Rund um Deutschland – Mecklenburg-Vorpommern
Dichte Wälder, weite Sandstrände, unzählige Seen – so stelle ich mir Mecklenburg-Vorpommern vor. Diese malerische Landschaft hat hier schon viele Maler zu fantastischen Kunstwerken inspiriert. Ich bin sicher, das lässt auch für die nächste Etappe meiner Rundreise keine Wünsche offen.
Heute treffe ich im Ostseebad Dierhagen meine Frau, die von zu Hause angereist ist und mich für drei Wochen begleitet. Die Vorhersagen für den Tourismus an der Ostsee sind einhellig: Es wird viel los sein, denn in diesem Jahr machen viele Urlauber in Deutschland Ferien. Vorsichtshalber mieteten wir uns auf einem Campingplatz ein, um jeden Abend einen sicheren Schlafplatz zu haben. Das ist für uns eine ganz neue Situation, da wir sonst nie auf Campingplätzen anzutreffen sind. Allein die Anmeldeprozedur nervt uns. Bei einem Stellplatz fährt man hin. Motor aus. Fertig!
Da meine Frau mit dem Auto anreist, lassen wir das Wohnmobil auf dem Campingplatz stehen und erkunden die Ostseeküste mit dem Auto. Wir fahren in Ost-West-Richtung, so wie ich es bisher auf meiner Rundreise um Deutschland auch schon getan habe.
Die Insel Usedom ist die zweitgrößte Insel Deutschlands und eine der sonnenreichsten Urlaubsregionen. Als wir dort ankommen, stimmt diese Aussage leider überhaupt nicht. Das Wetter ist sehr wechselhaft. Mindestens einmal am Tag regnet es, aber jeden Tag scheint auch die Sonne. Immerhin!
Besonders bemerkenswert ist die einzigartige Bäderarchitektur auf der Insel Usedom. In den Kaiserbädern Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin findet man diese einzigartigen Häuser. Kein Haus gleicht dem anderen. Sie wurden Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts als Sommerresidenzen gebaut. Geld spielte anscheinend keine Rolle. Je prächtiger, desto besser. Und wunderschön!
Entlang der Küste fahren wir nach Peenemünde. Bekannt wurde Peenemünde durch die Heeresversuchsanstalt Peenemünde-Ost und die Erprobungsstelle der Luftwaffe Peenemünde-West von 1936 bis 1945.
Der Rundgang durch das Museum ist für uns interessant und bedrückend zugleich. Zwangsarbeiter und Häftlinge des nahe gelegenen Konzentrationslagers wurden hier zur Arbeit eingesetzt.
Die Hansestadt Greifswald zieht uns sofort in ihren Bann. Wir spüren das studentische Flair und genießen den Bummel durch die Stadt. Die Ernst-Moritz-Arndt-Universität ist eine der ältesten Universitäten der Welt mit rund 12.000 Studenten. Die “Jugend” tut der Stadt sichtlich gut.
Am nächsten Morgen erscheint eine Warnmeldung auf dem Display unseres Autos: Ölsensor defekt! Da ich mich mit der Technik in Kraftfahrzeugen überhaupt nicht auskenne, da sie mich nicht interessiert, fahren wir direkt in eine “Fachwerkstatt” vor Ort. Der äußerst desinteressierte Mechaniker wirft einen kurzen Blick in den Motorraum. Das Diagnosegerät meldet “Ölsensor defekt” und er befürchtet, dass die weitere Fehlersuche sehr aufwendig wird. Er stuft den Defekt jedoch als unbedeutend ein und ist sich sicher, dass meine Frau die 1.000 Kilometer nach Hause ohne Reparatur problemlos zurücklegen kann.
Das sehen wir anders. Wir fahren nach Rostock in eine andere Fachwerkstatt, werden überaus freundlich empfangen und bedauert. Das Auto kommt auf die Hebebühne und der Schaden ist offensichtlich: Ein Marder hat sein Unwesen getrieben. Die Mechaniker sind sich sicher, den Schaden sofort beheben zu können, wir bekommen Tickets für die Straßenbahn in die Innenstadt und nach vier Stunden ist alles repariert und wieder tipptopp!
Mit der Straßenbahn sind wir in einer halben Stunde im Zentrum von Rostock. Die für uns passende Haltestelle wurde uns empfohlen und so können wir uns direkt in den Trubel der Großstadt stürzen.
Mit dem frisch reparierten Auto geht es heute wieder auf Tour. Schon von weitem sind die drei großen Backsteinkirchen von Stralsund zu sehen, die die Silhouette der Stadt prägen.
Leider regnet es in Strömen. Wir machen trotzdem einen Stadtrundgang, flüchten uns dann aber schnell vor dem heftigen Schauer in ein Café. Und als wir mit dem Frühstück fertig sind, scheint auch schon wieder die Sonne. Das Wetter war in den letzten Tagen sehr wechselhaft, aber an der Küste ist ein Wetterumschwung ja nichts Ungewöhnliches.
