Rund um Deutschland – Mecklenburg-Vorpommern
Endlose Weiten, dichte Buchenwälder, Ostseestrand, unzählige Seen – so stelle ich mir Mecklenburg-Vorpommern vor. Feinsandige Strände, mondäne Seebäder, romantische Fischerdörfer und geschützte Natur: Vielfalt pur auf Deutschlands größter Insel Rügen. Malerische Landschaften inspirierten hier einst Romantiker zu meisterhaften Kunstwerken. Das lässt für diesen nächsten Abschnitt meiner Rundreise hoffentlich keine Wünsche offen.
Ich treffe mich heute im Ostseebad Dierhagen mit meiner Frau, die von Zuhause anreist und mich für drei Wochen begleitet. Die Vorhersagen für den Tourismus an der Ostsee waren sich einig: Es wird viel los sein, da viele Urlauber in diesem Jahr in Deutschland Ferien machen. Wir haben uns deshalb vorsichtshalber auf einem Campingplatz eingemietet, um jeden Abend einen sicheren Übernachtungsplatz vorzufinden. Das ist für uns eine vollkommen neue Situation, da wir normalerweise nie auf Campingplätzen anzutreffen sind. Alleine das Prozedere des Anmeldens nervt uns. Bei einem Stellplatz fährt man hin, Motor aus. Fertig!
Da meine Frau mit dem PKW anreist, lassen wir das Wohnmobil auf dem Campingplatz stehen und erkunden mit dem Auto die Ostseeküste. Das tun wir in Ost-West-Richtung, so wie meine Rundreise bisher auch verlaufen ist.

Die Insel Usedom ist mit 445 Quadratkilometern die zweitgrößte Insel Deutschlands. Sie ist nach Messungen des Deutschen Wetterdienstes mit durchschnittlich rund 2.000 Sonnenstunden im Jahr zugleich eine der sonnigsten Urlaubsregionen Deutschlands. Als wir dort ankommen, trifft diese Aussage leider überhaupt nicht zu. Das Wetter ist äußerst wechselhaft. Mindestens einmal am Tag regnet es, allerdings scheint auch jeden Tag mal die Sonne. Immerhin!


Als besonders herausragend empfinden wir auf Usedom die einmalige Bäderarchitektur. Balkone, Erker, Türmchen, Balustraden, säulengerahmte Loggien, pilastergesäumte Eingangsportale, breite Freitreppen und Stuck – so viel, dass die verschnörkelten Zierelemente vor den Augen zu verschwimmen beginnen. Sie sind weltweit einzigartig die prunkvollen Villen der Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin. Nirgends sonst gibt es sie in solch einer Fülle und Vielfalt. Sie zeugen vom Geschmack und vom Geldbeutel ihrer einstigen Erbauer, mussten sich untereinander und miteinander messen lassen und sind heute in ihrer Noblesse doch unermesslich. Kein Haus gleicht hier dem anderen. Und dennoch werden die Bauten unter dem Begriff der Bäderarchitektur vereint. Als Sommerresidenzen zum Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut, muten sie wie kleine Ableger der großen Stadthäuser aus den Berliner Villenvierteln Grunewald, Wannsee oder Lichterfelde an. Die Berliner Schickeria dieser Zeit war ganz versessen auf die Ostsee. Wer etwas auf sich hielt, ließ sich in einem der drei Kaiserbäder eine schmucke Villa bauen. Am liebsten direkt an der Promenade, eingebettet in eine weitläufige Parklandschaft. Geld spielte keine Rolle. Man wollte zeigen, was der Geldbeutel hergab. Je schicker, umso besser. Großer Salon, Billard-, Garten- und Kaminzimmer, edle Bäder nebst Boudoir und natürlich durfte auch die Seeterrasse nicht fehlen. Jeder baute sich das Traumdomizil ganz nach seinem Geschmack. So entstand in nur wenigen Jahrzehnten ein wahres Sammelsurium an Häusern ganz unterschiedlicher Bauweisen. Die einzige Klammer, die alle miteinander vereint und die uns noch heute fasziniert, ist die Prunksucht ihrer Besitzer und der Einblick, den sie damit auf ihren luxuriösen Lebensstil geben.


