Frankreich von Nord nach Süd – Teil III
Es ist schon spät am Vormittag, als wir von Rocamadour aufbrechen. Wir bemerken, dass sich unsere Reisegeschwindigkeit immer mehr entschleunigt. Gut so. Wir wollen noch etwas im schönen Perigord verweilen. Es ist einfach zu schön hier. Wenn es irgendwo ein Paradies gibt, dann wird es so sein wie hier!
Figeac ist eine charmante, mittelalterliche Kleinstadt. Da wir um die Mittagszeit ankommen, finden wir erfreulich schnell einen Parkplatz. Das ist mit einem Wohnmobil manchmal gar nicht so einfach. Zufällig kommen wir bei unserem Spaziergang ins Zentrum an einer schönen Brasserie mit einer wirklich einladenden Speisekarte vorbei. Überredet.


Entlang des Flusses Lot lassen wir Figeac schließlich hinter uns und fahren auf schmalen kurvigen Sträßchen Richtung Saint-Cirq-Lapopie. Der kleine Ort (Les Plus Beaux Villages de France) liegt hoch über dem Tal des Lot. Erst auf einem Feldweg, dann auf einem Wanderweg und zuletzt auf einem sehr steilen schmalen Geröllweg marschieren wir hoch in den Ort. Oben angekommen fallen wir erschöpft in die Stühle des einzigen Cafés. Der Ausblick belohnt uns aber allemal für die Kraxelei.
Im Tal finden wir außerdem einen schönen Schlafplatz auf einer Frühlingswiese direkt am Flussufer. Traumhaft schön! So könnte es immer sein.





Nach einer sehr erholsamen Nacht brechen wir nach Laramiere auf. Unser Ziel: Eine mittelalterliche Abtei die schon den Jakobspilgern als Ziel gedient hat. Diese ehemalige Herberge möchten wir uns heute ansehen. Wieder ein Stück entlang des Lot geht es auf schmalen Sträßchen ins Nirgendwo. Wir sind sehr enttäuscht als wir, endlich angekommen, die Abtei geschlossen vorfinden. Schade, denn von außen sah sie sehr vielversprechend aus.

Doch der Weg ist das Ziel und unser nächstes Ziel ist Najac (Les Plus Beaux Villages de France). Ein wirklich ansprechender Ort, aber doch nicht so attraktiv, dass wir ihm einen Platz in den ausgesucht schönsten Orten Frankreichs verliehen hätten.



Von früheren Frankreichreisen kennen wir das Städtchen Saint-Antonin-Noble-Val. Der Ort liegt etwas abseits unserer Reiseroute, aber er ist so schön, dass wir nicht einfach daran vorbeifahren möchten. Unterwegs kündigt uns ein Straßenschild plötzlich eine Engstelle an. Auf unserer Karte ist davon nichts vermerkt. Unser Navi will auch dorthin. Was nun? Wir riskieren die Weiterfahrt und stehen bald vor einer steinernen, alten Brücke. 2,20 Meter breit. Genauso breit wie unser Wohnmobil – aber ohne Spiegel! Wir begutachten die Passage und beschließen umzukehren. Die Straße geht nicht gerade über die Brücke sondern in einem leichten Bogen. Keine Chance durchzukommen ohne hängenzubleiben ..


Der anschließende Umweg führt uns auf abenteuerlichen Sträßchen nach Saint-Antonin. Der Übernachtungsplatz, direkt an einem Flüsschen gelegen, ist immer noch wunderschön. Und direkt am Bouleplatz. Wir starten eine Partie Boule (Ergebnis: unentschieden). Unsere Hoffnung, dass ein paar Franzosen mitspielen, erfüllt sich leider nicht. Das deutsch-französische Duell muss also vertagt werden. Da haben die aber noch einmal Glück gehabt!





