Elsass-Perigord

Vom Elsass ins Périgord – Teil II

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Nicht weit von Rocamadour entfernt liegt im Herzen des Quercy das mittelalterliche Städtchen Martel. Ein kleiner Ort, der von 7 Türmen überragt wird. Martel ist vor allem durch seine Trüffel und Nüsse bekannt, die in den vielen Restaurants angeboten werden. Ich fühle mich in dem verwinkelten, kleinen Ort sofort sehr wohl. Die kleine Stadt verliert leider aufgrund der Landflucht und der Verlagerung der Trüffel in den Süden des Departements an Bedeutung und an Einwohnern.

Martel
Martel

Auf schmalen Sträßchen, die von Walnussbäumen gesäumt werden, fahre ich weiter ins „Périgord vert“ nach Brantôme. Diese Stadt ist einer meiner absoluten Lieblingsorte in Frankreich. Wir waren vor bald 30 Jahren zum ersten Mal hier, und immer wieder haben wir den Wunsch, zurück zu kommen. Es gibt sicher keinen Platz in Brantôme, auf dem wir nicht schon im Wohnmobil übernachtet haben. Das war damals einfach alles noch möglich! Heute hat der Ort einen Stellplatz an einem schönen Park mit herrlichem alten Baumbestand. Die Stadt wird fast vollständig von der Dronne eingeschlossen, sie wird deshalb auch „Venedig des Périgord“ genannt.

Und gleich neben dem Stellplatz ist das Boulodrome! Mir geht es so, dass ich fasziniert stehen bleiben muss, wenn irgendwo Petanque gespielt wird. Wie elektrisiert lausche ich dem Klackern der Stahlkugeln. In keinem französischen Dorf kann man auf das Boulodrome, das staubige Spielfeld, verzichten. Zum Kiebitzen muss man natürlich die Regeln kennen: Es spielen immer zwei Parteien gegeneinander. Jeder der Spieler (maximal 3 pro Mannschaft) hat zwei oder drei Eisenkugeln. Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Kugeln näher als der Gegner an die kleine Holzkugel, das „cochonnet“, das „Schweinchen“ heranzubringen. Wer der Holzkugel am nächsten ist, wird häufig durch langes Nachmessen und lebhafte Diskussionen herausgefunden. Die Fabriken der Boulekugeln machen beste Geschäfte. Bessere als die Zahnbürstenhersteller, denn in Frankreich werden mehr Boulekugeln verkauft als Zahnbürsten!

Hauptsehenswürdigkeit in Brantôme ist eine Abtei, die von Karl dem Großen 769 gegründet und im 18. Jahrhundert erneuert wurde. Das Kloster selbst wird heute als Rathaus benutzt. Dahinter sind Höhlen in denen einmal Menschen gelebt haben. Die Höhlen wurden von ihnen mit Wänden versehen, dann wurde der Eingang mit einer Tür gesichert, und später wurden auch Gebäude außerhalb der Naturhöhlen errichtet. In einer der Höhlen sind wunderschöne Felsverzierungen aus dem 15. Jahrhundert, die das Jüngste Gericht darstellen und seinerzeit von Mönchen geschaffen wurden.

Brantôme
Brantôme
Brantôme
Brantôme

Es gefällt mir wieder so gut. dass ich mehrerer Tage in Brantôme verbringe. Bevor ich weiterfahre, mache ich noch einmal einen ausgiebigen Bummel durch den Ort, gehe zum Bäcker und natürlich zum Frühstücken. Ich habe vor im Perigord zu bleiben und nach Sarlat-la-Canéda zu fahren. Zuvor schaue ich aber noch in Bourdeilles vorbei, einem Dorf in der Nähe von Brantôme, denn ich möchte nachschauen, ob es dort den Übernachtungsplatz am Sportplatz noch gibt. Und es ist noch alles wie es war!

Am Rande der mittelalterlichen Altstadt von Sarlat-la-Canéda finde ich schnell einen Parkplatz und der Bummel durch den Ort kann beginnen. Die Altstadt lädt ein zum Flanieren und ist reich an malerischen Gassen, Durchgängen und Hinterhöfen. Und wer an einem Samstag hierher kommt, kann auch noch einen der schönsten und größten Wochenmärkte der Gegend erleben. Dann kann man manchmal noch hören, dass die Älteren das „langue d’oc“ oder Okzitanisch sprechen. Es ist immer noch verbreitet und wird wieder an verschiedenen Schulen unterrichtet.

Sarlat-la-Canéda
Sarlat-la-Canéda
Sarlat-la-Canéda
Sarlat-la-Canéda

Nach der Stadtbesichtigung von Sarlat-la-Canéda fahre ich das kurze Stück bis nach Domme. Dort fühle ich mich allerdings auf den örtlichen Stellplatz überhaupt nicht wohl. Einen Platz, der noch krummer und schräger ist kenne ich keinen. Außerdem macht mir der Parkautomat zu schaffen. Ich kann Münzen nachwerfen so viele ich will, ein Ticket kommt nie heraus. Irgendwie scheint es aber doch zu funktionieren, denn manche kommen mit einem Parkzettel in der Hand vom Automaten zurück. Da mir der Fußweg in den Ort eigentlich sowieso zu weit ist, beschließe ich weiter zu fahren. Dass ich für den Automaten zu dusselig bin, muss ja keiner wissen!

Kurz vor La Roque-Gageac, meinem nächsten Ziel, entdecke ich direkt an der Dordogne einen kleinen Campingplatz. Nur ein anderes Wohnmobil hat den Weg hierher gefunden. Hier ist die Ruhe, die ich suche! Der Besitzer kommt persönlich zum Kassieren, der Geldschein verschwindet in seiner Hosentasche ohne dass ich einen Beleg bekomme, und alle sind zufrieden!

La Roque-Gageac – Übernachtungsplatz an der Dordogne

Die Vögel zwitschern in der Früh um die Wette, aber der beginnende Herbst ist nicht zu übersehen. Es war schon richtig kalt heute Nacht, über der Dordogne liegen am Morgen dichte Nebelschwaden. Ich fahre heute nur das kleine Stück bis nach La Roque-Gageac, bummle durch den schmucken Ort und genieße den herrlichen Spätsommertag auf meinem abgeschiedenen Übernachtungsplatz an der Dordogne.

La Roque-Gageac
La Roque-Gageac
La Roque-Gageac

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