Entlang der Küste, auf kleinen schmalen Sträßchen, fahren wir nach Peenemünde. Bekannt wurde Peenemünde durch die Heeresversuchsanstalt Peenemünde („Peenemünde-Ost“) und die Erprobungsstelle der Luftwaffe „Peenemünde-West“ von 1936 bis 1945.
Die Wehrmacht förderte dort damals im Geheimen die Raketenforschung, denn man versprach sich viel von der Fernrakete als zukünftiger Waffe. Die Weltraumbegeisterung verlor aber ihre Naivität, als die Nationalsozialisten auf der Nordspitze von Usedom das Fischerdorf Peenemünde dem Erdboden gleichmachten und ab 1936 an seiner Stelle ein Raketenentwicklungszentrum einrichtete. Nun stand nicht mehr Weltraumforschung, sondern ausschließlich die Waffenentwicklung auf dem Programm. Den hochqualifizierten Ingenieuren, allen voran Wernher von Braun (*1912 – †1977), erschien Peenemünde, die Wissenschaftskolonie, fast wie ein Paradies. Ein riesiges Gebiet konnte ungestört genutzt werden – das neue Peenemünde, in dem damals 15.000 Menschen lebten, war eine “geheime Stadt”.
Der Rundgang durch das Museum ist für uns gleichermaßen interessant und bedrückend. Zwangsarbeiter und Häftlinge aus dem naheliegenden KZ wurden hier zu unmenschlichen Arbeitsleistungen gezwungen. Andererseits legte Wernher von Braun hier die Grundlagen für die bemannte Raumfahrt, was darin gipfelte, Menschen auf den Mond und zur Erde zurück zu bringen.

Die Hansestadt Greifswald zieht uns sofort in ihren Bann. Wir spüren das studentische Flair und genießen den Bummel durch die Stadt. Die Ernst-Moritz-Arndt-Universität ist eine der ältesten Universitäten der Welt mit rund 12.000 Studenten. Die dadurch einkehrende “Jugend” tut der Stadt sichtlich gut.
Die bewegte Geschichte von Greifswald wurde vor allem durch die Hanse sowie die Schwedenherrschaft geprägt und hat viele architektonisch und kulturhistorisch wertvolle Spuren hinterlassen. So sind die Klosterruine Eldena, der Dom St. Nikolai und die Wiecker Holzklappbrücke besonders sehenswert.






