des Ortes wohnen nicht im Dorf selbst, sondern in den umliegenden kleinen Weilern.

Tanneron liegt hoch oben auf einem Bergsporn, umgeben von Wäldern und Hügeln und von hier haben wir, nachdem wieder eine kurvenreiche Wegstrecke bewältigt werden musste, einen herrlichen Rundumblick auf die blühenden Mimosenwälder. Wunderschön!

Tanneron
Tanneron
Tanneron
Tanneron
Mimosenwald bei Tanneron
Mimosenwald bei Tanneron
Mimosenkultur bei Tanneron
Mimosenkultur bei Tanneron

Von Tanneron geht es kurvig und steil zurück ans Meer. Am Fuße des Estérel-Gebirges, dem wohl schönsten Küstengebirge der Côte d’Azur, öffnet sich der Golf von La Napoule. Hier beginnen die ersten roten Felsenbuchten, die für das Estérel-Massiv so charakteristisch sind.

Mandelieu-la-Napoule ist vor allem durch sein Château und seinen imposanten Jachthafen bekannt. Mit einer Kapazität von rund 1300 Liegeplätzen ist der Jachthafen, den Schiffe bis zu einer Länge von 50 Metern ansteuern können, einer der größten Frankreichs.

Schon sehr früh wurde Mandelieu-la-Napoule von der internationalen Aristokratie eingenommen. Der erste Golfclub entstand schon Ende des 19. Jahrhunderts. Und noch heute erscheint uns der Ort sehr mondän.

bei Mandelieu-la-Napoule
bei Mandelieu-la-Napoule
Mandelieu-la-Napoule
Mandelieu-la-Napoule

Uns zieht es aber nach Saint-Raphaël. Hier schlängeln sich enge Gassen wie ein Labyrinth durch die Stadt. Es ist schön durch das verträumte Städtchen mit seinen Kopfsteinpflastergassen zu flanieren oder durch das lebhafte Zentrum mit Restaurants, Cafés und Boutiquen zu bummeln. Im Sommer lockt Saint-Raphaël vor allem wegen seinen feinen Sandstränden und dem Wassersportangebot die zahlreichen Touristen an. Anfang März ist hier alles noch sehr beschaulich und verschlafen.

Gleich hinter dem Bahnhof schlendern wir durch das mittelalterliche Zentrum. Die engen Gassen stehen in einem auffallenden Kontrast zu den Boulevards am Meer. Besonders sehenswert finden wir die Kathedrale „Notre Dame“ im byzantinischem und maurischen Stil aus dem 19. Jahrhundert. Der rosafarbene Stein dafür stammt aus der Provence, die architektonischen Anleihen von der Hagia Sophia in Istanbul.

Saint-Raphaël - Cathédrale Notre Dame
Saint-Raphaël – Cathédrale Notre Dame
Saint-Raphaël - Cathédrale Notre Dame
Saint-Raphaël – Cathédrale Notre Dame
Saint-Raphaël - Cathédrale Notre Dame
Saint-Raphaël – Cathédrale Notre Dame

Das renommierte Seebad Saint-Raphaël (das allerdings immer noch ein bisschen im Schatten von Fréjus steht) ist gespickt mit majestätischen Bauwerken. Schneeweiße Hotels und Appartements aus der Gründerzeit geben dem Städtchen ein ganz besonderes Flair.

Saint-Raphaël
Saint-Raphaël
Saint-Raphaël
Saint-Raphaël

Die Küste des Esterel-Massivs ist felsig und besteht aus kleinen steinigen Buchten, die man auch vom Wasser aus erkunden kann. Diese sind zwar weniger bekannt als die Calanques bei Marseille, aber sie sind nicht weniger schön. Die rote Farbe vermittelt wirklich den Eindruck, als befände man sich auf einem anderen Planeten! In Saint-Raphaël starten die Bootsrouten entlang der Küste des Massivs. Leider erst ab Mai.