Von St-Antonin-Noble-Val ist es ein Katzensprung zu den Gorges d`Aveyron . Die Schlucht des Aveyron, die sich zwischen Bruniquel und Saint-Antonin-Noble-Val entlang windet, bietet einen tollen Blick auf geschützte Naturbereiche und auf hohe Kalkfelsen, die über eine sattgrüne und unberührte Natur ragen. Auf der Straße, die an der Schlucht entlang führt, finden wir viele Aussichtspunkte, an denen wir den Blick auf die Felswände und den Fluss genießen können. Die Straße entlang der Schlucht ist klein, schmal und verwinkelt. Herrlich.



In Castelnau-de-Montmiral (Les Plus Beaux Villages de France) bummeln wir durch die mittelalterlichen Gässchen. In der Bastide, einer kleinen Festungsanlage, ist ein wunderbarer Platz mit Arkaden bewahrt geblieben, sehr typisch, sowie hübsche Häuser aus Backstein und Fachwerk.

Unser heutiges Ziel ist Cordes-sur-Ciel. Diese großartige Bastide ist mit einem außergewöhnlichen gotischen Erbe ausgestattet.
Wir überlegen, ob wir für den sehr steilen Aufstieg den Pendelbus nehmen sollen, entscheiden uns dann aber dafür, zu Fuß loszumarschieren. Auf sehr steilen Kopfsteinpflasterwegen führt der scheinbar endlose Weg hoch in den vielversprechenden Ort. In der Oberstadt von Cordes-sur-Ciel sind viele gotische Häuser zu bestaunen. Die Straßen sind gesäumt von Läden mit Kunsthandwerk und Galerien von Künstlern. Aber alles weder aufdringlich noch kitschig.


Der Übernachtungsplatz ist wirklich sehr groß und leider trotzdem rappelvoll. Und das in der absoluten Nebensaison. Es gibt inzwischen einfach viel zu viele Wohnmobile. Wir waren vor vielen Jahren schon einmal hier und der selbe Platz war fast leer. Zufall? Vielleicht.
“Früher Vogel fängt den Wurm” … oder bekommt einen Parkplatz. Das denken wir uns, als wir uns aufmachen nach Albi. Und tatsächlich ergattern wir einen der wenigen freien Parkplätze im Zentrum. Die Altstadt von Albi liegt wunderschön auf einem Felssporn am Tarn. Und die Kathedrale Sainte-Cécile aus roten Backsteinen und der Bischofspalast aus dem 13. Jahrhundert überragen das Ganze majestätisch.




Der Bummel durch die Altstadt mit den vielen mittelalterlichen Fachwerkhäusern ist sehr beeindruckend. Albi versprüht einen besonderen Charme.
Die Zeit vergeht wie im Flug. Schnell ist es Mittag und wir sehen uns nach einem netten Restaurant um. TripAdvisor bestätigt unsere Wahl im Restaurant “Arkaden” Essen zu gehen. Leider ist das ein kompletter Fehlgriff. Gut, das Essen war ordentlich, aber das Ambiente beim zweiten Hinsehen abstoßend. Dort wäre dringend einmal wieder ein Großputz und mehr Hygiene nötig. Dass das Baguette auf einem Tischchen geschnitten wird, auf dem auch die Stadttauben herumsitzen, ist einfach widerlich.
Albi ist übrigens eine der Wirkungsstätten des Malers Toulouse Lautrec. Und dessen Geburtsort Lautrec wollen wir heute noch besuchen. Obwohl das Örtchen wieder zu den “Plus Beaux Villages de France” zählt, sind wir sehr enttäuscht. Ein Dorf ohne Flair und ohne das Prädikat keines Abstechers wert. Wenigstens den Übernachtungsplatz des Dorfes wollen wir uns ansehen. Der ist okay, aber ohne Satelliten- und Internetempfang ist uns die Anbindung an moderne Kommunikation zu dürftig. Also fahren wir das kurze Stück bis nach Castres weiter. Ein bisschen durch den Ort kurven und wir sind erfolgreich: Am Rande eines großen Hotelparkplatzes stören wir niemanden und werden auch in unserer Nachtruhe nicht gestört.