Am nächsten Morgen erscheint eine Warnmeldung auf dem Display unseres PKWs: Ölsensor defekt! Da ich mich mit der Technik in Kraftfahrzeugen überhaupt nicht auskenne, da sie mich nicht interessiert, fahren wir direkt in eine “Fachwerkstatt” vor Ort. Der außerordentlich desinteressierte Mechaniker wirft einen schnellen Blick in den Motorraum. Das Diagnosegerät sagt ihm “Ölsensor defekt”, und er befürchtet, dass die weitere Fehlersuche sehr aufwendig sein wird. Er stuft den Defekt aber als unbedeutend ein, und ist sicher, dass meine Frau die 1.000 Kilometer bis nach Hause problemlos ohne Reparatur fahren kann.
Dieser Meinung sind wir allerdings nicht. Wir fahren nach Rostock in eine andere Fachwerkstatt, werden außerordentlich nett begrüßt und bedauert. Das Fahrzeug kommt auf die Hebebühne und der Schaden ist offensichtlich: Ein Marder hat gewütet. Die Mechaniker sind sicher, den Schaden direkt beheben zu können, wir bekommen Fahrkarten für die Straßenbahn in die Innenstadt, und nach vier Stunden ist alles repariert und wieder tipptopp!
Mit der Tram sind wir in einer halben Stunde im Zentrum von Rostock angekommen. Die passende Haltestelle wurde uns empfohlen und so können wir uns direkt in den Trubel der Großstadt stürzen.
Das Stadtbild des heutigen Rostocks verkörpert eine interessante, sehenswerte Symbiose aus Geschichte und Moderne. Vor allem in der Altstadt kann man nahezu allerorts die lange Geschichte der Stadt erkunden. Vieles vom historischen Erbe wurde inzwischen aufwendig restauriert, saniert und erstrahlt in neuem, altem Glanz.
Hansestadt, Universitätsstadt, Hafenstadt: Rostock zeigt sich vielseitig. Mittelalterliche Kirchen und Klöster, gotische Giebelhäuser und das Rathaus sind der Hansestadt, die 2018 ihr 800. Jubiläum gefeiert hat, über Jahrhunderte erhalten geblieben. Daneben gibt es auch das Rostock neuerer Prägung: Plattenbauten aus der DDR-Zeit und schicke Gebäude mit moderner Architektur. Ein Beispiel für den Stilmix ist der Hauptbahnhof. Die mehr als 100 Jahre alte Empfangshalle im Bäderstil wurde erhalten und in einen Neubau einbezogen.
Seit jeher prägt die Warnow das Leben und die Wirtschaft Rostocks. Fast 20 Kilometer zieht sich der Fluss bis zum Ostseebad Warnemünde durch die Stadt. Werften und Hafenanlagen bestimmen das Bild am Unterlauf.
Anziehungspunkt in der Rostocker Altstadt ist der Neue Markt. Dort steht – neben prächtigen Bürgerhäusern – auch das mehr als 700 Jahre alte Rathaus, traditioneller Sitz der Stadtverwaltung. Im Mittelalter diente es zusätzlich als Kaufhaus, in dem Händler ihre Waren anboten. Das Gebäude wurde im 13. Jahrhundert errichtet und bis ins 20. Jahrhundert immer wieder erweitert und verändert. Seine unverwechselbare Optik mit den sieben Türmen und der barocken Fassade stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Gleich neben dem Rathaus beeindruckt mit der Marienkirche der bedeutendste Rostocker Sakralbau. Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche im 15. Jahrhundert. Besonders sehenswert im Inneren sind die bronzenen Taufbecken von 1290 und der Rochusaltar von 1530. Hinter dem Hochaltar verbirgt sich mit der Astronomischen Uhr eine weitere Kostbarkeit. Ihr mechanisches mittelalterliches Uhrwerk funktioniert noch heute präzise – und das seit 1472.







Mit dem frisch reparierten Auto geht es heute wieder auf Tour. Schon weithin sichtbar sind die drei großen Backsteinkirchen von Stralsund. Sie prägen die unverwechselbare Silhouette der Stadt zu Wasser und zu Land. Alles überragend die Marienkirche mit ihrem 100 Meter hohen Turm. Einst das höchste Gebäude der Welt, zeugt sie noch heute von dem Bürgerstolz vergangener Zeiten. Die Schaufassade des alten Rathauses ragt seit Jahrhunderten meterhoch in den Stralsunder Himmel und ist so zum Wahrzeichen der Stadt geworden. Der bedeutendste Profanbau der deutsche Ostseeküste lässt uns heute noch Ruhm und Reichtum der Hansezeit erahnen. Die Anfänge des Baus gehen bis in das 13. Jahrhundert zurück. Die farbenfrohen Bürgerhäuser prägen Stralsund seit der Hansezeit. Durch die aufwendige Gestaltung der Giebel zeigten die Kaufleute ihren Reichtum und ihre Macht. Das mittelalterliche Giebelhaus vereinte die Funktionen Wohnen, Repräsentieren und Handeln unter einem Dach.
Als wir in Stralsund ankommen regnet es in Strömen. Wir machen uns trotzdem auf zur Stadtbesichtigung, retten uns aber dann schnell vor einem mächtigen Regenguss in ein Kaffee. Und als wir mit dem Frühstücken fertig sind, scheint auch schon wieder die Sonne. Das Wetter ist die letzten Tage schon sehr unbeständig, aber an der Küste ist ein Wetterumschwung ja nichts Außergewöhnliches.