Morgen wollen wir die Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund auf der Insel Rügen besichtigen. In Hagen gibt es einen großen Parkplatz, von dem aus Shuttlebusse zur Aussichtsplattform und zum Informationszentrum des UNSECO-Weltkulturerbes fahren. Vom Parkplatz aus gibt es drei Möglichkeiten, den Aussichtspunkt auf den Kreidefelsen zu erreichen: Eine acht Kilometer lange Wanderung, eine drei Kilometer lange Wanderung (jeweils einfache Strecke) oder eben mit dem Bus. Da ich nicht mehr so “geländegängig” bin, entscheiden wir uns für den Bus.
Binz ist das größte und bekannteste Ostseebad der Insel Rügen. Gleich nach der Wende wurden die schmucken Häuser im Stil der Bäderarchitektur restauriert.
Heute werden wir von dicken Regentropfen geweckt, die auf das Dach des Wohnmobils prasseln. Den ganzen Tag schüttet es in Strömen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als es uns im Wohnmobil gemütlich zu machen. Die Heizung läuft auf Hochtouren (draußen sind es gerade mal 9 Grad). Brrh.
Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne, aber die Temperaturen sind aber eher herbstlich. Wir beschließen, einen Ausflug nach Ribnitz-Damgarten zu machen. Das hübsche Städtchen liegt nur wenige Kilometer von unserem Schlafplatz entfernt.
Eine schmale Straße führt uns auf die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Leider ist diese Gegend sehr touristisch geprägt. Entsprechend lang ist die Autoschlange im Zentrum von Prerow. Der Ort liegt mitten im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft.
Wer möchte, kann eine Kutschfahrt durch den Darßer Wald von Prerow zum Leuchtturm Darßer Ort unternehmen. Dieser kann entweder zu Fuß, mit dem Fahrrad oder eben mit der Kutsche erreicht werden. Besonders aufregend ist die Fahrt allerdings nicht. Hin und zurück geht es nur durch dichten Wald. Auf dem Hinweg sieht man den Wald von vorne, auf dem Rückweg von hinten!
Weiter geht es nach Bad Doberan. Das herausragende Bauwerk der Stadt ist das Kloster im Stil der Backsteingotik. Die Klosteranlage mit dem Doberaner Münster im Zentrum beeindruckt uns sehr.
Wer möchte, kann mit der Schmalspurbahn “Molli” von Bad Doberan nach Heiligendamm und weiter ins Ostseebad Kühlungsborn fahren.
Ein Ortsteil von Bad Doberan ist Heiligendamm. Heiligendamm ist das älteste deutsche Seebad an der Ostseeküste und war einst mondäner Treffpunkt von Adel und Großbürgertum. Aus dieser Zeit stammen auch die klassizistischen Bauten entlang der Strandpromenade.
Leider sind einige der wunderschönen Gebäude dem Verfall preisgegeben. Doch Investoren haben begonnen, einzelne Objekte zu sanieren, was wegen des Denkmalschutzes sicher kein einfaches und vor allem teures Unterfangen sein wird. Es entstehen Eigentumswohnungen. Wer Geld anlegen möchte: Für 1,5 bis 3 Millionen Euro wären derzeit noch Wohnungen zu haben.
Die Strandpromenade entlang zu schlendern und die schönen Villen zu sehen, ist wunderschön. Aber uns fehlt einfach das nötige Kleingeld! Nicht einmal den Eingang zum Luxushotel finden wir. Alles perfekt abgeschirmt vom gemeinen Fußvolk.
Wir verlassen die Küste und machen einen Abstecher ins Landesinnere nach Schwerin. Ein Umweg, den wir nicht bereuen. Die Stadt zieht uns sofort in ihren Bann. Unter den Landeshauptstädten der Bundesrepublik ist Schwerin sicher die beschaulichste und hat viel Charme.
Die letzte Stadt, die wir in Mecklenburg-Vorpommern besuchen, ist Wismar. Wer gerne durch Fußgängerzonen mit vielen kleinen Geschäften und Boutiquen bummelt, ist hier genau richtig. Und wer sich für die Backsteingotik an der Ostsee interessiert, auch. Drei große Kirchen im Stil der Backsteingotik können in Wismar besichtigt werden.
Wir besteigen den Turm der ehemaligen Kirche St. Georg. Genauer gesagt: Wir fahren mit dem Aufzug ganz nach oben. Und werden mit einem herrlichen Blick über die Stadt belohnt.
Wir bummeln den ganzen Tag durch die eindrucksvolle und charmante Stadt. Gegenüber der Nikolaikirche befindet sich das kleine Café “Glücklich”. Die hausgemachten Kuchen und Torten und die schöne Terrasse im Hinterhof machen uns wirklich glücklich!