Saint-Raphaël
Saint-Raphaël

Nicht im nahegelegenen Saint-Tropez, sondern in Saint-Raphaël gibt es ein hübsches, kleines Museum, welches dem Schauspieler Louis de Funès gewidmet ist, der vor allem durch seine Paraderolle als cholerischer Gendarm von Saint-Tropez bekannt geworden ist.

Saint-Raphaël
Saint-Raphaël

Herrliche Sandstrände, eine wunderbare Altstadt und vieles mehr. Sainte-Maxime ist eine Oase am Meer und gilt für viele als kleines Paradies am Golf von Saint-Tropez.

Sainte-Maxime ist ein typischer Touristenort. Die einzelnen Abschnitte des elf Kilometer langen Strandes von Sainte-Maxime zählen zu den schönsten Sandstränden Südfrankreichs. Und trotzdem liegt Sainte-Maxime im Schatten von Saint-Tropez, das am anderen Ende der Bucht liegt. An kulturellen Sehenswürdigkeiten hat Sainte-Maxime leider nicht allzu viel zu bieten.

Empfehlen können wir aber auf jeden Fall die “Chocolaterie La Muscadine”.

Rayol-Canadel-sur-Mer wartet. Erst noch auf einer gut ausgebauten Departement-Straße, später geht unsere Fahrt aber quer durch die Berge. Waren die Sträßchen bei Tanneron schon schmal und kurvig, so fahren wir jetzt wie auf einer Achterbahn. Rauf und runter, steil nach oben und unten, einspurig, Kilometer lang. Gott sei Dank kommt uns auf der 12 Kilometer langen Abfahrt nur 1 Mal ein Fahrzeug entgegen. Und es bedarf einiger Rangiererei bis wir aneinander vorbei fahren können.

Keine 700 Einwohner hat schließlich das Dörfchen Rayol-Canadel-sur-Mer. Die Höhepunkte sind die Buchten und Strände.

Auf unserem Rundgang entdecken wir viele wunderschöne Villen die sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts an den Abhang schmiegen, umgeben von weitläufigen Gartenanlagen mit exotischen Pflanzen.

Le Rayol Canadel
Le Rayol Canadel
Straße nach Le Rayol Canadel
Straße nach Le Rayol Canadel
Le Rayol Canadel
Le Rayol Canadel
Le Rayol Canadel
Le Rayol Canadel

Am Rande des Massif des Maures liegt Bormes-les-Mimosas, ein schönes provenzalisches Dorf mit einer mittelalterlichen Burg, steilen und gekrümmten Gässchen, überdachten Durchgängen und kleinen Plätzen.

Im Dorf blühen die Mimosenbäume an allen Ecken. Die mittelalterliche Altstadt gehört zu den schönsten Orten Frankreichs. Bormes-les-Mimosas ist wahrlich eines der schönsten Dörfer der Provence (Les Plus Beaux Villages de France). Wir genießen den Charme der gewundenen, steilen Gassen, die herrlichen Hinterhöfe, die Brunnen und das pittoreske Stadtbild. Von der Burgruine, dem höchsten Punkt der Stadt, hat man einen sehr schönen Blick auf das Meer und die angrenzenden Orte und natürlich auf Bormes-les-Mimosas selber.

Bormes-les-Mimosas
Bormes-les-Mimosas
Bormes-les-Mimosas
Bormes-les-Mimosas
Bormes-les-Mimosas
Bormes-les-Mimosas
Bormes-les-Mimosas
Bormes-les-Mimosas
Mimosen
Bormes-les-Mimosas
Bormes-les-Mimosas
Bormes-les-Mimosas
Bormes-les-Mimosas – Pflücken verboten

Die ganze Landschaft entlang der Straße der Mimosen ist von der flaumigen Blüte der Mimosenbäume überzogen und explodiert geradezu in den Farbtönen grün und gelb. Blauer Himmel, azurblaues Meer, ockerfarbene Erde, die Farbtöne gelb und grün in den Mimosenbäumen – alles umgeben von einem berauschenden Akazienduft. Die Mimosen-Route führt durch eine Welt der Farben und Düfte. Wunderschön!

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