Wir wollen uns morgen die Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund auf der Insel Rügen anschauen. In Hagen ist ein großer Parkplatz von welchem aus Shuttlebusse zur Aussichtsplattform und zum Informationszentrum des UNSECO-Weltkulturerbes fahren. Vom Parkplatz aus gibt es drei Möglichkeiten zum Aussichtspunkt auf den Kreidefelsen zu kommen: Eine Wanderung mit acht Kilometern Länge, eine mit drei Kilometern (jeweils einfache Strecke), oder eben mit dem Bus. Da ich nicht mehr so “geländegängig” bin, entscheiden wir uns für den Omnibus.
Seit dem Jahr 2004 gehört der Königsstuhl zum Nationalpark-Zentrum Königsstuhl. Er liegt circa 118 Meter über NN und ist somit die höchste Erhebung auf Rügen. Der Königsstuhl Rügen bietet mit seiner zum Meer gerichteten Seite eine tolle Aussicht über die Ostsee. Über wuchtige und schmale Granitstufen, die nach Meinung der Archäologen über ein Hügelgrab aus der Bronzezeit führen, erreichen wir das höchstgelegene Plateau auf Rügen. Wer jedoch nicht auf die Ostsee hinausschauen, sondern den Königsstuhl in seiner ganzen Pracht erleben möchten, kann dies von der sogenannten Victoria-Sicht aus, die ein wenig weiter südlich gelegen ist als der Königsstuhl.
Warum der Königsstuhl so heißt, wurde noch nicht ganz geklärt. Einige Experten denken, dass der Name aus der alten Sage stammt, dass derjenige, der als erstes den Königsstuhl von der Seeseite her erklimmen konnte, König wurde. Andere behaupten, in einem alten Reisebericht von 1584 wurde der Name bereits gebraucht und wieder andere sind der Meinung, der Name ist auf das Jahr 1715 zurückzuführen, in welchem der damalige schwedische König vom Königsstuhl aus ein Seeduell gegen die Dänen geleitet und dort auf einem Stuhl gesessen haben soll.



Die Ostküste Rügens mit ihrem breiten, weißen Strand und den alten Kiefernwäldern veränderte sich in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zum Urlaubsgebiet. Die “NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude” baute an der Prorer Wiek eine 4,7 km lange Gebäudezeile, bestehend aus acht Blöcken mit einer Länge von jeweils fast 500 Metern, das “KdF-Seebad Rügen”.
„Kraft durch Freude“ war eine Unterorganisation der „Deutschen Arbeitsfront“, deren Hauptaufgabe die umfassende Organisation der Freizeit der Deutschen, insbesondere deren Urlaubsgestaltung, war.
Die Anlage in Prora steht unter Denkmalschutz. Sie ist neben dem „Reichsparteitagsgelände“ in Nürnberg die größte geschlossene architektonische Hinterlassenschaft der nationalsozialistischen Zeit. 20.000 Menschen sollten hier gleichzeitig Urlaub machen. Das „KdF-Bad der Zwanzigtausend“ ist nicht nur ein baugeschichtlich interessantes Beispiel für den Gebrauch der Architektur der Moderne im Nationalsozialismus, sondern auch ein sozialgeschichtlich wichtiges Zeugnis für das Bemühen des NS-Regimes, die Arbeiter, deren Parteien und Organisationen 1933 zerschlagen worden waren, zu befrieden und für die Kriegs-, Lebensraum- und Rassenpolitik zu gewinnen. Die „Nerven des Volkes“ sollten für den nächsten Krieg gestärkt werden, so wurde ein angebliches Zitat Hitlers in der Propaganda überraschend deutlich verbreitet.
Die Blöcke 1, 2, 3 und 4 wurden 2004 an private Investoren verkauft, Block 5 im Jahr 2018. Es wurden Hotels, Ferienwohnungen, Wellness- und Sportanlagen errichtet. 2012 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, 2014 wurden die ersten Wohnungen bezogen.




