Frankreich von Ost nach West – Teil II

4.8
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Unser nächstes Reiseziel ist Sens. Nach einem netten morgendlichen Schwatz mit dem Stellplatzbetreiber in Aix-en-Orthe, der sehr gut Deutsch spricht, und der üblichen notwendigen Ver- und Entsorgungsprozedur am Wohnmobil, machen wir uns auf den Weg. Durch die „Kornkammer Frankreichs“ fahren wir auf Nebensträßchen in die Hauptstadt des Yonne.

Wie in vielen französischen Städten dominieren Kirchen und Kathedralen das Stadtbild. Auch in Sens ist die Kathedrale Saint-Étienne das herausragende Bauwerk. Die vom 12. bis 16. Jahrhundert errichtete Kathedrale ist dem Heiligen Stephanus gewidmet. Es ist die erste der großen gotischen Kathedralen Frankreichs, und ihr Kirchenschatz einer der kostbarsten des Landes!

Wir überlegen, ob wir hier zu Mittag essen sollen, entscheiden uns aber nur für ein paar Brioche aus einer Patisserie. Diese verspeisen wir auf dem großen Platz vor der Kathedrale sitzend, während wir das imposante Bauwerk bestaunen, die Passanten beobachten und uns über so machen Zeitgenossen, der vorbeistolziert, amüsieren.

Sens – Saint–Étienne
Sens – Saint–Étienne
Sens – Saint–Étienne

Wir verlassen das Burgund und erreichen auf kilometerlangen schnurgeraden Straßen Moret-sur-Loing. Die ehemalige Festung und malerische Mittelalterstadt liegt am Rande des Waldes von Fontainebleau und dem gemütlich plätschernden Fluss Loing. Wir machen einen Spaziergang durch die Gassen der historischen Altstadt, bis hinunter zu einer alten Brücke über den Wasserlauf. Das schöne Sommerwetter wird von den Einheimischen genutzt, um dort ein erfrischendes Bad zu nehmen. Wir setzen uns auf die Terrasse eines Kaffees über dem Loing und lassen es uns mit Crêpes und Galettes gutgehen.

Moret-sur-Loing
Moret-sur-Loing

Mit Moret-sur-Loing haben wir auch die Île-de-France erreicht und fahren noch das kurze Stück bis Fontainebleau. Direkt hinter dem Schlosspark kennen wir einen schönen Übernachtungsplatz. Allerdings ist die Zufahrt zu diesem Traumplatz abenteuerlich. Es ist ein Weg mit Kopfsteinpflastersteinen so groß wie Handbälle. Und so werden wir auf den gut 300 Metern bis zum Ziel kräftig durchgeschüttelt.

In Fontainebleau überschneiden sich unsere Reisen von der nördlichsten zur südlichsten, und von der östlichsten zur westlichsten Gemeinde Frankreichs. Da wir direkt am Schlosspark stehen, nutzen wir den Spätnachmittag zu einem Bummel durch die herrlichen Gärten sowie dem Schloss. Ein Tipp für alle welche unseren Stellplatz anfahren: Die Pforte zum Park schließt um 19 Uhr und hat möglicherweise an Ruhetagen ganz geschlossen.

Fontainebleau
Fontainebleau
Fontainebleau

In den frühen Abendstunden wird es am Übernachtungsplatz leider sehr laut. Direkt neben uns ist der Eingang zur nationalen Reitschule der Gendarmerie in Fontainebleau. Pferdetransporter rumpeln über das Kopfsteinpflaster. Vielleicht kommen sie von einem offiziellen Einsatz zurück.

Die Nacht ist jedoch wie gewohnt ruhig und wir wachen morgens mit Vogelgezwitscher und strahlendem Sonnenschein auf. Milly-la-Forêt ist heute unser erstes Ziel. Der Ort liegt am Rande des riesigen Waldes von Fontainebleau. Die ganz aus Holz gebaute Markthalle aus dem 15. Jahrhundert macht Milly-la-Forêt einen Besuch wert. Sie wird immer noch regelmäßig für den Markttag am Donnerstag genutzt.

Wer sich für Heilpflanzen interessiert, für den hält das nationale Konservatorium für parfümierte, heilende und aromatische Pflanzen außerdem eine schöne Sammlung mit mehr als 1.500 unterschiedlichen Arten bereit!

Milly-la-Forêt
Milly-la-Forêt

Unser Weg nach Chartres führt vorbei an endlosen Weizenfeldern. Die Landschaft wirkt eintönig. Der Tempomat steht auf 80 km/h. Für Abwechslung sorgen da nur die unzähligen Kreisverkehre.

Trotz Mittagszeit sind Parkplätze in Chartres rar. Es findet sich aber letztendlich wie immer doch ein Plätzchen für unser Wohnmobil. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg in Richtung Kathedrale. Zuerst weit hinunter an den Fluss Eure, und dann gegenüber wieder lange hinauf zur Kirche. Und das macht natürlich hungrig. Wie gut, dass es hier oben einladende Restaurants mit günstigen „Plats du Jour“ gibt.

Chartres ist berühmt für die Kathedrale Notre-Dame, welche ins Weltkulturerbe der UNESCO eingetragen ist. Sie zählt zu den größten gotischen Kathedralen in Frankreich. Ihre Fassade ist geschmückt mit tausenden Skulpturen, welche die Französische Revolution unbeschadet überstanden haben. Innen wird die Kathedrale umfassend renoviert. Gleichwohl sind wir etwas enttäuscht, hätten wir doch aufgrund der äußeren Ausmaße eine imposanteres Kirchenschiff erwartet.

