Frankreich von Ost nach West – Teil II
Unser nächstes Ziel ist Sens. Nach einem netten morgendlichen Plausch mit dem sehr gut deutsch sprechenden Stellplatzbetreiber in Aix-en-Orthe und den üblichen Ver- und Entsorgungsprozeduren des Wohnmobils machen wir uns auf den Weg. Durch die „Kornkammer Frankreichs“ fahren wir auf Nebenstraßen in die Hauptstadt des Departements Yonne.
Wie in vielen französischen Städten dominieren Kirchen und Kathedralen das Stadtbild. Auch in Sens ist die Kathedrale Saint-Étienne das herausragende Bauwerk. Sie wurde zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert erbaut und ist dem Heiligen Stephanus geweiht. Sie ist die erste der großen gotischen Kathedralen Frankreichs und ihr Kirchenschatz ist einer der wertvollsten des Landes!
Wir überlegen, ob wir hier zu Mittag essen sollen, entscheiden uns aber nur für ein paar Brioche aus einer Konditorei. Auf dem großen Platz vor der Kathedrale sitzend, bewundern wir das imposante Bauwerk, beobachten die Passanten und amüsieren uns über die vorbeieilenden Zeitgenossen.
Wir verlassen das Burgund und erreichen auf kilometerlangen, schnurgeraden Straßen Moret-sur-Loing. Die ehemalige Festung und malerische mittelalterliche Stadt liegt am Rande des Waldes von Fontainebleau. Wir spazieren durch die Gassen der historischen Altstadt bis zu einer alten Brücke. Die Einheimischen nutzen das schöne Sommerwetter für ein erfrischendes Bad. Wir setzen uns auf die Terrasse eines Cafés oberhalb des Loing und lassen es uns bei Crêpes und Galettes gut gehen.
Mit Moret-sur-Loing haben wir auch die Île-de-France erreicht und fahren noch das kurze Stück bis Fontainebleau. Gleich hinter dem Schlosspark kennen wir einen schönen Übernachtungsplatz. Die Anfahrt zu diesem Traumplatz ist allerdings abenteuerlich. Es ist ein Weg mit Pflastersteinen so groß wie Handbälle. Und so werden wir auf den gut 300 Metern bis zum Ziel kräftig durchgeschüttelt.
In Fontainebleau kreuzen sich unsere Wege von der nördlichsten zur südlichsten und von der östlichsten zur westlichsten Gemeinde Frankreichs. Da wir direkt am Schlosspark stehen, nutzen wir den späten Nachmittag für einen Spaziergang durch die herrlichen Gärten und das Schloss. Ein Tipp für alle, die unseren Stellplatz anfahren: Das Tor zum Park schließt um 19 Uhr und kann an Ruhetagen auch ganz geschlossen sein.
Am frühen Abend wird es leider sehr laut auf dem Übernachtungsplatz. Direkt neben uns befindet sich die Einfahrt zur nationalen Reitschule der Gendarmerie in Fontainebleau. Pferdetransporter rumpeln über das Kopfsteinpflaster. Vielleicht kommen sie von einem offiziellen Einsatz zurück.
Doch die Nacht ist wie immer ruhig und am Morgen erwachen wir mit Vogelgezwitscher und strahlendem Sonnenschein. Milly-la-Forêt ist heute unser erstes Ziel. Der Ort liegt am Rande des riesigen Waldes von Fontainebleau. Die Markthalle aus dem 15. Jahrhundert, ganz aus Holz gebaut, macht Milly-la-Forêt sehenswert. Sie wird noch regelmäßig für den Markttag am Donnerstag genutzt.
Wer sich für Heilpflanzen interessiert, findet im Nationalen Konservatorium für Duft-, Heil- und Gewürzpflanzen eine schöne Sammlung mit mehr als 1.500 verschiedenen Arten!
Unser Weg nach Chartres führt an endlosen Weizenfeldern vorbei. Die Landschaft wirkt eintönig. Der Tempomat ist auf 80 km/h eingestellt. Nur die unzähligen Kreisverkehre sorgen für Abwechslung.
Trotz der Mittagszeit sind Parkplätze in Chartres rar. Aber wie immer finden wir einen Platz für unser Wohnmobil. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zur Kathedrale. Erst weit hinunter an die Eure und dann gegenüber wieder weit hinauf zur Kirche. Das macht natürlich hungrig. Wie gut, dass es hier oben einladende Restaurants mit günstigen „Plats du Jour“ gibt.