Binz ist das mondänste, größte, bekannteste und touristisch vielfältigste Ostseebad auf der Insel Rügen. Schon um 1900 entstanden im Ostseebad Binz die ersten Hotels und Ferienpensionen. Gleich nach der Wende wurden die hübschen Häuser im Stil der Bäderarchitektur liebevoll restauriert. In den meisten befinden sich auch heute wieder Hotels – auf diese Weise erleben die Besucher erneut den Charme der traditionellen Sommerfrische.
Leider sind noch nicht alle Bediensteten der Gastronomie im 21. Jahrhundert angekommen. Als wir Mittagessen gehen wollen und nach einem Tisch fragen, haben wir das Gefühl, dass wir nicht sehr willkommen sind. So kenne ich das nur noch von meinen Besuchen in der ehemaligen DDR, wo die Kellner auch die heimlichen Könige der Gastronomie waren.



Wir werden heute durch das Prasseln von dicken Regentropfen auf das Wohnmobildach geweckt. Den ganzen Tag schüttet es wie aus Kübeln. Uns bleibt nur, es uns im Wohnmobil gemütlich zu machen. Die Heizung läuft auf Hochtouren (draußen hat es grade mal noch 9 Grad). Brrh.

Am nächsten Morgen lacht wieder die Sonne, allerdings sind die Temperaturen eher herbstlich. Wir beschließen, einen Ausflug nach Ribnitz-Damgarten zu machen. Nur wenige Kilometer von unserem Schlafplatz entfernt befindet sich das hübsche Städtchen.
Die Geschichte der Stadt als staatlich anerkannter Erholungsort ist eng verflochten mit dem Bernsteinhandwerk. Zahlreiche Einrichtungen, wie das Bernsteinmuseum oder die Schaumanufaktur laden zum Entdecken und Erforschen dieses ungewöhnlichen Naturmaterials ein. Am nahe gelegenen Ostseestrand könnten wir sogar das “Gold des Meeres” selbst suchen und mit etwas Glück auch finden.

Eine schmale Passage zwischen dem Bodden und der Ostsee führt uns auf die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Diese Gegend ist leider touristisch stark frequentiert. Entsprechend lang ist die Autoschlange ins Zentrum von Prerow. Der Ort ist eingebettet in den Nationalpark “Vorpommersche Boddenlandschaft”.
Völlig gegensätzliche Lebensräume prallen auf dem Darß auf engstem Raum aufeinander: Weiße Sandstrände in der Prerower Bucht mit Blicken bis weit aufs Meer hinaus, dichte rauschende Wälder, die im wildromantischen Weststrand versanden und sonnendurchflutete duftende Wiesen entlang des Boddens.
Wer möchte, kann auch eine Kutschfahrt durch den Darßer Wald von Prerow zum Leuchtturm Darßer Ort machen. Dieser kann entweder per Pedes, mit dem Fahrrad oder eben per Kutsche erreicht werden. Besonders aufregend ist die Fahrt allerdings nicht. Ausschließlich durch dichten Wald führt der Weg hin und zurück. Auf dem Hinweg sieht man den Wald halt von vorne, und auf dem Rückweg von hinten!



Meine Rundreise führt uns weiter nach Westen nach Bad Doberan. Das herausragende Bauwerk der Stadt ist das Kloster im Stil der Backsteingotik. Das in seiner Gesamtheit sehr gut erhaltene Klosterareal mit dem Doberaner Münster im Zentrum beeindruckt uns sehr. Die gesamte Klosteranlage strahlt durch ihre Harmonie eine wunderbare Ruhe aus. Das Kloster ist eines der gelungensten und eindrucksvollsten Bauwerke der norddeutschen Backsteingotik.
Wer möchte, kann mit der Schmalspurbahn “Molli” von Bad Doberan nach Heiligendamm und weiter zum Ostseebad Kühlungsborn fahren. Vorbei an der ersten deutschen Pferderennbahn in Bad Doberan.