Chartres – Notre-Dame
Chartres – Notre-Dame
Chartres – Notre-Dame
Chartres – Notre-Dame
Chartres – Notre-Dame
Chartres – Notre-Dame

In der Altstadt von Chartres lassen sich zahlreiche alte Wohnhäuser aus dem 16. Jahrhundert bewundern. Ein Umherschlendern in dem ehemaligen Viertel der Gerber, entlang des Flusses Eure, gesäumt von Brücken und Stegen, ist ein schöner Spaziergang.

Chartres
Chartres

Wir haben vor, in La Ferté-Bernard zu übernachten. Der Stellplatz gefällt uns aber überhaupt nicht. Direkt an der Straße und unsagbar staubig. Da ein kräftiger Wind geht, wehen Staubschwaden über den Platz. Nein Danke! Im Nachbardörfchen Cherré-Au finden wir einen wunderbaren Parkplatz bei den Sportanlagen. Geteert und ruhig. Und wir sind mutterseelenalleine!

Übernachtungsplatz in Cherré-Au

Nach einem kurzen Stadtbummel, und einem schnellen Frühstück im Straßencafe in La Ferté-Bernard, geht‘s los Richtung Bretagne. Wir freuen uns schon auf das Meer!

Einen Übernachtungsstop legen wir aber noch in Fougères ein. Der Ort liegt auf einem Felssporn über dem Fluss Nançon. Am Fuß dieses Felsens liegt die ebenfalls auf felsiger Höhe stehende Burg aus dem 12. Jahrhundert. Dieses Bollwerk war an dieser Stelle strategisch bedeutend, da hier die Grenze zwischen der Bretagne und dem Gebiet der französischen Krone verlief. Deshalb war dieser Ort auch mehrfach heftig umkämpft.

Wir setzen uns an diesem herrlichen Sommerabend in ein kleines Bistro mit Blick auf die Burg, und genießen unsere Reise. Sehr schön!

Fougères
Fougères

Heute Nacht hat es zum ersten Mal während dieser Reise geregnet. Als wir zur Stadtbesichtigung aufbrechen, nieselt es immer noch ein bisschen. Es hat leider nicht abgekühlt und ist unglaublich schwül.

Durch den schön angelegten Stadtpark erklimmen wir über schmale Stege den Ort auf dem Berg. Es geht lange und sehr steil nach oben. Belohnt werden wir mit einem Bummel durch ein wirklich sehr schönes und sehenswertes Städtchen, mit ansprechenden Geschäften und Restaurants.

Fougères

Wir bringen unsere Stadtbesichtigung gerade noch zu Ende, als es wieder richtig fest anfängt zu regnen. Glück gehabt! Nur noch schnell beim Bäcker frisches Baguette eingekauft und los geht die Fahrt Richtung Saint-Malo. Wir fahren zum Wohnmobilstellplatz von Rothéneuf, einem Vorort von Saint Malo, direkt am Meer. Der Platz ist brechend voll. Da wir keine vernünftige Alternative kennen, müssen wir wohl oder übel bleiben. Morgen möchten wir dann mit dem Stadtbus in die Innenstadt fahren.

Der erste Bus vom Übernachtungsplatz in die „Intras Muros“, die Altstadt von Saint-Malo, fährt erst um halb elf. Entsprechend groß ist der Andrang als das Fahrzeug eintrifft. Fahrkarten gibt es keine. Der Busfahrer stellt stattdessen eine Chipkarte aus, auf welcher der Fahrpreis abgebucht wird. Die sollte man direkt entwerten, damit die Fahrt auch bezahlt wird. Da wir das nicht wissen, werden wir unabsichtlich zu „Schwarzfahrern“. Aber wir haben für die Rückfahrt noch Guthaben auf der Karte!

Saint-Malo ist ein wuchtiger Häusermoloch aus grauem Granitstein. Den Charme der Stadt machen die vielen kleinen Geschäfte, Boutiquen, flanierenden Menschen, Restaurants und Straßenkünstler aus. Und die vielen kleinen Boutiquen sind verführerisch!

Von unserem letzten Besuch kennen wir ein Restaurant, in welchem wir – für die touristischen Verhältnisse in Saint-Malo – sehr lecker gegessen haben. Und tatsächlich trügt unsere Erinnerung uns nicht. Auch heute können wir mitten im Touristentrubel sehr gut zu Mittag essen. Sehr erfreulich!

Saint-Malo
Saint-Malo
Saint-Malo
Saint-Malo

Da es von Saint-Malo aus nur ein paar Kilometer bis nach Saint-Suliac sind, fahren wir weiter in das schöne Dörfchen (Les Plus Beaux Villages de France). Der kleine Fischerort liegt am Rande des Flusses Rance. Viele der Gassen sind blumengeschmückt und gesäumt von schönen Granithäusern aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Am Hafen gibt es herrlich duftende, bretonische Crêpes zu kaufen. Die schmecken phantastisch!

Saint-Suliac

Heute Nacht hat es kräftig gewittert und geregnet. Und es hat deutlich abgekühlt. Von Saint-Suliac aus ist es entlang des Flusses Rance nicht weit nach Dinan. Nach einem Spaziergang am Hafen, in welchem sich vom Mittelalter an Handel entwickelt hat, gehen wir weiter in Richtung einer alten steilen Pflasterstraße, die den Hafen mit der mittelalterlichen Stadt verbindet. Diese charmante Straße mit ihren Holzfachwerkhäusern und zahlreichen Läden der hier lebenden Künstler und Handwerker, war früher die Straße der Tuchweber und Gerber. Heute sind an deren Stelle Holzvergolder und Glasbläser getreten. Die Straße ist wirklich sehr steil und wir machen bevor wir die Oberstadt erreichen kehrt. Das üppige Mittagessen wiegt zu schwer!

Dinan
Dinan
Dinan
Dinan

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