Chartres ist berühmt für seine Kathedrale Notre-Dame, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Sie ist eine der größten gotischen Kathedralen Frankreichs. Ihre Fassade ist mit Tausenden von Skulpturen geschmückt, die die Französische Revolution unbeschadet überstanden haben. Das Innere der Kathedrale wird derzeit gründlich renoviert. Dennoch sind wir etwas enttäuscht, da wir aufgrund der äußeren Dimensionen ein imposanteres Kirchenschiff erwartet hätten.
In der Altstadt von Chartres kann man zahlreiche alte Häuser aus dem 16. Jahrhundert bestaunen. Ein Spaziergang durch das ehemalige Gerberviertel entlang der Eure mit seinen Brücken und Stegen ist sehr reizvoll.
Wir wollen in La Ferté-Bernard übernachten. Aber der Stellplatz gefällt uns gar nicht. Direkt an der Straße und unsäglich staubig. Bei starkem Wind wehen Staubwolken über den Platz. Nein danke! Im Nachbardorf Cherré-Au finden wir einen wunderbaren Parkplatz bei den Sportanlagen. Asphaltiert und ruhig. Und wir sind ganz allein!
Nach einem kurzen Stadtbummel und einem schnellen Frühstück geht es los in Richtung Bretagne. Wir freuen uns schon auf das Meer!
In Fougères legen wir noch eine Übernachtung ein. Der Ort liegt auf einem Felsvorsprung über dem Fluss Nançon. Am Fuße dieses Felsens steht die Burg aus dem 12. Jahrhundert.
Wir sitzen an diesem herrlichen Sommerabend in einem kleinen Bistro mit Blick auf die Burg und genießen unsere Reise. Sehr schön!
Heute Nacht hat es zum ersten Mal auf dieser Reise geregnet. Als wir zur Stadtbesichtigung aufbrechen, nieselt es immer noch ein wenig. Es hat sich leider nicht abgekühlt und ist unglaublich schwül.
Durch den schön angelegten Stadtpark geht es über schmale Stege hinauf auf den Berg. Der Aufstieg ist lang und sehr steil. Belohnt werden wir mit einem Bummel durch ein wirklich sehr schönes und sehenswertes Städtchen mit attraktiven Geschäften und Restaurants.
Wir beenden gerade unsere Stadtbesichtigung, als es wieder anfängt, in Strömen zu regnen. Glück gehabt! Noch schnell beim Bäcker frisches Baguette gekauft und los geht’s Richtung Saint-Malo. Wir fahren auf den Wohnmobilstellplatz von Rothéneuf, einem Vorort von Saint-Malo direkt am Meer. Der Platz ist brechend voll. Da wir keine vernünftige Alternative kennen, müssen wir wohl oder übel bleiben. Morgen wollen wir mit dem Stadtbus in die Innenstadt fahren.
Der erste Bus vom Übernachtungsplatz in die „Intras Muros“, die Altstadt von Saint-Malo, fährt erst um halb elf. Entsprechend groß ist der Andrang, als das Fahrzeug eintrifft. Fahrkarten gibt es keine. Stattdessen händigt der Busfahrer eine Chipkarte aus, von der der Fahrpreis abgebucht wird. Diese muss man sofort entwerten, damit die Fahrt bezahlt ist. Da wir das nicht wissen, werden wir unfreiwillig zu Schwarzfahrern.
Saint-Malo ist ein wuchtiger Häusermoloch aus grauem Granitstein. Die vielen kleinen Geschäfte, Boutiquen, Restaurants und Straßenkünstler machen den Charme der Stadt aus. Und die vielen kleinen Boutiquen sind verführerisch!
Von unserem letzten Besuch kennen wir ein Restaurant, in dem wir – für die touristischen Verhältnisse in Saint-Malo – sehr gut gegessen haben. Und die Erinnerung trügt nicht. Auch heute können wir inmitten des Touristentrubels sehr gut zu Mittag essen. Sehr erfreulich!
Da es von Saint-Malo aus nur wenige Kilometer nach Saint-Suliac sind, fahren wir weiter in dieses schöne Dorf (Les Plus Beaux Villages de France). Viele Gassen sind mit Blumen geschmückt und gesäumt von schönen Granithäusern aus dem 14. und 15. Jahrhundert Am Hafen kann man herrlich duftende bretonische Crêpes kaufen. Sie schmecken fantastisch!
Heute Nacht hat es stark gewittert und geregnet. Und es ist stark abgekühlt. Von Saint-Suliac ist es nicht weit entlang der Rance nach Dinan. Nach einem Spaziergang entlang des Hafens geht es auf einer Kopfsteinpflasterstraße steil hinauf in die mittelalterliche Altstadt. Die Straße ist wirklich sehr steil und wir kehren um, bevor wir die Oberstadt erreichen. Das üppige Mittagessen wiegt zu schwer!