Ein Ortsteil von Bad Doberan ist Heiligendamm. Heiligendamm ist das älteste deutsche Seebad an der Ostseeküste. Mit seinen klimatischen Bedingungen war es schon seit dem 19. Jahrhundert ein mondäner Treffpunkt des Adels und des Großbürgertums. In dieser Zeit entstanden auch die klassizistischen Bauten entlang der Strandpromenade und führten zum Beinamen “Weiße Stadt am Meer”. Am bekanntesten ist das auch durch den G8-Gipfel 2007 bekannte, im Frühjahr 2003 eröffnete Grand Hotel Heiligendamm.
Leider sind manche der wunderbaren Bauten dem Verfall preisgegeben. Investoren haben aber begonnen, einzelne Objekte zu sanieren, was wegen des Denkmalschutzes sicher kein einfaches und vor allem kostenintensives Unterfangen sein dürfte. Es entstehen Eigentumswohnungen. Wer gerade Geld anlegen möchte: Für 1.5 bis 3 Millionen Euro wären aktuell noch Wohnungen zu haben.
Der Strandpromenade entlang zu bummeln und die herrlichen Villen zu sehen ist wunderschön. Aber uns fehlt einfach das nötige Kleingeld! Wir finden nicht einmal den Eingang zum Luxushotel. Alles perfekt vom gemeinen Fußvolk abgeschirmt.



Wir verlassen die Küste und machen einen Abstecher ins Landesinnere nach Schwerin. Ein Umweg, den wir ganz und gar nicht bereuen. Die Stadt verzaubert uns sofort. Schwerin ist unter den Landeshauptstädten der Bundesrepublik bestimmt die beschaulichste und hat viel Charme.
Prägend für die Stadt-Silhouette ist der Schweriner Dom, ein prachtvolles Bauwerk der Backsteingotik. Sein Grundstein wurde 1172 gelegt und bis zur Fertigstellung dauerte es nahezu zwei Jahrzehnte. Der imposante Dom wurde unter anderem nach dem Vorbild der Stralsunder Nikolaikirche erbaut und hat mit 117,5 Metern den höchsten Kirchturm Ostdeutschlands vorzuweisen. Er ist das einzige erhaltene mittelalterliche Bauwerk der Stadt Schwerin. Eine Besonderheit des Doms ist die farbliche Gestaltung des Innenraumes: Gewölbe sowie Wände sind weiß und Kanten sowie Bänder in Türkis und Magenta gehalten.






Die letzte Stadt, die wir in Mecklenburg-Vorpommern besuchen, ist Wismar. Wer gerne in Fußgängerzonen mit vielen kleinen Geschäften und Boutiquen bummeln möchte, ist hier genau richtig. Und wer sich für die Backsteingotik der Ostsee interessiert ebenfalls. Drei große Kirchen im Stil der Backsteingotik können in Wismar besichtigt werden. Die Stadt besitzt einen der am besten erhaltenen Altstadtkerne Deutschlands und Nordeuropas, der 2002 in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen wurde. Aber die Hansestadt ist kein Museum – Wismar ist eine pulsierende Stadt, in der sich in reizvoller Weise Altes mit Modernem verbindet. Sie ist eine Stadt voller Leben.
Wir besteigen den Turm der ehemaligen St. Georgenkirche. Genauer gesagt: Wir nehmen den Aufzug bis an die Turmspitze. Und wir werden mit einem herrlichen Blick über die Stadt belohnt.
Am beeindruckendsten in Wismar ist für uns die Nikolai Kirche. Sie besitzt ein 37 Meter hohes Mittelschiff und ist somit das viert höchste Kirchenschiff in ganz Deutschland. Ihr Langschiff hat eine Höhe von 37 Metern. In Deutschland ist nur der Kölner Dom höher. Und der Turm der Kirche hat eine Höhe von 120 Metern.
Wir bummeln den ganzen Tag durch die beeindruckende und charmante Stadt. Gegenüber der St. Nikolai Kirche ist das kleine Café “Glücklich”. Die selbstgemachten Kuchen und Torten und die schöne Terrasse im Hinterhof machen uns tatsächlich glücklich!









